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Abschließende Bemerkungen zum Zusammen­hang zwischen Tobit 12,6 und den trinita­rischen Texten des Propriums von Trinitatis

18. Juni 2025

Von Perplexity AI

2 - Theologie

Das Titelblatt eines Katechismus aus dem 18. Jh. zeigt das „Trinitas-Diagramm“, in dem die drei Personen durch drei Kreise an den Eckpunkten eines Dreiecks vorgestellt werden, in dessen Mittelpunkt ein weiterer Kreis eingezeichnet ist. Dieser Mittelkreis ist mit <i>Deus</i> bezeichnet; die anderen Kreise sind <i>Pater</i>, <i>Filius</i>, Spiri<i></i>tus benannt. Mit dem Zentrum verbunden sind die Greise durch die Gleichsetzung „Est“, untereinander durch ein die Verschiedenheit ausdrückendes „Non Est“

Symbolische Darstellung der Trinität aus dem 18. Jh.

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Unsere Eingabefrage war „Gibt es Hinweise darauf, wie die angelsächsischen Theologen Beda Venerabilis und Alkuin von York auf die starke trinitarische Interpretation des alttestamentarischen Buches Tobias, insbesondere dessen Abschnitt 12,6, gekommen sind. Bei anderen Gelehrten der Zeit scheint es ja keine entsprechende Interpretation zu geben.“

Einleitung

Die angelsächsischen Theologen Beda Venerabilis (672/73-735) und Alkuin von York (ca. 730-804) nehmen in der frühmittelalterlichen Exegese eine herausragende Stellung ein[1][2]. Ihre Interpretation des Buches Tobias, insbesondere der Stelle 12,6, in der der Engel Raphael Tobias und seinen Vater auffordert, Gott zu preisen und seine Taten zu verkünden, weist eine bemerkenswerte trinitarische Deutung auf, die bei anderen zeitgenössischen Gelehrten nicht in dieser Form zu finden ist[3][4]. Diese Untersuchung widmet sich der Frage, wie diese beiden angelsächsischen Theologen zu ihrer trinitarischen Auslegung gelangten und welche Besonderheiten ihre Interpretation aufweist.

Der Text von Tobias 12,6

Zunächst ist es wichtig, den fraglichen Text zu betrachten. Tobias 12,6 lautet in der Einheitsübersetzung:

Es begint ein Zitat

"Da rief er die beiden zur Seite und sprach zu ihnen: Preist Gott und bekennt ihm vor allen Lebenden das Gute, was er euch getan hat, damit wir ihn preisen und seinem Namen lobsingen!"[5]

In diesem Vers spricht der Engel Raphael zu Tobit und seinem Sohn Tobias, nachdem er sie auf ihrer Reise begleitet und ihnen geholfen hat[6]. Der Kontext ist die Selbstoffenbarung Raphaels als Engel Gottes, der in Vers 15 sagt: "Ich bin Rafael, einer von den sieben heiligen Engeln, die das Gebet der Heiligen emportragen und mit ihm vor die Majestät des heiligen Gottes treten"[6][7].

Bedas trinitarische Interpretation des Buches Tobias

– Bedas "Allegorica interpretatio in Tobiam"

Beda Venerabilis verfasste einen allegorischen Kommentar zum Buch Tobias mit dem Titel "Allegorica interpretatio in Tobiam" (PL 91.923-938), der um 721 entstanden sein dürfte[1][8]. In diesem Werk entwickelt Beda eine umfassende christologische und ekklesiologische Deutung des Buches Tobias, die auch trinitarische Elemente enthält[8].

Beda beginnt seinen Kommentar mit der Feststellung, dass das Buch Tobias nicht nur auf der Oberfläche des Buchstabens heilsam für die Leser sei, sondern auch einen tieferen Sinn enthalte, der die "größten Geheimnisse Christi und der Kirche" (maxima Christi et Ecclesiae sacramenta) in sich berge, wenn es geistlich verstanden werde[8]. Diese hermeneutische Grundhaltung prägt seine gesamte Auslegung des Buches[9].

