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Mit Kindern zur Sonntagsmesse

04. Oktober 2023

3 - Frömmigkeit

Bild:NewLiturgicalMovement

Es ist nicht immer leicht

Praktische Überlegungen von Joseph Shaw in einem Artikel auf OnePeterFive

In einem Artikel für Catholic Answers habe ich mich dafür ausgesprochen, daß Kinder auf jeden Fall an der Liturgie teilnehmen sollten - entgegen der oft gehörten Ansicht, man solle Kinder erst dann zur heiligen Messe mitnehmen, "wenn sie sich ordentlich benehmen" können. Das ist für Eltern, die die Messe im überlieferten Ritus besuchen wollen, schon alleine deshalb oft unmöglich, weil gar keine zwei Messen erreichbar sind, die es ermöglichen würden, daß zunächst einer mit den Kindern zuhause bleibt und dann eine spätere Messe besucht. Noch wichtiger aber: Ohne die frühzeitige und regelmäßige Erfahrung der Liturgie könnten sich Kinder allzu leicht von schwer lenkbaren Kleinkindern zu gelangweilten Teenagern entwickeln, die nur noch auf ihre Handys schauen, ohne ein Zwischenstadium des Ruhig-Sitzens und der andächtigen Aufmerksamkeit durchlaufen zu haben.

Stattdessen bin ich der Ansicht, daß Kinder aller Altersstufen mit zur Zielgruppe einer traditionell verstandenen Liturgie gehören, weil die Liturgie nicht nur über den Verstand auf uns einwirkt und uns eine Reihe von Denkanstößen vermittelt. Die Liturgie nährt uns geistig, weil sie uns zu Gott hin und in das Gebet der Kirche einführt, so daß wir uns diesem Gebet anschließen können. Dabei geht es nicht nur darum, die Worte zu verstehen - auch wenn die Texte selbst uns natürlich bereichern und dabei unterstützen können, die Herzen zu Gott zu erheben. Doch ebenso geht es darum, in das Gebet einzutauchen und des Segens und der Gnade teilhaftig zu werden, die von der Liturgie ausgehen. Selbst kleine Kinder können in einer Weise, die sie selbst gar nicht beschreiben könnten, an der Liturgie teilnehmen, wenn sie die Würde von Vorgängen und Handlungen wahrnehmen, die sich an etwas richten, das über ein bloß menschliches Geschehen hinausgeht.

„ Bleibt die Frage, wie Eltern und andere Erwachsene ihre Kinder bei dieser Wahrnehmung unterstützen können. Hier geht es weiterUnd wie man sie - manchmal ja für länger als eine Stunde - mit in der Kirche dabei haben kann, ohne ihre Eltern und andere Beter mehr als unvermeidbar zu stören.

Viele erfahrene Eltern wissen darüber mehr als ich, aber ich möchte denen, die über keine eigenen Erfahrungen verfügen und auch keine Vorbilder in ihren Gemeinden haben, ein paar Hinweise geben. Außerdem scheinen die Dinge hinsichtlich des Novus Ordo ein wenig anders zu liegen als bei der überlieferten Liturgie. Ich habe von Leuten, die Erfahrungen mit beidem haben, mehrfach gehört, daß die Kinder sich in der alten Messe besser benehmen - obwohl dort oft wesentlich mehr Kinder anwesend sind und die überlieferte Liturgie wenig auf die Bedürfnisse von Kindern einzugehen scheint.

Shaw merkt dazu an:

Es begint ein langes Zitat

Der Übergang zur überlieferten Liturgie dürfte daher auch neue Strategien für den Umgang mit Kindern erfordern, um andersartigen Erwartungen und Erfahrungen gerecht zu werden. Die moderne Vorstellung von kinderfreundlicher Unterhaltung ist darauf aus, die Aufmerksamkeit der Kinder mit Überraschungen, Gimmicks und einer vermeintlich kindgerechten Musik zu gewinnen und so ein Abgleiten in Langeweile zu verhindern. Wendet man diesen Ansatz auf den Novus Ordo an, hat das jedoch anscheinend nur begrenzten Erfolg, und oft gehen die Eltern mit den Kindern für einen guten Teil der Messe in einen separaten Raum zu einem Kindergottesdienst oder bringt sie gar in einen "crying room", wo sie laut sein können, ohne die eigentliche Gemeinde zu stören.

