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Die Benediktiner in den Rocky Mountains

07. März 2025

4 - Gemeinden und Gemeinschaften

Die Luftaufnahme des Kloster-Geländes zeigt im Vordegrund die Kirche, den Kreuzgang und weitere Klostergebäude. Im Mittelgrund die Berge der Rocky Mountains und ganz hinten die Helligkeit der heraufziehenden Sonne.

Sonnenaufgang über dem Kloster bei Silver City

Wer eine Landkarte mit Markierungen für die Benediktinerklöster der katholischen Tradition führt, kann darauf einen – zumindest für uns neuen – dicken Punkt einzeichnen: Das Kloster unserer Lieben Frau von Guadaloupe, 12 km nördlich von Silver City in New Mexico.

Silver City klingt größer, als es ist: Die Kleinstadt hat knapp 10 000 Einwohner und liegt kurz vor dem Ende der bewohnt Welt an einem Berghang zwischen den Wildnis-Schutzgebieten der Rocky Mountains und einer bis zur mexikanischen Grenze reichen­den Wüstensteppe. Die Verkehrsanbindung ist bescheiden; Ruhe und Einsamkeit sind garantiert – sieht man einmal davon ab, daß das ehemalige Atomtestgelände von Los Alamos und das als Urlaubsziel von Aliens berühmt geworden Roswell gerade einmal 250 bzw. 400 km entfernt liegen, für US-Verhältnisse nur ein Katzensprung. Aber auch diese Orte haben die Zeit, in der ihre Namen alltäglich in den Abendnachrichten erschienen, schon lange hinter sich.

Das Kloster selbst liegt dann noch ein paar Meilen weiter in den Bergen. Es sieht, wie bei den klösterlichen Gemeinschaften der Tradition in den USA beliebt, aus, als ob es gera­de­wegs aus der Toskana eingeflogen worden wäre. Gegründet wurde es von Fr. Cyprian OSB und wenigen Mitstreitern 1991 im Geiste des „Reformbenediktiners“ Fr. Jean-Baptiste Muard (1809 – 1854) und unter wohlwollender Begleitung von Erzbischof Lefebrvre; ihm bzw. dessen Nachfolgern als Weihbischöfen der Piusbruderschaft sind die Mönche auch jetzt noch eng verbunden. Heute hat die Gemeinschaft etwa 40 im Kloster lebende Mitglieder; die Bauplanung, die inzwischen bereits zu großen Teilen verwirk­licht werden konnte, ist auf etwa 60 Klosterbrüder ausgelegt. Es gibt seit einiger Zeit auch einen weiblichen Zweig, die „Schwestern des hl. Joseph, Schutzherrn der Jung­frau­en“, deren entstehender Konvent einige Kilometer vom Hauptkloster entfernt ange­sie­delt ist. Gegenwärtih hat die Frauengemeinschaft etwa 10 Mitglieder; die Baulichkeiten fassen einen Endstand von vielleicht 25 Nonnen ins Auge.

Noch deutlicher als in anderen Richtungen der benediktinischen Ordensfamilie steht bei den Gemeinschften, die sich in der Tradition von Fr. Muard sehen, das kontemplative Leben im Zentrum. In einem lesenswerten Artikel auf der Website des Distrikts Öster­reich der Piusbruderschaft fanden wir dazu folgende Ausführungen:

Es begint ein Zitat

In dem von ihm gegründeten Kloster Abbaye de la Pierre-Qui-Vire stand dabei der Wille im Vordergrund, das monastische Apostolat der Kirche in seiner reinsten und ursprünglichsten Form wiederherzustellen, wie es von den Aposteln, den Kirchenvätern und insbesondere den Wüstenvätern gelebt wurde.

Das Klosterleben soll nicht anderen apostolischen Zwecken (z.B. Schule, Wissenschaft, Mission, Seelsorge) untergeordnet werden, sondern allein der Kontemplation und der reinen Gottessuche.

