„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Gerüchtesäuseln II
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- 18. Januar 2023
Mit Bezug auf das von uns in der vergangenen Woche weitergereichte Gerücht zu einer bevorstehenden Verschärfung von Traditionis Custodes schreibt heute New Catholic von Rorate Cæli:
Was das Gerücht über ein neues Dokument zur Lateinischen Messe betrifft, das in der vergangenen Woche große Verbreitung gefunden hat, so haben unsere Quellen im Rom nicht bestätigt, daß ein solches Dokument existiert oder daß es zumindest in der Planung wäre.
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Dazu eine wichtige Einschränkung – nicht seitens unseren Quellen – sondern aus eigener Sicht. In diesem Pontifikat kommt jeden Monat eine Menge neuer Gesetze heraus. Und anders als das in der Vergangenheit üblich war, entsteht die von Franziskus erlassene Gesetzgebung nicht aus etablierten Abläufen, bei denen jede betroffene Kongregation um Stellungnahmen und Beiträge gebeten wird. Im Franzgesetz gibt es keine etablierten Abläufe.
Der innere Kreis um den Papst übernimmt fertig vorliegende Projekte von jedem lautstarken Kirchenlobbyisten, der in Jesuitenkreisen wohlgelitten ist; und falls es denen gefällt, die ihrerseits über das Wohlgefallen von Franziskus verfügen, hat es große Chancen, zum Gesetz zu werden. So ist das auch mit Traditionis Custodes gewesen: Es ist schlechtes Recht, schlecht geschrieben und voller bizarrer Ausdrücke, denn es ist zum größten Teil von dem liturgischen Dilletanten Andrea Grillo verfaßt worde, dessen einzige persönliche Qualifikation in seinem Hass auf die überlieferte Liturgie besteht. Das wurde Franziskus von seinem Umfeld vorgelegt, und er hat es übernommen und angeordnet.
Das ist schon reichlich verrrückt: In einem System wie dem Papsttum, in dem der Herrscher Exekutive, Gesetzgeber und Richter ist, werden die Grenzen seiner Macht durch die seit Jahrhunderten entwickelten Abläufe bestimmt. Werden diese ignoriert, dann ist alles möglich. Und sogar die Legitimität der Institution selbst wird in Frage gestellt. Jeder weitere Monat des Pontifikats von Franziskusist ein weiterer Monat zunehmender Illegitimität, weil die institutionellen Schutzmauern zusammengebrochen sind, die die Rechte, Pflichten und Zuständigkeiten von allen schützen – vom Bischof und Kardinal bis zu den Laien.
Damit soll nur gesagt werden, daß die Gerüchte vielleicht nich vollständig zuttreffen, aber nicht, daß so etwas wie das Berichtete unmöglich wäre. Man weiß einfach nicht, was abläuft und wer gerade die Gunst des inneren Kreises genießt."
Dem haben wir nichts hinzuzufügen
Es geht um die Zukunft der Tradition
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- 16. Januar 2023
Wenn wir annehmen, daß die aus Rom gerüchteweise bekannt gewordenen neuen Vorschriften zum (Nicht-)Gebrauch des überlieferten Messbuchs tatsächlich Gesetz werden – und das erscheint uns sehr wahrscheinlich, weil sie eine logische Fortsetzung der bisherigen Linie des Roche-Grillo-Bergoglio Kurses darstellen – versucht Franziskus, die Uhr auf das Jahr 1969 zurückzustellen. Anders als bei Humanae Vitae sieht er sich hier als treuen Testamentsvollstrecker von Paul VI. Ja, sogar noch strenger als dieser, der sich immerhin das Agatha-Christie-Indult abringen ließ. Damit soll jetzt Schluss sein. Alle Erleichterungen, Dispense und Indulte zur überlieferten Liturgie sollen aufgehoben werden. Künftig soll nur noch die reformierte Liturgie erlaubt sein; Ausnahmen davon gäbe es nur für gelegentliche Messfeiern, die strengsten zeitlich und örtlichen Beschränkungen unterworfen würden. Zeitliche Beschränkung heißt, daß nicht nur die kontinuierliche Zelebration an aufeinanderfolgenden Sonntagen untersagt würde, sondern selbst diese höchst eingeschränkte Möglichkeit nur für eine Übergangszeit von vielleicht 3 oder 5 Jahren legal sein soll. Danach, so die Hoffnung der Bergoglianer, soll die überlieferte Liturgie (und mit ihr ein entscheidender Anker für das Festhalten an der überlieferte Lehre) in der reformierten Synodalkirche keinen Platz mehr haben.
Der böse Wille, die Brutalität und auch die Anmaßung hinter diesen Plänen sind nicht zu übersehen. Auch dann nicht, wenn die Crew von der liturgischen Zwangsverwaltung Liturgie und Gottesdienst noch davor zurückschreckt, das zu unternehmen, was selbst in ihren Augen kaum möglich ist: Die Liturgie der Kirche von 1500 Jahren rundum zu verbieten und für abgeschafft zu erklären.