Das ist ganz anders in der alten Messe, die den Kindern durch die Liturgie selbst das Beispiel stillen und andächtigen Gebetes gibt. Gregorianischer Choral zielt nicht darauf ab, Emotionen hervorzurufen (wie das der protestantische Kirchengesang tut und moderne katholische Kirchenlieder gerne nachahmen) sondern, das Gebet zu vertiefen. Unser Umgang mit Kindern bei der heiligen Messe sollte daher darauf abzielen, sie bei der Entwicklung einer andächtigen Haltung zu unterstützen. Das heißt nicht, von ihnen zu erwarten, daß sie für längere Zeit konzentriert und aufmerksam sein sollen - das können Kinder nicht und das fällt auch Erwachsenen schwer.

Ich kann hier kein schnelles Rezept für den Umgang mit schwierigen Kindern geben. Die Erziehung von Kindern erfordert Zeit; wir müssen bereit sein, viele Jahre lang für günstige Rahmenbedingungen zu sorgen, immer wieder zu betonen, worum es eigentlich geht, und erforderlichenfalls auch einzuschreiten.

Der eingerückte Text mit der Linie links bezeichnet ein kurzes Zitat, nach dessen Ende es mit dem eigentlichen Aufsatz weiter geht. In dem Fall, daß nach einem mehr oder weniger kurzen eigenen Vorspann der gesamte Rest aus einem (ganz oder teilweise wiedergegeben) Fremdartikel besteht, wird dieser Übergang nur mit dem Zitatzeichen, aber ohne Einrückung und Linie, markiert. Zuvor steht dann immer noch ein entsprechender Hinweis.Wenn ein ganzer Artikel übernommen wird, gibt es keine besondere Zitatkennzeichnung, sondern der Autor wird im Überschriftsbereich genannt.

Es begint ein langes Zitat Das gilt für für die Entwicklung guter Angewohnheiten in allen Bereichen - von den Tischmanieren bis zur den Hausaufgaben. In der Zwischenzeit muß man hinnehmen, daß die Dinge sowohl hinsichtlich der Belästigung anderer Gottesdienstteilnehmer als auch der eigenen Teilnahme an der Liturgie hinter unseren Wünschen zurückbleiben - aber das müssen wir Eltern als Teil der Ausübung unserer Berufung aushalten. Die geduldige und ausdauernde moralische Erziehung unserer Kinder ist die Pflicht unseres Standes im Leben und unser eigener Weg zur Heiligkeit.

Eine besonderer Zeit und ein besonderer Ort

Die liturgische Bildung von Kindern beginnt meiner Ansicht nach damit, daß man bei den Kindern, selbst Kleinkindern, ein Bewußtsein dafür weckt, daß die Kirche ein besonderer Ort ist und die hl. Messe eine besondere Zeit darstellt. Dabei geht es nicht darum, das mit Worten zu erklären, was bei Kindern, die noch nicht sprechen können offenkundig unmöglich ist. Es geht darum, sie bei der Wahrnehmung von atmosphärischen Dingen zu unterstützen - darin sind kleine Kinder oft sehr gut. Kirchen sind anders, als andere Orte, und liturgische Gewänder, Latein und gregorianischer Choral sind ganz anders als die Kleider, die Sprache und die Musik des Alltagslebens. Wenn die Eltern und ältere Kinder ihr Verhalten ändern, wenn sie eine Kirche betreten, merken das kleine Kinder - und daran kann man ansetzen.