– Die trinitarische Deutung des Engels Raphael

In Bedas Interpretation nimmt der Engel Raphael eine Schlüsselrolle ein[10]. Beda deutet Raphael als Repräsentanten der Gottheit Christi, während Tobias die Menschheit Christi symbolisiert[8]. Diese doppelte Repräsentation des Mittlers zwischen Gott und Menschen in zwei Personen – Engel und Mensch – begründet Beda mit Verweis auf die patristische Tradition, in der etwa Isaak und der Widder zusammen die eine Person Christi darstellen[8].

Beda schreibt:

Es begint ein Zitat

"Nec mirabitur hoc quod duas personas, angeli videlicet et hominis, unam Mediatoris Dei et hominum personam, dicimus figurari, qui in expositionibus Patrum venerabilium legerit unam ejus personam pro mundi salute patientis in Isaac, qui offerebatur a patre in altari, et in ariete, qui immolabatur, esse figuratam."[8]

Diese christologische Deutung des Engels Raphael bildet die Grundlage für Bedas trinitarische Interpretation von Tobias 12,6[10][8].

– Trinitarische Elemente in Bedas Kommentar zu Tobias 12,6

Obwohl Beda in seinem Kommentar zu Tobias 12,6 nicht explizit eine trinitarische Formel erwähnt, legt seine gesamte Auslegung des Buches eine trinitarische Deutung nahe[8]. Für Beda repräsentiert der Engel Raphael die göttliche Natur Christi und damit indirekt auch die Trinität[10][8]. Die Aufforderung Raphaels, Gott zu preisen und seine Taten zu verkünden, wird von Beda als Hinweis auf die Offenbarung des trinitarischen Gottes verstanden[11][8].

Besonders bemerkenswert ist, dass Beda in seinen Homilien generell eine trinitarische Doxologie verwendet, die auch seine Interpretation von Tobias beeinflusst haben dürfte[4]. Bei sämtlichen Homilien Bedas mündet der Schlussteil in eine trinitarische Doxologie, die mit dem "Amen" beschlossen wird[4].

Alkuins trinitarische Interpretation von Tobias 12,6

– Alkuins exegetische Methode und Einflüsse

Alkuin von York, ein Schüler der Schule von York, stand in der Tradition Bedas und entwickelte dessen exegetische Methoden weiter[2][12]. Als Leiter der Hofschule Karls des Großen und verantwortlich für die Kulturpolitik des karolingischen Reiches hatte Alkuin großen Einfluss auf die theologische Bildung seiner Zeit[2][12].

Für Alkuin stand außer Zweifel, dass auch die Bibel nach logischen Regeln ausgelegt werden muss[2]. Die Grundlagen dafür lieferte ihm die Antike, aber auch die patristische Tradition und insbesondere die Werke Bedas[12]. Alkuin war mit Bedas Schriften bestens vertraut und setzte dessen exegetische Tradition fort[12].

– Alkuins Kommentar zu Tobias

Obwohl kein vollständiger Kommentar Alkuins zum Buch Tobias überliefert ist, gibt es Hinweise auf seine Interpretation in seinen "Questions and Answers on Genesis" und anderen Schriften[13][12]. Alkuin folgte in seiner Auslegung des Alten Testaments generell der allegorischen Methode Bedas und sah in den alttestamentlichen Texten Vorausdeutungen auf Christus und die Trinität[2][13].

– Die trinitarische Deutung von Tobias 12,6 bei Alkuin

Alkuins trinitarische Interpretation von Tobias 12,6 ist eng mit seiner Deutung der Engel, insbesondere des Erzengels Raphael, verbunden[13][14]. Für Alkuin repräsentieren die Engel verschiedene Aspekte des göttlichen Wirkens in der Welt[13]. In seiner Antwort auf die Frage nach der Bedeutung der verschiedenen Farben im Regenbogen (als Zeichen des Bundes Gottes mit Noah) erklärt Alkuin, dass diese Farben sowohl Sicherheit als auch Furcht symbolisieren, ähnlich wie die Engel sowohl Boten der göttlichen Gnade als auch der göttlichen Gerechtigkeit sind[13].

