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Prudentius: Hymne auf das Doppelfest der Apostelfürsten Petrus und Paulus

29. Juni 2025

3 - Kultur und Tradition

Das Gemälde El Grecos zeigt die sich gegenüberstehenden Apostel im Brustbild; Petreus mit den Schlüsseln und Paulus mit einem aufgeschlagenen Buch.

El Greco: Doppelporträt der Apostel Petrus und Paulus

Aurelius Prudentius Clemens (* 349 – † nach 405) entstammte einer christlichen Beamtenfamilie in der Provinz Hispania. Er genoß eine strenge traditionelle Ausbildung und wandte sich zunächs der Jurisprudenz zu, später schlug er eine Staatslaufbahn ein. Zweimal amtierte er als Gouverneur einer Provinz und bekleidete auch einflußreiche Positionen am kaiserlichen Hof in Byzanz.

Prudentius gehört zu den frühesten christlichen Dichtern lateinischer Sprache. Seine an den Vorbildern Horaz, Vergil und Ovid geschulten Verse ziehen alle Register der klassischen Dichtkunst und bieten somit ein frühes Beispiel jener Inkulturationstechniken, mit denen die aus dem Orient gekommene und zunächst eher im einfachen Volk verbreitete Lehre vermehrt Zugang zu den gebildeten und vermögenden Schichten gewann.

Das Gedicht auf den Feiertag der Apostelfürsten ist der 12. Hymnus in Prudentius’ Buch Peristephanon. Die Übersetzung ist von Johann Peter Silbert und stammt aus der Zeit um 1800.

Freudiger woget denn sonst die strömende Menge! O sage mir
      Guter! Was drängt sich das Volkjauchzend im glänzenden Rom?
Siehe es kehret uns festlich der großen Apostel Triumphtag
      Petri und Pauli zurück; heute verklärt ihn ihr Blut:
Denn es erblickte der nähmliche Tag mit der Märtyrerkrone
      – trennte sie Jahresfrist auch – beyde ob herrlichem Tod,
Einstens erschauten die Fluten der Tyber den heiligen Rasen,
      Welchen ihr Wasser bespühlt, zweimal mit Palmen geschmückt;
Schauten den Zeugen des Kreuzes , den Zeugen des Schwertes, von welchen
      Rieselnd, ein Regen von Blut, netzte das thauige Gras.
Nero’s gesetzliches Urtheil, es forderte früher den Petrus:
      An ein erhöhetes Kreuz ließ er ihn heften zuerst.
Dieser indessen, sich scheuend den Ruhm des erhabenen Meisters,
      In dem verherrlichten Tod an sich zu maßen, verlangt:
Daß man hinunter das Haupt, und die Sohlen nach obenhin kehre,
      daß sich das sinkende Hirn nahe dem untersten Stamm.
Also gekreuzigt, die Hände hinab und die Fersen nach oben:
      Hing er, wie niedrer an Leib, desto erhab’ner an Sinn.
Wissend, aus niedrigem Stande ereile man schneller den Himmel,
      Senkt er hinunter ds Haupt als ihm die Seele entschwebt.

Da nun die wirbelnde Erde den Zirkel des Jahres durchflogen,
      Und die Sonne zurück führte den nämlichen Tag:
Sieh! Da ergießet auf Paulus die glühende Wut sich des Nero,
      Welcher des heidnischen Volkes Lehrer zu morden befiehlt.
Früher schon hatte sich Paulus sein nahendes Ende geweissagt:
      Aufgelöst eile ich bald, ewig bei Christo zu seyn!
Bald auch geschieht’s; man ergreifet, verdammt und opfert durch’s Schwert ihn
      Weder in Stunde noch Tag hat sich der Seher geirrt.
Beyder Gebeine nun trenntmit geweiheten Ufern die Tyber,
      Zwischen den Gräbern hindurch, wälzt sie, geheiligt die Fluth.
Unter dem goldenen Dachezur Rechten der Aue ruht Petrus,
      wo der Olivenbaum weht und das Gemurmel ertönt:
Denn es entsprühte der Stirne des Felsen, vom grünenden Ölhain
      Ringsum begränzet, ein Quellreiner erquickender Fluth.
Schlüpferig macht sie, dem köstlichen Marmor entstürzend, den Abhang,
      Bis sie in schillerndem Teich’ grüner im Widerschein wogt.
Tief ist im Innern des Grabmahls ein Ort, wo, im plätschernden Falle,
      schäumend wie Schnee sie sich stürzt und sich im Bette dann wälzt.
Oben erblitzen die Wellen im Schmelze der buntesten Farben;
   Moose bespiegeln sich dort, grünlich erglänzet das Gold.
Schatten des Purpursverdunkelt allmählig das blaue Gewässer
      Und es bewegt sich sogar, schwimmend die Decke im Quell.
Also erquicket mit kühlendem Trunke die Schafe der Hirte noch,
      Die nach der heiligen Fluth Christi erglühen er sieht.

Jenseits an Ostias Wege erhebt sich das Grabmahl des Paulus,
      Wo zu der Linken der Flußthauig den Rasen umfaßt.
Königlich glänzet die Pracht; es erbaute und schmückte
      Seine Umgebung, mit viel Kosten, der gütige Fürst.
Goldene Platten bedecken die Balken, daß, ähnlich der Sonne
      Wenn sie im Auifgange glänzt, – strahlend im Innern das Licht.
Überdies stützt er durch parische Säulenmit güldenen Knäufen,
      Viere in jeglichen Reih’n, diesen umgoldeten Dom.
Gländzendster Schmelz der verschiedensten Farben verzieret die Wölbung,
      Ähnlich des Frühlinges Grün, welcher die Wiesen beblümt.
Sieh! Wie der himmlische Vater des Glaubens zwey herrliche Schätze
      unserem friedlichen Rom fromm zu verehren verlieh!
Sieh! wie des Romulus Volk in den doppelten Gassen sich wälzet,
      zu dem verdoppelten Fest glänzet ein einziger Tag!
Laß, um sie beyde zu feyern, mit hurtigen Schritten uns eilen;
      Singen die Hymnen wir hier fröhlich und dorten auch mit.
Wandern wir erst wo die Straße von Hadrians Brücke uns hinführt,
      Links an das Ufer hernach gehen wir am Fluße hinab.
Jenseits der Tyber begehet das Opfer der nüchterne Priester
      Erstlich dann eilt er auch hier fromm zu vollbringen das Fest.
Dieses Genüge in Rom, dir o Fremdling! Gelernet zu haben;
      Feyere, kehrest Du heim, also dies doppelte Fest.

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