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Werden die USA zum Kampffeld für den Fortbestand der Tradition?

23. Oktober 2025

6 - Kirchenkrise

Kardinal Burke am Altar beim Sprechen der Wandlungsworte

„Alter Christus“ beim Sprechen der Wandlungsworte

Auf den ersten Blick sieht das doch sehr erfreulich aus: In den nächsten vier Wo­chen wird es gleich fünf mal ponti­fikale Liturgien im überlieferten Ritus geben: Am spektakulärsten am kommenden Samstag den 25., wenn Kardinal Burke aus Anlaß der Wall­fahrt der Tradition nach Rom erstmalig seit Traditionis Custodes wieder ein Pontifikalamt am Altar des Stuhles Petri im Petersdom ze­le­brieren kann. Ebenfalls im Zusammenhang mit der Traditionswallfahrt amtiert Kardinal Zuppi bereits am Vortag als Offiziant einer Pontifikalvesper nach dem alten Ritus in San Lorenzo.

Nächste „tridentinische“ Termine sind der 1. November, an dem Erzbischof Salvatore Cordileono aus Anlaß eines Eucharistischen Rosenkranz-Kongresses in der neo­ro­ma­nischen Kirche der Meerstern-Pfarrei von San Franzisko zelebriert, dann am folgenden Tag Kardinal Gerhard Müller in der Kirche ULF von Lourdes in Philadelphia und schließlich am 21. November ebenfalls in Philadelphia Kardinal Robert Sarah in der Kathedrale der hl. Peter und Paul.

Auffällig ist, daß die drei nicht im Zusammenhang mit der Wallfahrt stehenden Termine sich auf die USA konzentrieren. Die USA sind derzeit das Land, in dem die traditions­orientierten Katholiken die stärkste Unterstützung bei Bischöfen, aber auch in den Rei­hen des Diözesanklerus finden, nachdem in Frankreich die Freunde der Tradition im Episkopat in den vergangenen Jahren bereits weggesäubert worden sind. Und auch in den USA sind die Gegner der Tradition mit Unterstützung (oder auch auf Druck) aus Rom auf dem Vormarsch, wie an den hier bereits mehrfach erwähnten Aktionen gegen die altrituellen Gemeinden in den Diözesen Knoxville, Detroit, Charlotte, Brooklyn und anderswo zu sehen ist.

Aus Cleveland kommt nun eine Nachricht, die ausdrücklich bestätigt, daß die in den genannten Diözesen angeordneten „Umsiedlungen“ von altrituellen Gemeinden von Rom nur als Zwischenschritt zu deren endgültiger Eingliederung in die geschlossenen Reihen des Novus Ordo zu verstehen sind. Wie der Pfarrer einer der beiden betroffenen Gemeinden seinen Gläubigen mitteilte, wurde eine auf zwei Jahre befristete Verlän­ge­rung der bisherigen Duldung unter der ausdrücklichen Auflage erteilt, die betreffenden Gläubigen in dieser Zeit auf den Übergang zum Novus Ordo „pastoral zu begleiten“. Als eines von mehreren Mitteln dazu wurde empfohlen, mindestens einmal monatlich die „lateinische Messe“ nach den Büchern von 1969 zu zelebrieren. Das von Franziskus erfundene Dogma von der Liturgie Bugninis und Paul VI als einzige korrekte Ausdrucks­form der Lex credendi der Kirche nach DEM KONZIL bleibt also weiterhin in Kraft und wird für die allgemeine Seelsorge unter Anwendung aller zur Verfügung stehenden Machtmittel durchgesetzt.

Mit den treu und brav ihren finanziellen Beitrag leistenden Schafen in den Kirchen­bän­ken (und dem oft vor Arbeitsüberlastung zusammenbrechenden niederen Klerus) kann man’s ja machen. Gegenüber dem höheren Klerus würde das schlechter aussehen – aber nur Geduld: Oder glaubt jemand, daß traurige Gestalten wie Leos Neuernennung für Wien Josef Grünwidl oder für St. Gallen Beat Grögli eines Tages die überlieferte Lehre und Liturgie der Kirche verteidigen und in die Fußstapfen von Raimond Burke oder Gerhard Müller treten werden?

Unter den Bischofsernennungen von Franziskus und Leo ist weit und breit niemand zu sehen, der einen dahingehenden Verdacht erregen könnte. Da kann sich der Konzilsgeist getrost in Geduld üben: Das Fußvolk in den Gemeinden bekommt als Gnadenfrist zwei Jahre, die höheren Ränge werden bis zum natürlichen Ende in Ehren marginalisiert. Spektakuläre Eingriffe wie unter Franziskus, der den ihm zunehmend lästiger werdenden Bischof Strickland knall auf Fall in die Wüste schickte, werden wir unter Leo wohl eher nicht erleben. Eine Wiedereinsetzung der über zweitausend Jahre aus dem Geist der Apostel gewachsenen überlieferten Liturgie aber auch nicht. Die ist nun mal eben, wo Franziskus recht hat, da hat er Recht, mit Welt und Geist des „modernen Menschen“ nicht zu vereinbaren.

Und trotzdem können wir uns über jedes Pontifikalamt freuen, das den wahren Geist des Gottesdienstes der Kirche noch einmal in seiner ganzen Erhabenheit sichtbar macht und dem „Geist des modernen Menschen“ samt seinen ihm dienstbaren Konzilsgeistern vor Augen stellt. Diese Gottesdienste und die hunderttausendfache Verbreitung ihrer Bilder über die sozialen Netzwerke können auch Menschen, die bisher davon nur eine schwache Ahnung hatten -– wenn überhaupt — die Augen dafür öffnen, dass es über der modernen Welt des modernen Menschen noch eine höhere Welt gibt.

Einmal wahrgenommen, werden viele das Abbild dieser höheren Welt und tieferen Ein­sicht auch in den schmucklosen Kapellen von Ghetto und Exil wiedererkennen.

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