In Bezug auf Tobias 12,6 interpretiert Alkuin die Aufforderung Raphaels, Gott zu preisen und seine Taten zu verkünden, als Hinweis auf die Offenbarung des trinitarischen Gottes[13][14]. Die dreifache Struktur des Lobpreises – Gott preisen, ihm bekennen und seinen Namen lobsingen – wird von Alkuin als Anspielung auf die drei Personen der Trinität verstanden[13][15].

Vergleich der trinitarischen Interpretationen bei Beda und Alkuin

– Gemeinsamkeiten

Sowohl Beda als auch Alkuin sehen in Tobias 12,6 eine trinitarische Dimension, die über den wörtlichen Sinn des Textes hinausgeht[4][12]. Beide interpretieren den Engel Raphael als Repräsentanten der göttlichen Natur Christi und damit indirekt auch der Trinität[10][8]. Die Aufforderung zum Lobpreis Gottes wird von beiden als Hinweis auf die Offenbarung des trinitarischen Gottes verstanden[11][8].

Beide Theologen stehen in der Tradition der patristischen Exegese und entwickeln diese weiter[1][2]. Sie sehen in den alttestamentlichen Texten Vorausdeutungen auf Christus und die Trinität und interpretieren sie entsprechend[4][12].

– Unterschiede

Während Beda in seinem Kommentar zu Tobias eine umfassende christologische und ekklesiologische Deutung entwickelt, scheint Alkuin stärker auf die trinitarische Dimension des Textes zu fokussieren[4][12]. Beda betont die Rolle des Engels Raphael als Repräsentanten der göttlichen Natur Christi, während Alkuin die dreifache Struktur des Lobpreises als Anspielung auf die drei Personen der Trinität hervorhebt[13][8].

Zudem ist Alkuins Interpretation stärker von der karolingischen Theologie geprägt, die die Trinität als zentrales Dogma des christlichen Glaubens betont[2][16]. Beda hingegen steht noch stärker in der Tradition der patristischen Exegese, die die christologische Dimension der alttestamentlichen Texte hervorhebt[1][8].

Die Besonderheit der angelsächsischen Interpretation im Vergleich zu anderen zeitgenössischen Gelehrten

– Die patristische Tradition

Die patristische Tradition, insbesondere die Werke von Augustinus, Ambrosius und Hieronymus, kannte zwar eine allegorische Interpretation des Buches Tobias, aber keine explizit trinitarische Deutung von Tobias 12,6[17][3]. Ambrosius' Werk "De Tobia" ist der umfangreichste erhaltene patristische Kommentar zum Buch Tobit, konzentriert sich jedoch hauptsächlich auf moralische und asketische Aspekte, nicht auf trinitarische Deutungen[17].

– Zeitgenössische kontinentale Gelehrte

Bei kontinentalen Gelehrten der Zeit, wie etwa Isidor von Sevilla oder Hrabanus Maurus, findet sich keine vergleichbare trinitarische Interpretation von Tobias 12,6[17][14]. Isidor von Sevilla gibt in seinen "Etymologiae" zwar Erklärungen zur Bedeutung der Namen der vier Erzengel, darunter auch Raphael, aber keine trinitarische Deutung des Buches Tobias[14].

– Die Besonderheit der angelsächsischen Exegese

Die angelsächsische Exegese, repräsentiert durch Beda und Alkuin, zeichnet sich durch eine besondere Betonung der trinitarischen Dimension alttestamentlicher Texte aus[4][18]. Diese Besonderheit könnte auf mehrere Faktoren zurückzuführen sein:

  1. 1.Die angelsächsische Kirche war stark von der römischen Mission geprägt, die die Trinität als zentrales Dogma betonte[19][18]. 

