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Fronleichnamsprozessionen in Rom
und Hongkong

24. Juni 2025

1 - Liturgie

Kardinal Zen unter einem kleinen Rund-Baldachin als Träger der Monstranz auf einer Straße in Hongkong

Kardinal Zen in Hongkong

Was das laizistisch regierte Rom und das von der Kommunistischen Partei Chinas beherrschte Hongkong gemeinsam haben: An beiden Orten ist der Fronleichnams-Donnerstag kein Feiertag mehr, so daß nicht nur die traditionelle Fronleichnamsprozession am Sonntag stattfand, sondern auch die Feier des Festes selbst. Das ist nicht schön, aber damit kann man leben, zumal für Rom im kommenden Jahr eine Rückkehr zum Donnerstag im Gespräch ist.

Die Form und Strecke der römischen Prozession entspra­chen wieder dem in den 60er-Jahren nach Aufgabe der Sedia-Gestatoria aufgekommenen Brauch, daß der Papst selbst das Allerheiligste in der Monstranz vom Lateran zur Kirche Santa Maria Maggiore trägt – begleitet von einer großen Zahl von Würdenträgern in Chorkleidung und gefolgt von einer noch einmal weitaus größeren Zahl von Gläubigen.

In den letzten Jahren des Pontifikats von Johannes Paul II, als der Papst schon schwer von Alter und Krankheit gezeichnet war, hatten die Zeremoniare wieder insoweit auf frühere Vorbilder zurückgegriffen, als der Papst nicht mehr zu Fuß ging, sondern nun­mehr statt auf der Sedia Gestatoria auf einem angemessen geschmückten Liefer­wagen gefahren wurde – wie ehedem auf einem Betstuhl vor dem erhöht aufgestellten Aller­heiligsten kniend. Papst Benedikt verfuhr dann ebenso. Franziskus der Andere ließ den Prozessionsweg „zu den Peripherien“ verlegen und nahm auch selbst kein einziges Mal an der Prozession teil.

Wenn wir das auf Youtube gezeigte 45-minütige Video von der Prozession richtig gese­hen haben, trug Papst Leo das Allerheiligste während der ganzen knapp zwei Kilometer langen Strecke selbst, während zwei Gruppen von Trägern des Baldachins – gestellt von Rittern des Malteser-Ordens – sich einige Male abwechselten. Ebenfalls mehrfach wech­selten die an der Spitze der Prozession vorangehenden Angehörigen von Konventen und Mitglieder von Bruderschaften – offenbar ein traditio­nelles Privileg der jeweiligen Stadt­viertel. An den Stufen des vor Maria Maggioree aufgebauten Aussetzungsaltars (es gab nur diesen einen und nicht die traditionell vier über die Strecke verteilten) übergab Papst Leo die Monstranz dann einem jüngeren Kleriker, um sie die Stufen zum Altar hinauf zu tragen, und wechselte selbst das während der Prozession getragene Velum gegen einen Chormantel für die anschließende Erteilung des Eucharistischen Segens

Von der Fronleichnamsprozession in Hongkong wissen wir wenig mehr, als daß sie auf den Straßen des Stadtviertels um die Kirche Maria Hilfe der Christenheit stattfand, in der zuvor Kardinal Joseph Zen Ze-kiun (geb. 1932) die Fronleichnamsmesse im überlie­ferten Ritus gefeiert hatte. So teilt es der Kardinal selbst anschließend auf seinem X-Account mit, dem wir auch das oben gezeigte Bild und einen Teil des Textes entnehmen: „Jesus ist wahrhaftig Immanuel – Gott mit uns. Er sehnt sich so sehr danach, bei uns zu sein, daß er uns dieses wunderbare Sakrament hinterlassen hat: Er bietet sich uns in Gestalt von Brot und Wein zu essen und zu trinken an. Die Nahrung, die wir zu uns neh­men, wird Teil unseres Leibes, doch wenn wir Jesus empfangen, werden wir zu seinem Leib.“ .

Der National Catholic Register greift diese Twitter-Mitteilung auf und gibt auch gleich eine zweifache Interpretation durch ein prominentes Mitglied der Hongkonger Gemein­de: Danach richtet sich der Kardinal zum einen an die von vielerlei Benachteiligung und Verfolgung geplag­ten Katholiken in Hongkong, um zu zeigen, daß er noch da ist. Und er appelliert, ohne das ausdrücklich zu sagen, an Papst Leo, um ihn zu bitten, dem Problem der liturgischen Tradition möglichst bald seine Aufmerksamkeit zu widmen.

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