Pius Parsch zum Fest Christi Himmelfahrt
29. Mai 2025

Die Himmelfahrt des Herrn im Kreis der Getreuen
Zum Festgedanken: Der heutige Tag ist ein Triumph Christi. Ein Siegesfest; der Herr hat sich diesen Triumph wohl verdient. Erinnern wir uns nur an einzelne Phasen und Stationen seines Erdenlebens.Er verließ den Thron des Vaters, erniedrigte sich in den Schoß der Jungfrau, lag im rauhen Stall von Bethlehem, floh nach Ägypten vor seinem eigenen Volke, lebte verborgen in Nazareth als Handwerker, dann ging er sich müde durch das Judenland, um die verlorenen Schäflein zurückzuführen; wie viel Verkennung und Lieblosigkeit hat er von seinen Brüdern erfahren!
Zuletzt erduldete er sein Erlöserleiden vom Ölberg an bis auf Golgotha. Warum dies alles? Weil er uns liebte.Wozu dies alles? Um uns aus der Gewalt des Teufels loszukaufen und heimzuführen in das himmlische Vaterland.
Und jetzt ist sein Werk, dem er seine ganze Liebe, sein Herzblut, alles geschenkt hat, zu Ende. Heute kann er freudig zurückblicken auf sein vollbrachtes Lebenswerk. Gestern (zur Vigil) hat uns die Liturgie seine Himmelfahrt in zwei Bildern gezeigt: der Sieger zieht im Triumphe in die himmlische Stadt, er führt die Gefangenen mit sich – das sind wir, die erlösten Gotteskinder; er verteilt seine Beute – das sind die Erlösungsgnaden der Kirche. Der Sohn kehr heim ins Vaterhaus, wird vom Vater freudig empfangen, er stellt aber seine neuen Brüder und Schwestern dem Vater vor – das sind die erlösten Menschen.
Ja, wir können sagen, das heutige Fest ist zugleich das Fest der Thronbesteigung und der Krönung Christi als König des Himmels und der Erde.
Das Fest ist auch ein Freudentag für uns. Die Verherrlichung des Herrn in seiner Himmelfahrt ist auch die Erhebung der Menschennatur, ist auch unsere Verherrlichung. Das ist ein Gedanke, der die Kirchenväter tief ergriffen hat. Unsere menschliche Natur nimmt teil an der höchsten göttlichen Ehre. Christus ist ja mit dem Menschenleibe in den Himmel eingezogen, er sitzt also mit seiner menschlichen Natur auf dem Throne Gottes und wird dort mit dieser Natur in alle Ewigkeit verbleiben. Das ist eine unerhörte Auszeichnung für uns Menschen. Einer der Unseren, unser Haupt, sitzt am Throne Gottes, so sind auch wir, die Glieder seines Leibes, vergöttlicht. Darum singt die Festpräfation bedeutungsvoll: „Er ist erhoben worden, um uns seiner Gottheit teilhaftig zu machen“. Das ist ein göttlicher Adel, den er uns durch die Himmelfahrt erteilt. Es ist aber auch ein starker Imperativ, eine Forderung an uns:Das Sursum corda! Die Sünde steigt mit Christus nicht in den Himmel, diese ist wie eine Fessel, die uns an die Erde hält.Zersprengen wir diese Sündenbande. Erst müssen wir mit dem Herzen, mit dem Willen und der Begierde in den Himmel steigen („mit dem Herrn im Himmel wohnen“), dann werden wir mit Seele und Leib dem Herrn in den Himmel folgen.
Zum Ordinarium Viri Galilaei: Nach den kleinen Horen Prim und Terz feiern wir die Festmesse; sie ist die Höhe des Festes und mystische Vergegenwärtigung des Festgeheimnisses. Stationskirche ist St. Peter; wir sind in der großen Weltkirche in Rom zu den heiligen Mysterien versammelt, wo einst die Päpste Leo I. und Gregor I. ihre Homilien gehalten. Die Christkönigsfeste sind in St. Peter (Weihnacht, Epiphanie), St. Peter aber ist heute in Jerusalem, wo wir mit Christus Mal halten (Les. Und Ev.), ist auch der Ölberg, wohin wir den Herrn begleiten und von wo er aufsteigt. Der Introitus zeigt ein schönes Bild: Die Apostel zum Himmel blickend; ein Abbild der Kirche! Seitdem Christus hinaufgestiegen , blickt sie stets unverwandt und Sehnsuchtsvoll zum Himmel, bis er „wiederkommt“ (auch hier bricht die Parusiesehnsucht der Kirche durch).
Wir singen den eigentlichen Himmelfahrtspsalm (46), der heute durch fast alle Gesänge durchzieht: „Alle Völker klatschen Beifall“ (wir sind in der Heidenkirche St. Peter). Oratio: Seitdem der Meister im Himmel ist, „müssen auch wir mit dem Herrn im Himmel wohnen“. In Lesung und Evangelium nehmen wir an den letzten Erdenstunden des Herrn teil. In beiden Lesungen wird hervorgehoben, daß der Herr den Seinen „beim Mahle erschienen“ – auch uns erscheint er jetzt beim eucharistischen Mahle. Nach der Verkündung des Evangeliums wird die Osterkerze, das Symbol des Auferstandenen, ausgelöscht. Jetzt im Opfergang (Offertorium) stellen wir uns zum Festzug und begleiten den Herrn unter lautem Jubel und dem Schall der Posaunen in den Himmel; beim Mahlgang (Communio), wo wir wieder gegen „Osten“ ziehen, sehen wir ihn über alle Himmel emporsteigen.
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Die Kommentare zu den Fest- und Sonntagsmessen des Kirchenjahres von Pius Parsch (1884 - 1954) gehören mit denen von Kardinal Ildefons Schuster zu denjenigen, die dem Verständnisho&izon des „modernen Menschen“ am meisten entgegenkommen. Dennoch sind sie völlig rechtgläubig und in der Tradition der Kirche verwurzelt. Kein Vergleich zu den gewundenen Pseudo-Erklärungen, die beispielsweise aktuelle Ausgaben des Schott bieten. Und absolut kein Anlaß dazu, Pius Parsch als einen der Wegbereiter der spirituellen Verwahrlosung in Anspruch zu nehmen, die vielerorts die Praxis des Novus Ordo kennzeichnet.
Der Text ist entnommen der dreibändigen Augabe: Pius Parsch, Das Jahr des Heils, Klosterneuburg 1934, 2. Band, S. 457 – 461.
Nach wie vor zur Lektüre empfohlen sind auch unsere eigenen Beiträge zum Fest aus den Jahren 2023 und 2022.