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Nachtrag zum 25. März: Annuntio Mariæ und Dismas

29. März 2025

1 - Liturgie

Aus einem großangelegten Bild der Kreuzigungszene zeigen wir nur den Ausschnitt mit dem zentralen Christus und Dismas zu seiner Rechten, der sich ihm gläubig zuwendet und von einem Engel mit dem Kranz des Martyriums gekrönt wird.

Die Versöhnung des guten Schächers

Im Jahrestags-Artikel vom 25. März über Evan­gelium Vitae haben wir einen Hinweis darauf versäumt, daß Papst Johannes Paul II dieses Lehrschreiben nicht willkürlich an diesem Da­tum veröffentlichte, sondern mit gutem Grund: Nämlich deshalb, weil die Kirche an diesem das Fest der Verkündigung Mariens begeht – und damit des Wunders gedenkt, das nicht nur mit der Menschwerdung des göttlichen Wortes ver­bunden ist, sondern mit jeder Menschwerdung, wenn die nach Menschenwerk und -wille befruchtete Eizelle aus der Hand des göttlichen Schöpfers ihre menschliche Seele erhält. Wer einen unseren früheren Beiträge zum Fest der Verkündigung nachlesen möchte, wird hier fündig.

Am 25. 3. verzeichnet das traditionelle Martyrologium Romanum noch einen weiteren Gedenktag, der allerdings – soweit wir das sehen – aus dem Gedächtnis der Kirche der Gegenwart praktisch völlig verschwunden ist: Das Gedenken des „guten Schächers“ Dis­mas, dem wir bereits 2021 einen längeren Beitrag gewidmet haben. Das „Vergessen“ Dismas ist nicht zuletzt eine Folge der großen Rationalisierungswelle des westlichen Christentums, deren Protagonisten die traditionell fünfteilige Kreuzigungsgruppe mit Christus, Maria und Johannes sowie den beiden mit dem Erlöser gekreuzigten Schächern zunächst auf Maria und Johannes unter dem Kreuz Christi reduzierten, bis sie schließ­lich auch den Anblick des leidenden Erlösers nicht mehr ertrugen und oft durch ein nacktes Holzkreuz ersetzten.

Dieses Vergessen ist umso bedauerlicher, als der „gute Schächer“ (was auch immer sein wirklicher Name gewesen sein mag) zu den wenigen Heiligengestalten gehört, die in den Texten der überlieferten Liturgie ausdrücklich genannt sind – und zwar nicht nur quasi der Form halber als Variable in den Orationen der Votivmesse „von einem heiligen Be­ken­ner, der nicht Bischof war“, sondern an ganz zentraler Stelle als Ausdruck des Glau­bens, der Einsicht in die eigene Fehlbarkeit und Bußbereitschaft und der Hoffnung auf die Erlösung.

Die eine Stelle ist die dritte Strophe des Fronleichnams-Hymnus „Adoro te devote“ des hl. Thomas von Aquin:

In cruce latebat sola Deitas,
At hic latet simul et humanitas;
Ambo tamen credens atque confitens,
Peto quod petivit latro paenitens.

(Am Kreuze war nur Deine Gottheit verborgen, doch hier (in der Eucharistie) ist zugleich auch die Menschennatur unsichtbar. Dennoch glaube und bekenne ich beides und erbitte das, worum auch der bußfertige Schächer bat.)

Die zweite Fundstelle ist die Sequenz „Dies Irae“ aus der Totenmesse, wo es in der 13. Strophe heißt:

Qui Mariam absolvisti,
Et latronem exaudisti,
Mihi quoque spem dedisti.

(Du hast (der Sünderin) Maria vergeben und den Schächer erhört und so auch mir Hoffnung gegeben.)

Aber wer singt heute noch bis zur 13. Strophe, und an den Tag des Zornes denken wir auch nur noch höchst ungern – wenn überhaupt. Was aber nichts daran ändert, daß der Bericht vom bußfertige Schächer für Generationen unserer Vorfahren geradezu den Prototyp des „guten Todes“ nach einem in vielen Fällen höchst zweifelhaften Lebenslauf darstellte und damit Hoffnung und Vertrauen da bot, wo jede menschliche Hoffnung kraftlos bleiben muß. Und so geht es im Dies Irae dann in der folgenden Strophe weiter:

Preces meae non sunt dignæ
Sed tu sanctus fac benigne,
Ne perenni cremer igne.

(Meine Bitten sind wert- und kraftlos, aber Du Vollkommener in Deiner Güte überlaß mich nicht dem ewigen Feuer.)

Hl. Dismas – bitte für uns.

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