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Hilferuf der syrischen Patriarchen angesichts des islamistischen Terrors

09. März 2025

4 - Gemeinden und Gemeinschaften

Die Photomontage zeigt nebeneinander in Frontalansicht die Porträtphotos der drei Patriarchen

Johannes X. – MOR IGNATIUS APHREM II. – YOUSSEF ABSI

Seit Tagen führen die zunächst als Befreier von der Assad-Herrschaft hochgepriesenen neuen islamistischen Herren des Kandes einen Terrorfeldzug gegen „Abtrünnige“ – damit meinen sie die Alawiten der Küstendörfer - und „Ungläubige“ – die im ganzen Land weit verstreut lebende christliche Minderheit. Die Zahl der ermordeten Zivilisten wird von den wenigen noch im Lande tätigen unabhängigen Beobachtern als „an die tausend“ angegeben. Die im Internet kursierenden und zumeist von den ruhmsüchtigen Mörderbanden selbst veröffentlichten Videos zeigen unbeschreibliche Szenen.

Die drei wichtigsten Patriarchen des Landes – die bemerkenswerterweise alle den gleichen Titel „Patriarch von Antiochien und des ganzen Ostens“ führen und deren Verhältnis durch viele theologische Differenzen und historische Konflikte belastet ist – haben sich jetzt in einem gemeinsamen Hilferuf an die Weltöffentlichkeit gewandt. Hier die Übersetzung nach dem Text auf der Webseite des gemeinsamen Rates der Kirchen des Mittleren Ostens.

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Gemeinsame Erklärung der Patriarchen in Syrien

Damaskus, 8. März 2025

In den letzten Tagen kam es in Syrien zu einer gefährlichen Eskalation von Gewalt, Brutalität und Morden. Dabei kam es auch zu Angriffen auf unschuldige Zivilisten, darunter Frauen und Kinder. Häuser wurden verletzt, ihre Unantastbarkeit missachtet und Eigentum geplündert – Szenen, die das immense Leid des syrischen Volkes deutlich widerspiegeln. Die christlichen Kirchen verurteilen aufs Schärfste jegliche Handlung, die den inneren Frieden bedroht. Sie verurteilen zugleich die Massaker an unschuldigen Zi­vi­listen und fordern ein sofortiges Ende dieser grausamen Taten, die im krassen Wider­spruch zu allen menschlichen und moralischen Werten stehen.

Die Kirchen fordern außerdem die rasche Schaffung von Bedingungen, die einer natio­nalen Versöhnung des syrischen Volkes förderlich sind. Sie fordern dringend Bemühun­gen, ein Umfeld zu schaffen, das den Übergang zu einem Staat erleichtert, der alle seine Bürger respektiert und die Grundlage für eine Gesellschaft legt, die auf gleichberechtig­ter Bürgerschaft und echter Partnerschaft beruht und frei von der Logik der Rache und Ausgrenzung ist. Gleichzeitig bekräftigen sie die Einheit des syrischen Territoriums und lehnen alle Versuche ab, es zu spalten.

Die Kirchen rufen alle betroffenen Parteien in Syrien auf, ihrer Verantwortung nachzu­kommen, der Gewalt ein Ende zu setzen und nach friedlichen Lösungen zu suchen, bei denen die Menschenwürde gewahrt und die nationale Einheit bewahrt wird. Wir beten, dass Gott Syrien und sein Volk beschützt und dass im ganzen Land Frieden herrscht.

JOHANNES X

Griechisch-orthodxer Patriarch von Antiochia und des gesamten Ostens und Präsident des Nahost-Kirchenrates für die orthodoxe Familie

MOR IGNATIUS APHREM II

Syrischer Patriarch von Antiochia und des gesamten Ostens, Oberhaupt der universalen syrisch-orthodoxen Kirche und Ehrenpräsident des Rates der Kirchen im Nahen Osten

YOUSSEF ABSI

Melkitisch-griechisch-katholischer Patriarch von Antiochia und des gesamten Ostens und Ehrenpräsident des Rates der Kirchen im Nahen Osten

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Einen Artikel mit ausführlichen Informationen zu historischen und politischen Hintergründen der Christenverfolgung in Syrien bringt am 10. 3. katholisches.info.

Eine auf theologische Aspekte des Verhälnisses von Christentum und Islam abzielende Betrachtung bringen am gleichen Tag die Nachtgedanken.