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Kardinal Fernandez schafft das Übernatürliche ab — Marienerscheinungen sollen gecancelt werden

Von Joachim Heimerl

22. Mai 2024

2 - Theologie

Das Bild zeigt eine in altmeisterlicher Malweise ausgeführte reich geschmückte Statue der Madonna mit dem Jesuskind, wobei die Gesichter wie aus dunklem Holz geschnittzt erscheinen und afrikanische Züge tragen.

ULF von Kibeho; zu einer Marienerscheinung in Runda, die 2001 vom Ortsbischof als authentisch anerkannt wurde. — Gefunden auf dem Markt für Gebrauchskunst (Etsy)

Das „Dikasterium für Glaubenslehre“ hat kurz vor Pfingsten ein neues Dokument herausgebracht. Es ist das dritte in der Amtszeit des umstrittenen Kardinalpräfekten Fernandez, und dürfte die Katholiken in aller Welt ebenso in Aufruhr versetzen wie die beiden vorausgehen­den. - Lassen Sie es mich vorwegnehmen: All­mäh­lich wäre es an der Zeit, das Dikasterium umzubenennen: „Dikasterium für Glaubens­losigkeit“ wäre noch die harmloseste Bezeich­nung.

Doch der Reihe nach: Das neue Dokument klingt wenig spannend: „Normen für das Verfahren zur Beurteilung mutmaßlicher übernatürlicher Phänomene.“ Was sich hinter dem sperrigen Titel verbirgt, ist allerdings toxisch: Vereinfacht gesagt geht es darin um Marienerscheinungen und wie man sie neutralisieren oder canceln kann.

Das ist nicht ohne Brisanz, denn unzählige Katholiken sind in ihrem Glaubensleben von solchen Erscheinungen wesentlich inspiriert; das neue Dokument - und erst recht seine Anwendung - dürfte deshalb keinen breiten Beifall bei den Gläubigen finden. Und dies umso weniger, wenn man die Aussagen durchschaut, die dahinter stecken.

Dabei ist das Vorgehen immer gleich: Kardinal Fernandez gibt sich den Anschein der Glaubenstreue, um den Glauben auszuhebeln. Das war in dem häretischen Segens­dokument „Fiducia supplicans“ ebenso zu beobachten wie - etwas subtiler - in „Dignitas infinita“, in dem es um die Menschenwürde ging.

Nun sind also die Marienerscheinungen dran, und Fernandez betont, dass es sich bei ihnen stets um „Privatoffenbarungen“ handelt, die nicht zum Glaubensgut gehören. Das ist richtig und nicht neu, doch darum geht es nicht.

Vielmehr geht um etwas, das gar nicht gesagt wird: Es geht darum, dass solche Erschei­nungen einfach stattfinden und vor allem darum, dass sie ganz erheblich stören. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um historische und kirchlich anerkannte Erscheinungen handelt wie in Lourdes (1858) und Fatima (1917) oder aber um aktuelle, wie beispielsweise in Medjugorje (seit 1981).

Doch wen stören diese Erscheinungen konkret? Sicher nicht die Abermillionen Pilger, die durch sie Gnade, Umkehr und Heilung erfahren. Sie stören aber all die, die nicht mehr an Gott glauben und hier vor allem jene, die hohe und höchste kirchliche Ämter bekleiden, das heißt: Fernandez und Co.

Wer eine „synodale“, menschengemachte Kirche errichten will und den Glauben nach seinen Vorstellungen verfälscht, der kann Marienerscheinungen nicht brauchen. Immerhin verweisen sie wie ein Ausrufezeichen auf Gott als den Herrn der Kirche; und sie erinnern daran, dass wir nur IHM und SEINER endgültigen Offenbarung verpflichtet sind. - Die ist allerdings häufig das Gegenteil von dem, was Kardinal Fernandez im Auftrag des Papstes lehrt.

Long story short: Marienerscheinungen sind für die Propaganda der synodalen „Kirchenreformer“ nicht zu gebrauchen, und deshalb sollen sie entscheidend relativiert werden. Aus diesem Grund attestieren die neuen „ Normen“ zukünftig bestenfalls noch die Unbedenklichkeit solcher Phänomene, aber eben nicht mehr - wie bisher - deren übernatürlichen Charakter. Das heißt: Die Kirche setzt hinter alles Übernatürliche höchstens ein Fragezeichen und belässt es grundsätzlich dabei.