Konkret schlägt sich diese Interpretation des Klosterlebens auch im Tages­ablauf der Mönche nieder: Der Benediktiner-Mönch lebt den umgekehrten Weg des weltlichen Tages und steht nachts auf, um sich mit den Dingen seines Vaters zu beschäftigen. (Lukas 2, 49)

Um 3 Uhr morgens läutet die Glocke. Es folgen das lateinische gesungene Stundengebet in den uralten Melodien des gregorianischen Chorals, gefolgt von einer Betrachtung und schließlich der Laudes. Um 7:30 Uhr, wenn ande­re aufstehen, haben die Mönche schon vier Stunden gebetet und meditiert. Insgesamt sieben Mal rufen die Glocken täglich zu den liturgischen Gebets­stunden. Hinzu kommt die tägliche hl. Messe jedes Priestermönchs und das gemeinsame Konventamt. All das spiegelt den Geist wider, daß dem Lob Gottes nichts anderes vorzuziehen sei. (…)

Das Gebet wird durch die Handarbeit ergänzt, von der niemand ausgenom­men wird. So sehen die Benediktiner in der täglichen Handarbeit eine ständige Anrufung des hl. Josef, aber auch die Nachahmung des filius fabri, des Sohns des Handwerkers. Wie von der Regel vorgeschrieben, betreibt das Kloster einen Bauernhof und mehrere Werkstätten, darunter auch einen Klosterladen. Im Handwerk und in der Landwirtschaft, mit den Produkten verschiedener Nutztiere wie Milch, Geflügel und dem Spinnen von Wolle, der Bäckerei, der Leder- und Eisenverarbeitung, der Holzbearbeitung, dem Buch­druck und anderen Arbeiten, die Materialien verwenden, die von Gott zu seiner größeren Ehre geschaffen wurden, wird immer auch die göttliche Ord­nung geehrt, die in jeden Aspekt des Lebens einfließt.“

Um ihre Produkte, deren Verkauf ganz wesentlich zum Unterhalt und Ausbau des Klosters beiträgt, auch an den Mann und die Frau zu bringen – mit Laufkundschaft ist nicht zu rechnen – haben die Mönche einen gut bestückten Webshop eingerichtet. An­ders als ihre Mitbrüder in Norcia, die sich der alteuropäischen Kunst des Bierbrauens verschrieben haben, pflegen die Benediktiner in den Rocky Mountains das wohl ebenso anspruchsvolle Handwerk des Kaffee-Röstens; derzeit hat ihr Webshop unter der Marke „Abbey Roast“ neun Sorten verschiedener Herkunftsgebiete und Röstungsarten im An­ge­bot. Daneben gibt es Seifen, Duftwässer, Devotionalien – und ein reiches Sortiment von Klappmessern mit handgeschmiedeten Klingen japanischen Stils. Was man eben in der Wildnis so braucht.

Um auf den Anfang dieses Beitrags mit den benediktinischen Punkten auf der Landkarte zurückzukommen: Die dicksten Punkte sind natürlich die beiden französischen Benedik­ti­nerklöster in Forntgombault und Le Barroux. Dann in den USA die ursprünglich von Forntgombault aus gegründete Our Lady of Clear Creek Abbey, und natürlich das umge­kehrt von Amrika aus gegründete und auch hauptsächlich von amerikanischen Mönchen besiedelte Kloster in Norcia, der Geburtsstadt des hl. Benedikt. Dann werden die Punkte aber schon kleiner. In Deutschland gibt es die Benediktiner von Reichenstein, von denen wir in den letzten Jahren wenig gehört haben, in Frankreich Bellaigue, beide der Pius­bru­derschaft nahestehend. Im brasilianischen Niterói soll es ein ebenfalls der FSSPX ver­bundenes Benediktinerkloster „Unserer lieben Frau von der unbefleckten Empfängnis“ geben – von dem wir aber noch nicht einmal eine Website gefunden haben, und das war es dan auch schon – zumindest was die dem überlieferten Ritus folgenden Männer-Gemeinschaften nach der Regel des hl. Benedikt betrifft.

In der Abtei von Vyšší Brod/ Hohenfurth residieren Zisterzienser; die „Transalpinien Redemptoristen“ folgen der Spirituaität Alfons’ von Liguoris, dann gibt es auch noch einige Gemeinschaften, die der Ordnung der Augustiner-Chorherren folgen. Der „Elephant in the room“ sind die seit der Verfolgung von 2013 unter Zwangsverwaltung stehenden Franziskaner der Immakulata (ursprünglich über 400 Mitglieder), die zum Teil in den „Untergrund“ gegangen sind, zum Teil mehr oder weniger unfreiwillig einen Maulkorb tragen und jedenfalls als Gegenstand öffentlicher Behandlung derzeit eher wenig hergeben.

Vielleicht kann der eine oder andere Leser uns auch noch auf weitere Ordengemein­schaften der Tradition aufmerksam machen, über die bei Gelegenheit eingehender zu berichten wäre.

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