Rom und die alte Messe – da kommt etwas
in Bewegung
2. Juli 2025

Kardinal Burke am Fest des kostbaren Blutes
Zwei amerikanische Youtube-Kanäle, (Links am End der Seite) die ich nur selten besuche und die etwas aus der Rad-Trad-Ecke zu kommen scheinen, haben gestern eine bemerkenswerte Nachricht gebracht. Danach hat Bischof Michael Sis von St. Angelo (Tx) für die Pfarrkirche St. Margaret beim Gottesdienstdikasterium eine Verlängerung der jetzt ablaufenden Sondergenehmigung für die Zelebration der überlieferten Liturgie erbeten – und diese tatsächlich für zwei weitere Jahre erhalten. Auf den regelmäßig besuchten amerikanischen Seiten der Tradition ist dafür am Mittwoch Vormittag noch nichts zu lesen, und auch auf der Website von Pfarrei und Diözese war nichts zu finden – deshalb geben wir die Nachricht hier nur mit einigem Vorbehalt weiter. Sollte sie sich als zutreffend erweisen, wäre damit eine erste Bresche in das von „Traditionis Custodes“ verfügte Verbot der alten Liturgie in Pfarrkirchen geschlagen. Logische Konsequenz wäre, daß nun auch andere Diözesen wie z.B. Charlotte um eine solche Verlängerung nachsuchten oder das Dikasterium von sich aus eine Pauschalverlängerung erteilte – wir werden sehen.
Die große Nachricht zum Thema, die inzwischen auch von zahlreichen anderen Traditionsseiten aufgegriffen worden ist, kommt jedoch von der in Rom bestens vernetzten und stets gut informierten Journalistin Diane Montagna, der von einer bislang unbekannten vatikanischen Quelle ein brisantes Dokument zugespielt worden ist: Das Fazit des Berichts der Bischofskongregation über die Umfrage, die im Auftrag von Papst Franziskus zur Einschätzung der Situation um die überlieferte Liturgie in den Diözesen der Welt angestellt worden war. Franziskus hatte das nie veröffentlichte Ergebnis dieser Umfrage in seinem „Begleitbrief“ zum Erlass als Rechtfertigung für seine harsche Maßnahme angeführt. Nun stellt sich nach dem von Diane Montagna veröffentlichten Dokument (hier zum Download) heraus, daß das nicht der Wahrheit entspricht. Im Gegenteil: die Mehrheit der Bischöfe war mit der Umsetzung der von Papst Benedikt in Summorum Pontificum angeordneten „Liberalisierung“ im Gebrauch der vorkonziliaren Liturgie durchaus zufrieden. Im Dokument spiegelt sich das in der Formulierung wieder, daß:

die Bischöfe, die sich dieser Frage am besten bewusst sind, die ältere Form der Liturgie als einen Schatz der Kirche betrachten, der bewahrt und geschützt werden muss: Sie ist ein Gewinn, um Einheit mit der Vergangenheit zu finden, um einen Weg der kohärenten Entwicklung und des Fortschritts zu beschreiten und um den Bedürfnissen dieser Gläubigen so weit wie möglich gerecht zu werden.“
So liegt es nun also wohl auch auf dem Schreibtisch von Papst Leo, der nicht umhinkommen wird, daraus möglichst bald gesetzgeberische Schlußfolgerungen zu ziehen. Selbst wenn er es zu Recht als ungut empfindet, die von amerikanischen Präsidenten nach ihrer Machtübernahme zunehmend geübte Praxis des „policy reversal“ nun auch auf das Petrusamt zu übertragen. Aber das ist wohl, wenn man so sagen darf, „der Fluch der bösen Tat“ des Vorgängers.
Papst Leo bevorzugt für die ihm zugefallenen Aufräumarbeiten ein langsameres, schrittweises Vorgehen, auch in dem vielen Gläubigen so sehr auf der Seele brennenden Ritenstreit. Das ist in Teilen nachvollziehbar, zumal Robert Prevost anscheinend aus einem in den USA verbreiteten katholischen Milieu stammt, in dem auch der Novus Ordo „einigermaßen katholisch“ praktiziert wird – so daß man die Tiefe der andernorts mit dem neuen Ritus aufgebrochenen Verstörung gar nicht so recht erkennt.Damit rückt dann auch die Heilung dieses Ritenstreits in der Prioritätenliste weiter nach unten. Doch zumindest in Mitteleuropa ist dieser Ritenstreit in Wirklichkeit ein Streit um die Lehre – und der kann angesichts des schnell näherrückenden Zusammenruchs der Kirche in ihrem alten Kernland nicht länger sich selbst überlassen bleiben. Symbolische Aktionen reichen da nicht mehr aus, Maßnahmen zur Befestigung der Lehre, sind dringend erforderlich.
Miguel Escrivá von infovatican macht dazu im Rückblick auf die päpstliche Liturgie zum Fest Petri et Pauli den beherzigenswerten Vorschlag, zumindest an hohen Festtagen, so wie es auch die Grundordnung des Novus Ordo vorsieht (§ 365 a deutsche Fassung), den Canon Romanus zu verwenden:

Die Verwendung des Römischen Kanons ist weder Archäologie noch Nostalgie: Sie ist ein Akt der Treue, eine Geste der Zugehörigkeit, ein Glaubensbekenntnis zur Kontinuität der Kirche. Sie verlängert die Messe nur um wenige Minuten. Und doch durchqueren wir jedes Mal, wenn der Priester ihn rezitiert, die Jahrhunderte wie jemand, der eine Brücke überquert, und begegnen auf der anderen Seite Petrus, Paulus, Ines, Cyprian, Leo dem Großen, Benedikt, Thomas von Aquin, Ignatius von Loyola, Teresa von Avila und so vielen anderen, die ihn an der Schwelle zur Ewigkeit wiederholt haben. Und das gilt ebenso für den ganzen Ritus, der dieses Hochgebet in der frühesten Zeit hervorgebracht und dann praktisch unverändert über anderthalb Jahrtausende bewahrt hat.
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Zum Abschluß dieses Beitrages hier noch ein Hinweis auf ein Youtube-Video, das die relativ selten gezeigte „Stille Messe eines Bischofs“ im überlieferten Ritus zeigt, die Kardinal Burke am 1. Juli zum Fest des kostbaren Blutes unsres Herrn Jesus Christus in der Wallfahrtskirche ULF von Guadalupe zelebriert hat. Und dann noch die beiden Videos mit der Nachricht von der Sondergenehmigung für St. Angelo: Glaube und Tradition und Joe McClane. „Glaube und Tradition“ hört sich deutsch an, ist jedoch die von Youtube mit KI generierte deutsche Version eines englischsprachigen Originals.
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