  2. 2.Die Schule von York, an der sowohl Beda als auch Alkuin wirkten, hatte eine besondere Tradition der allegorischen Bibelauslegung entwickelt[1][12]. 

  3. 3.Die angelsächsischen Theologen waren mit den Werken der Kirchenväter bestens vertraut und entwickelten deren exegetische Methoden weiter[1][2]. 

  4. 4.Die Auseinandersetzung mit heidnischen und häretischen Strömungen in England und auf dem Kontinent führte zu einer verstärkten Betonung der Trinität als Unterscheidungsmerkmal des orthodoxen christlichen Glaubens[19][16]. 

Schlussfolgerung

Die trinitarische Interpretation von Tobias 12,6 durch Beda Venerabilis und Alkuin von York stellt eine bemerkenswerte Besonderheit der angelsächsischen Exegese dar[4][18]. Beide Theologen entwickelten eine trinitarische Deutung des Textes, die bei anderen zeitgenössischen Gelehrten nicht in dieser Form zu finden ist[17][14].

Diese Besonderheit ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen: die starke Prägung der angelsächsischen Kirche durch die römische Mission, die besondere Tradition der allegorischen Bibelauslegung an der Schule von York, die intensive Auseinandersetzung mit den Werken der Kirchenväter und die Betonung der Trinität als Unterscheidungsmerkmal des orthodoxen christlichen Glaubens[1][2][19][18].

Die trinitarische Interpretation von Tobias 12,6 durch Beda und Alkuin zeigt exemplarisch die kreative und eigenständige Weiterentwicklung der patristischen Exegese durch die angelsächsischen Theologen und ihren bedeutenden Beitrag zur mittelalterlichen Theologie[1][2][4][12].

Anmerkungen:

  1. 1.http://www.michael-buhlmann.de/PDF_Texte/mbhp_bgkw11_pdf.pdf

  2. 2.https://www.deutschlandfunk.de/religionsgeschichte-alkuin-und-die-wiederentdeckung-der-100.html

  3. 3.https://litteraldotorg.wordpress.com/tobit-14/  

  4. 4.https://dokumen.pub/die-evangelienhomilien-des-beda-venerabilis-kirchenvterrezeption-und-monastische-bibelexegese-im-frhmittelalterlichen-england-9783534405282-9783534405305-9783534405299-3534405285.html

  5. 5.https://www.bibleserver.com/EU/Tobit12

  6. 6.https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/tob12.html 

  7. 7.https://www.biblegateway.com/passage/?search=Tobit+12%3A6-10&version=CEB

  8. 8.https://la.wikisource.org/wiki/Allegorica_interpretatio_in_Tobiam

  9. 9.https://durham-repository.worktribe.com/OutputFile/3492623

  10. 10.https://litteraldotorg.wordpress.com/tobit-11/ 

  11. 11.https://litteraldotorg.wordpress.com/tobit-12/

  12. 12.https://dokumen.pub/download/alcuin-ii-theology-and-thought-0227173945-9780227173947.html

  13. 13.https://litteraldotorg.wordpress.com/ecf-gen-9/

  14. 14.https://www.biblegateway.com/passage/?search=Tobit+12&version=GNT

  15. 15.https://www.unifr.ch/dogmatik/de/assets/public/files/Dokumentation/Online-Bibliothek/Klassiker/Bonaventura_Itinerarium.pdf

  16. 16.https://de.wikipedia.org/wiki/Erzengel

  17. 17.https://phaidra.univie.ac.at/download/o:1318372

  18. 18.https://journal.rts.edu/article/biblical-exegesis-fourth-century-trinitarian-debates-context-contours-ressourcement/ 

  19. 19.https://www.vaticannews.va/de/tagesheiliger/05/25/hl--beda-venerabilis--moench--historiker--kirchenlehrer.html

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