Paukenschlag oder Gerüchtesäuseln?
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- 13. Januar 2023
Der römische Dschungeltelegraph, mit dem wir über mehrere Stationen verbunden sind, arbeitet nicht immer zuverlässig – weshalb wir uns mit der öffentlichen Wiedergabe der daher empfangene Meldungen meist etwas zurückhalten. Nicht alles ist mitteilenswert: Daß der für Liturgie zuständige Behördenleiter Arthur Roche auf die Nachricht vom Tode Benedikts mit den Worten reagiert habe: „Nun können wir das Dokument endlich unterzeichnen!“ schien uns bestenfalls von anekdotischem Interesse.
Nun erreichen uns Nachrichten über Form und Inhalt dieses Dokuments – und die lassen alle Alarmklingen schrillen. Danach geht es um eine neue Apostolische Konstitution, mit der Franziskus, der höchst unzufrieden mit der schleppenden Umsetzung von Traditionis Custodes sei, jetzt endlich der alten Messe den Garaus machen wolle. Die Form einer Apostolischen Konstitution wähle Franziskus deshalb, um sich an die entsprechende Konstitution Missale Romanum Pauls VI. anzuschließen und die Gleichrangigkeit seiner aktuellen Vorschriften mit dem Gesetzesakt von 1969 zu betonen.
Nach unseren Informationen enthält die zu erwartende Konstitution 4 Hauptverfügungen:
- In keiner (Diözesan?)kirche darf nur die alte Messe zelebriert werden.
- In (Diözesan?)kirchen darf nicht allsonntäglich im alten Ritus zelebriert werden.
- Die Verwendung der Bücher von 1962 (mit den von Franziskus befohlenen Modifikationen) ist nur für die Messfeier erlaubt, nicht jedoch zur Spendungen von Sakramenten und Sakramentalien.
- Jeder Priester ist dazu verpflichtet, auch (öffentlich?) nach dem Messbuch Pauls VI. zu zelebrieren.
Soweit der Stand unserer Informationen am 13. Januar. Wir halten die Sache im Auge und das Ohr am Telegraphen.
Unverhofft kommt oft
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- 13. Januar 2023
Durchaus unerwartet kam am Anfang der Woche die Nachricht vom Tod des australischen Kardinals George Pell. Der 81-jährige hatte sich zu einer im Prinzip als unproblematisch geltenden Hüftoperation ins Krankenhaus begeben – und erlitt im Zusammenhang mit der dazu erforderlichen Vollnarkose einen Herzanfall, den er nicht überlebte. Noch wenige Tage zuvor hatte der trotz aller Verfolgungen unerschrockene Prälat in einem Artikel für den britischen Spectator – das ist der mit der nachgerade prophetischen Franziskus-Karikatur von 2015, die wir z.B. hier gebracht haben – heftige Kritik am Synodalkursdes aktuellen Pontifikats geübt, der sich für ihn zu einem „toxischen Albtraum“ entwickelt hat. Eine Zusammenfassung von Pells aktuellen Punkten bietet kath.net.
Im Prinzip war diese Kritik des Australiers auch schon aus anderen Veröffentlichungen und verschiedenen Reden bekannt. Trotzdem war es für viele eine Überraschung, als Sandro Magister unmittelbar nach dem Tod des Kardinals mitteilte, seiner Kenntnis nach sei Pell auch der Autor des seit knapp einem Jahr kursierenden „Demos-Memorandum“ gewesen, das das Pontifikat Franziskus’ einer vernichtenden Analyse unterzogen hatte und bis ins Einzelne gehend darlegte, worauf die Kardinäle beim kommenden Konklave achten müßten, um eine Wiederholung der Katastrophe von 2013 zu verhindern. Einer der Kernsätze:
Die ersten Aufgaben des neuen Papstes werden die Wiederherstellung der Normalität, die Wiederherstellung der Klarheit der Lehre im Glauben und in der Moral, die Wiederherstellung der gerechten Achtung des Gesetzes und die Garantie sein, daß das erste Kriterium für die Ernennung der Bischöfe die Annahme der apostolischen Tradition ist. Theologische Kompetenz und Kultur sind ein Vorteil, kein Hindernis für alle Bischöfe und besonders für Erzbischöfe.“
Den ganzen Text des Memorandums bringt auf Deutsch das Beiboot Petri.
Dokumentenfund zur „Alten Messe“
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- 11. Januar 2023
Dokumente findet man heute nicht mehr (nur) in schimmligen Kellergewölben, sondern – wenn man weiß, was man sucht – oft auch im Internet. Und eben da, genauer gesagt in den „Altbeständen“ der inzwischen umorganisierten Website der ehemaligen Klerus-Kongregation, hat Peter Kwaniewski einen Bericht von Kardinal Dario Castrillón Hojyos aus dem Jahr 2008 ausgegraben, der wichtige Informationen zur Vorgeschichte des 2007 erlassenen Motu Proprio „Summorum Pontificum“ enthält. Veröffentlicht auf New Liturgical Movement vom 9. Januar.