Kinder nach draußen nehmen

Sehr kleine Kinder - Säuglinge und Krabbelkinder - können ganz schön viel Lärm machen, aber das machen sie normalerweise aus irgend einem Grund: Etwa weil sie sich nicht wohl fühlen, Hunger haben, oder müde sind. Wenn sie laut werden, kann man sie manchmal an Ort und Stelle beruhigen, aber sehr oft muß man mit ihnen auch hinausgehen, nicht nur wegen der anderen Gläubigen, sondern auch wegen ihrer eigenen Bedürfnisse. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es bei kleinen Kindern manchmal zur Behebung des Problems schon ausreicht, sie an die frische Luft zu bringen, oder sie in einem ruhigen Teil der Kirche hin- und her zu tragen oder zu fahren. Manchmal kann man sie schon nach wenigen Minuten wieder in die eigene Bank zurückbringen, manchmal muß man mehr Geduld haben. Mit einem kleinen Kind vor der Kirche zu stehen, ist schließlich auch eine Art von Gottesdienst, und nach Auskunft von Kirchenrechtlern sind Sie in einem solchen Fall auch hinsichtlich der Sonntagspflicht "moralisch anwesend".

Ältere Kinder beschäftigen

Auch ältere Kinder zwischen 4 und 7 müssen sich manchmal bewegen und sich manchmal irgendwie für sich beschäftigen. Da ist es hilfreich, wenn es Spielsachen oder Bilderbücher für die Kirche gibt, die sie gerne haben, die aber sonst nicht zur Verfügung stehen - so wird der besondere Charakter des Ortes hervorgehoben. Es gibt auch Kinderbücher für die alte Messe. Ich habe einmal eine Reihe Heiligenbilder von alten Weihnachtskarten auf einen Schlüsselring aufgezogen, damit kleine Kinder sie ansehen können. Man kann sogar Heiligenbilder für kleine Kinder zum Selbst-Ausmalen finden. Auch normales Spielzeug muß man nicht ausschließen, aber man sollte darüber nachdenken, wie es sich in der Kirche auswirken kann. Alles, was hart ist (Holz, Metall, Plastik) kann auf dem harten Boden oder der Holzbank in einer stillen Kirche großen Lärm machen. Mit weichem Spielzeug läßt sich besser umgehen. Am besten ist es, wenn man einen eigenen Beutel mit den geeigneten Spielsachen hat, den man einfach zum Aufbruch in die Kirche greifen kann - so nehmen diese Sachen denn auch einen besonderen Charakter für den Messbesuch an.

Stille

Eine andere Möglichkeit, Kinder dabei zu unterstützen, die Atmosphäre der Liturgie wahrzunehmen, ist, daß man sie dazu anhält, nicht laut zu reden oder zu rufen, sondern nur zu flüstern; nicht Sachen irgendwo dagegen zu schlagen und auch nicht im Gang zwischen den Bänken auf und ab zu rennen. Dabei kann man ihnen ruhig erlauben, hinten beim Eingang oder in einem Seitenschiff zu spielen oder herumzulaufen. Es geht darum, ihnen zu vermitteln, daß sie zwar schon etwas tun dürfen - aber leise und ohne andere zu stören. Wenn sie soweit sind, ist das dann auch die geeignete Zeit, sie auf bestimmte Abläufe in der Liturgie hinzuweisen, oder sie anzuhalten, bei der Konsekration niederzuknien und ähnliches.

Häusliches Beten

Einiges können wir zuhause tun - oder auch unterlassen - um es Kindern zu erleichtern, sich auf die Liturgie einzulassen. Zunächst möchte ich das Problem der Bildschirme zumindest streifen. Vor zwanzig Jahren hat man auf die negativen Auswirkungen des Fernsehens auf die Konzentrationsfähigkeit von Kindern und ihre Kreativität beim Spielen hingewiesen. Heute ist es mit Smartphones, Videospielen und Social Media noch viel schlimmer. Das Problem kann hier nicht ausführlich diskutiert werden, aber die Wirkungen dieser Techniken können insbesondere bei kleinen Kindern sehr weit reichen und ihr Verhalten auch dann negativ beeinflussen, wenn man die Geräte gerade beiseite gelegt hat.

