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Das unsittliche Bündnis zwischen Staat und Säkular-Theologie

15. April 2024

Kommentar und Kategorisierung

Das Historienbild aus dem 19. Jahrhundert zeigt König und Bischof mit einem Vertragsdokument vor dem Hintergrund der Münchener Marienkirche

Das zählebige Bündnis zwischen Thron und Altar am Beispiel München

Wenn der Staatsminister den Bischof energisch zur Ordnung ruft und die Presse – säkular wie ehedem kirchlich – dem unisono beipflichtet, sind wir nicht in Chi­na, sondern in Bayern. Dort bemüht sich der Regens­burger Bischof Voderholzer seit Jahren darum, die „Priesterquote“ unter den theologisch-lehrenden des Landes zu erhöhen – derzeit ist von 16 Professor*innenstellen im Lande nur eine mit einem Priester besetzt. Da sich die Zitierkartelle und Berufungsmafias, die Deutschlands theologische Fakultäten fest im Griff haben, jedoch konstant weigern, Priester-Theologen zu berufen, versagt Bischof Voderholzer – so behauptet es zumindest die Stimme der Medien – seit vier Jahren einem Professor-Kandidaten die erforderliche bischöfliche Zustimmung. Das löst unter Kandidaten und Kandidatinnen beträchtliche Unruhe aus – je länger Stellen offen bleiben, desto größer wird die Chance, daß alle dahinter kommen, daß kein Mensch die dort gelehrte „Wissenschaft“ braucht, am allerwenigsten die Kirche. Dann kommt die Staatsregierung am Ende noch auf den Gedanken, die Stelle abzuschaffen oder umzuwidmen – große Katastrophe, auch hier wieder: am allerwenigsten für die Kirche.

Die Lobby der Noch-berufen-werden-wollend*innen hat sich daher an den Kultus-Minister (allein bei dem Titel lachen inzwischen sämtliche Hühner) gewandt, und der wiederum hat den Bischof ermahnt, Stellen-Besetzungen nicht länger zu verzögern: Nirgendwo sei eine „Priesterquote“ gesetzlich erwähnt; die Berufungsverfahren seien nicht dafür gedacht, „Anliegen der Kirche zu transportieren“, statt dessen sei es entscheidend, am „Prinzip der Bestenauslese“ festzuhalten. Das erscheint nun freilich, wenn man mal so betrachtet, was für traurige Gestalten in den vergangenen Jahren zu Lehrenden an den theologischen Fakultäten in Bayern und anderswo berufen worden sind, einigermaßen gewagt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen erwecken diese Berufenen eher den Eindruck, daß sie in kluger Einsicht in ihre Grenzen gar nicht erst versucht haben, sich der Konkurrenz echter Genderwissenschaftler*innen, Jugendsoziolog*inen und Migrationstheoretiker*innen usw. an einer soziologischen Fakultät zu stellen, sondern gleich unter die Fittiche eines wohlvernetzten Clan-Chefs an einer der vor sich hin dämmernden theologischen Lehrkanzeln geschlüpft sind, um früher oder später das große Ziel ihres ganzen Trachtens und Strebens zu erreichen: Die Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit und die Pensionsgrenze.

Von wegen „Bestenauslese“.

Soweit die komische Seite. Die ernsthaftere besteht natürlich darin, daß man zwar nicht wie die Trottel von der Süddeutschen überschrifteln kann: „Wer kein Priester ist, muß draußen bleiben“, wenn gerade in der Zeile drüber berichtet wird, daß nur ein einziger Priester eine der 14 Lehrenden-Stellen an der Regensburger Uni innehat – daß aber hier doch ein reales Problem angesprochen wird, wenn auch verkehrt herum. Es ist das Problem, daß in den letzten Jahrzehnten Priester, von denen man ihrem ganzen Lebensentwurf nach doch in höherem Maße erwarten kann, die Wahrheit des katholischen Glaubens nicht nur auf Papier darzulegen, sondern auch im Zeugnis zu verkünden, daß diese im höheren Sinne „Berufenen“ nachgerade systematisch von Lehrpositionen ausgeschlossen worden sind.

Nicht, daß es ein besonders erstrebenswerter Zustand gewesen wäre, wenn bis weit in die Nachkriegszeit hinein theologische Professuren an katholischen Fakultäten fast automatisch und auf jeden Fall vorzugsweise mit Priestern besetzt waren. Damit blieben wichtige Lebens- und Erfahrungsbereich unterbelichtet, und Frauen kamen praktisch überhaupt nicht vor. Nicht nur zu ihrem Nachteil, sondern auch zum Nachteil der Wissenschaft.

Wenn jetzt die Verhältnisse geradezu umgekehrt sind, mag das dem einen oder der anderen als erfreuliches Resultat einer gelungenen Revolution erscheinen – aber mit jeder neue erscheinenden (oder vielfach gleich in faktischer Nichtöffentlichkeit versenkten) und womöglich „kumulativ“ zusammengebastelten Dissertation an einem theologischen Institut tritt auch die Schattenseite solcher Revolutionen zu Tage: Sie kommen (mit ein wenig Glück) nicht nur bisher Benachteiligten zu Gute, sondern befördern zumeist gerade die am wenigsten kompetenten, aber am meisten anpassungsfähigen Gestalten nach oben.

So schaut es in weiten Bereichen der deutschen Universitäts- und Staatstheologie derzeit aus, und wenn Bischof Voderholzer versucht, da zumindest ein wenig gegenzusteuern, kann man ihm nur viel Erfolg wünschen. Und im Übrigen muß man abwarten, ob die von Kardinal Woelki gegen alle Widerstände aus der Theologenmafia unbeirrt vorangebrachte „Kölner Hochschule für Katholische Theologie“ im Stande sein wird, dem Widerstand gegen die ansonsten weitgehend durchgesetzte Beamtentheologie neuen Auftrieb zu geben..

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