Das Dokument ist nicht mehr über die Navigation der Seite, aber immer noch über die genaue Adresse zugänglich. Wir haben es in der von Google-Translate gebotenen deutschen Version heruntergeladen und werden es nach einiger sprachlicher Überarbeitung dann auch hier zum Download anbieten.
Wesentlicher Inhalt des Dokumentes sind Rückverweise und Zitate aus den Beratungen der im Zusammenhang mit dem „Indult“ von Quattuor abhinc annos (1984) seinerzeit von Papst Johannes Paul II. eingesetzten Kardinalskommission zur Klärung des rechtlichen Status des Missales von Papst Johannes XXIII. (1962) nach der Approbation der Reformliturgie Bugninis durch Papst Paul VI. 1969. Daraus geht hervor, daß die Kardinäle bereits damals keinen Zweifel an der fortdauernden Gültigkeit und Verwendbarkeit des „vorkonziliaren“ Messbuchs hatten und eine deutlich weitergehende „Freigabe“ der überlieferten Liturgie befürworteten, als sie von Johannes Paul II. verfügt worden war. Eine besondere Rolle spielte dabei auch die Einsicht in die vielerlei Fehlentwicklungen in der praktizierten Reformliturgie, die einer dringenden Korrektur bedürften.
Joseph Ratzinger lebt
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- 09. Januar 2023
Das Werk Joseph Ratzingers ist nicht mit dem 31. 12. gestorben. Die Gesetze und Amtsakte von Papst Benedikt mögen von seinem Nachfolger Franziskus – und vielleicht auch noch von dessen nächstem Nachfolger – zurückgenommen und in ihr Gegenteil verkehrt werden. Aber das Werk des Theologen und wahrhaften Kirchenlehrers Joseph Ratzinger lebt weiter und ist für ihre Hände nicht erreichbar – nichts zeigt das deutlicher als die Fülle der Nachrufe, die in der vergangenen Woche erschienen sind. Der meisten davon jedenfalls, wie man einschränkend sagen muß, denn gerade in Deutschland – und soweit wir sehen auch insbesondere dort – sind viele Nachrufe erschienen, die eher als hemmungslose Schmähschriften zu lesen sind denn als Versuche zur Würdigung eines Lebenswerkes. Zusammenfassende „Würdigungen“ dieser Schmierereien, verfasst von dem protestantischen Theologen Jürgen Henkel und der Konvertitin Susanne Wenzel, sind bei kath.net erschienen. Die wissen halt noch, was „katholisch“ bedeutet, und jedes weitere Wort zu den üblen Nachreden, die sich konzentriert bei häretisch.de und den Staatsmedien finden, wäre zuviel.
Warum die Apostaten auf deutschen Professoren- und Bischofsstühlen den verstorbenen Theologen-Papst stets mit solcher „sprungbereiter Feindseligkeit“ verfolgt haben, erklärt der Münchener Theologe Wollbold in einem nicht direkt als Nachruf gemeinten Artikel über die Freiburger Rede Benedikts vom 25. September 2011, die in der Tat als einer der bedeutendsten Vorträge Ratzingers in Erinnerung bleiben und weiterwirken wird. Wollbold konzentriert sich dabei auf den in dieser Rede verkündeten Appell zur „Entweltlichung“ der Kirche, der von den versammelten und sich zu Recht getroffenen Repräsentanten der „Hauptamtlichen und Berufslaien“ (Wollbold) mit großem Missfallen zur Kenntnis genommen worden war. Mit geradezu prophetischem Scharfblick geisselte der Papst damals die für viele erst undeutlich erkennbare Entwicklung, die in den folgenden Jahren auf den Synodalen Weg zu einer unzüchtigen Mesalliance von staatlichen und kirchlichen Strukturen, zu einem neuen Bündnis von „Thron und Altar“ führen sollte.
Dem liturgischen Erbe von Joseph Ratzinger, das mit Traditionis Traditores“ von Franziskus nur behindert, aber nicht wirkungslos gemacht werden kann, widmet sich Fr. Uwe Michael Lang in einem außerordentlich kenntnisreichen Artikel, der im englischsprachigen Adoremus-Magazin erschienen ist: The Liturgical Legacy of Pope Benedict XVI. Ebenfalls höchst lesenswert, wenn auch leider hinter der Bezahlschranke unzugänglich gemacht, der Nachruf von Martin Mosebach mit der entscheidenden Frage, die Benedikt an Gläubige und Amtswalter der Kirche gleichermaßen gestellt hat: „Glaube ich, dass die Kirche der Apostel, der Martyrer und Väter die Kirche Jesu Christi ist, oder glaube ich, dass diese alte Kirche untergegangen ist und der Heilige Geist sich jetzt im Zeitgeist offenbart?“ Diese Frage bleibt aktuell, bis „Rom“ nicht mehr davor zurückscheut, eine eindeutige Antwort darauf zu geben.