Anders ausgedrückt: Die hl. Messe sollte nicht die einzige Gelegenheit sein, bei der unsere Kinder Menschen begegnen, die die zu beten versuchen. So wie die Disziplin in der Schule oder gutes Benehmen am Familientisch Kinder an den Gedanken gewöhnen kann, daß sie nicht immer das tun können, was sie wollen, so sollte das Gebet in der Familie sie daran gewöhnen, daß ältere Kinder und Erwachsene dabei etwas sehr ernstes und auf Gott ausgerichtetes tun. Wie bei der hl. Messe können sie das in den frühen Jahren als eine besondere Zeit erfahren, in der sie so ruhig sein sollen wie möglich. Später können sie dann wie alle anderen daran teilnehmen. Es leuchtet ein, daß es kleinen Kindern viel leichter fällt, sich während 10 Minuten Gebet in der Familie ruhig zu verhalten, als während einer oder anderthalb Stunden in der hl. Messe. Aber wenn sie das jeden Tag machen, ist das eine wirkungsvolle Vorbereitung auf das Gebet in der Kirche und dessen öffentlichen Charakter.

Glaubenserziehung

Sowie Kinder genug Verständnis für einen Kinderkatechismus haben, kann man sie die bekanntesten Gebete und die wichtigsten Grundsätze des Glaubens und der hl. Messe lehren und dann auch auf den Empfang der hl. Kommunion und die Firmung vorbereiten. Viele Katholiken erwarten, daß die Pfarrei das für sie übernimmt, aber die letzte Verantwortung liegt bei den Eltern, und es gibt viele sehr gute Hilfsmittel, die ihnen erleichtern, diese Verantwortung wahrzunehmen. Selbst wenn Ihre Pfarrei Glaubensunterricht für Kinder anbietet, hat es doch viele Vorteile, wenn Eltern Katechismus-Unterricht und liturgische Grundbildung zusätzlich zum Unterricht in der Gruppe zuhause selbst anbieten. Ich schäme mich nicht, zuzugeben, daß ich auch selbst viel für mein Verständnis der Liturgie und meinen Glauben bei der Arbeit mit Büchern gelernt habe, die eigentlich für Kinder gedacht sind. Spätestens beim vierten Kind konnte ich alle Sieben Gaben des Heiligen Geistes auswendig aufsagen, oder auch die Bedeutung des Manipels und der Stola - alles Dinge, die mir niemals jemand beigebracht hat, als ich selbst noch ein Kind war.

Messdienen

Ich möchte es nicht versäumen darauf hinzuweisen, wie nützlich es für Jungen ist, Messdiener zu sein. Jungen fällt es im Allgemeinen schwieriger als Mädchen, während der Messe still zu sitzen, aber die Messe zu dienen kann ihnen nicht nur ein tieferes Verständnis der Liturgie erschließen, sondern auch ihr ganzes Verhalten verändern. Das ist zwar nicht das eigentliche Ziel des Messdienens, aber eine sehr erfreuliche Nebenwirkung.

Jungen aller Altersstufen dazu ermutigen, die Messe zu dienen, ist etwas, mit dem Priester die Eltern bei ihren Erziehungspflichten wirksam unterstützen können. Ein weiteres Mittel, von dem ich weiß, daß es in manchen Kirchen angeboten wird, besteht darin, irgendwo hinten in der Kirche Kinderbücher oder Spielsachen für kleine Kinder bereit zu halten. Damit kann man sie nicht nur beschäftigen - der Pfarrer kann auch dafür sorgen, daß die Gegenstände geeignet sind. Es ist auch ein deutliches Zeichen dafür, daß man mit kleinen Kindern rechnet und froh ist, wenn sie mitkommen.

Manche betrachten es als problematisch, Kinder zur heiligen Messe mitzunehmen - ich fände es gut, wenn katholische Eltern darin eine Selbstverständlichkeit sehen würden. Die Tricks und Tipps, die ihnen beim Kirchgang mit Kindern helfen können, werden die Eltern im Lauf der Zeit schon herausfinden - da gibt es noch viel mehr als das, was ich hier erwähnt habe, und vieles davon ließe sich auch nur schwer in Worte fassen. Ein erster Schritt besteht darin, sich selbst auf die Form der Teilnahme einzulassen, die die überlieferte Liturgie bietet: Betrachtung und Andacht. Wenn das für uns selbst erst einmal zur Gewohnheit geworden ist, können wir auch unseren Kindern helfen, diese Fähigkeiten zu entwickeln.

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