Indirekt sind von dieser Regelung natürlich auch bereits anerkannte Erscheinungen betroffen, denn das Signal der „Normen“ ist klar: Es gibt keine zuverlässigen Aussagen über das Übernatürliche. Diese Auffassung ist ungeheuer und sie ist auch häretisch, da sie indirekt Gott selbst leugnet oder wenigstens seine Macht in unsere Gegenwart einzugreifen.

Insofern geht das neue Dokument über Marienerscheinungen weit hinaus. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die gegenwärtige Schieflage der Kirche, in der der überna­tür­liche Glaube absolut keine Rolle mehr spielt.

Dass das so ist, haben bereits die Dokumente „Fiducia supplicans“ und „Dignitas infinita“ gezeigt. Und auch die „Weltsynode“ dient eben nicht dazu, das Glaubensgut zu verteidigen oder zu vertiefen, sondern es dem Zeitgeist anzupassen. Damit das klappt, greift man zu einem Trick, den man im synodalen Sprachgebrauch: „Gespräch im Heiligen Geist“ zu nennen pflegt: Es geht darum, auf den „Heiligen Geist“ zu hören und auf das, was er der Kirche - angeblich - „Neues“ sagt.

Ist das nicht erstaunlich? Denn selbst wenn der Heilige Geist wirklich zur Synode sprechen würde, würde es sich hierbei um eins von jenen „übernatürlichen Phänomenen“ handeln, das die neuen „Normen“ in Abrede stellen. Und: Das Resultat davon wäre etwas, das es nach der Lehre der Kirche nicht gibt, nämlich eine neue Offenbarung Gottes, die mit der vorherigen noch dazu nicht mehr übereinstimmt.

Lassen Sie es mich deshalb so simpel sagen, wie es ist: Angeblich „übernatürliche Phänomene“ werden jetzt nur noch dann akzeptiert, wenn sie dem kirchenpolitisch zerstörerischen Programm des Papstes entsprechen. Alles andere - und damit sind auch die Erscheinungen der Seligen Jungfrau Maria gemeint - gilt in Zukunft höchstens als „unbedenklich“ und damit als bedeutungslos. Allerdings hat die Sache einen Haken: Auch wenn Erscheinungen „Privatoffenbarungen“ sind, hat es Gott zu allen Zeiten gefallen, zu seinem Volk zu sprechen und es zu führen, denn nur Gott ist der souveräne Herr der Kirche und nicht Franziskus oder gar Fernandez. Die neuen „Normen“ können dies nicht verhindern, und deshalb könnten sie schon bald vom Himmel eingeholt werden. Gott selbst oder die Selige Jungfrau Maria haben nämlich eins nicht nötig: Die Anerkennung des Papstes oder seines Glaubenspräfekten.

Dass das so ist, zeigt wohl als berühmtestes Beispiel das Sonnenwunder von Fatima, das am 13. Oktober 1917 hunderttausend Menschen erlebten: Dieses Wunder war so überwältigend und so offensichtlich übernatürlich, dass die kirchliche Anerkennung der Erscheinungen eine nachträgliche Formsache blieb. Auch heute dürfen wir sicher sein: Die Selige Jungfrau, die damals den Unglauben der portugiesischen Kommunisten zermalmte, wird auch den neuen Unglauben in der Kirche zerstören; womöglich werden dies Franziskus und Fernandez noch im Amt erleben. - Immerhin: In Medjugorje sind zehn Geheimnisse für die nahe Zukunft angekündigt, die drei Tage vor ihrem Eintreten der Welt verkündet werden sollen. Und auch in Garabandal (1961-65) sagte die Selige Jungfrau einst eine Warnung voraus, darauf ein Wunder und schließlich das Gericht.

All dies soll übrigens nach einem Ereignis eintreten, das im kirchlichen Sprachgebrauch damals unbekannt war, nämlich nach einer bedeutenden „Synode“! Die Halbwertszeit der neuen „Normen“ könnte deshalb vielleicht sehr kurz sein; die der glaubenslosen „Synodalkirche“ und der „Weltsynode“ womöglich auch. - Wir werden sehen!

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