Allerheiligen und Allerseelen 2024
01. November 2024
Fra Angelico: Die Anbetung der Heiligen
An Allerheiligen feiern wir die triumphierende Kirche, den endlosen Chor der Menschen und der Engel, die den guten Kampf gekämpft und das ewige Heil errungen haben.
Der Introitus singt: Frohlocken lasset uns alle im Herrn bei der Feier des Festtags zu Ehren aller Heiligen. Ob ihres Festes frohlocken die Engel und jubeln das Lob des Gottessohns.
Das Tagesgebet zieht sogleich die Nutzanwendung:
Allmächtiger ewiger Gott. Du lässest uns die Verdienste all Deiner Heiligen zusammen in einer Feier verehren; da bitten wir Dich nun, schenk uns auf die Bitten so vieler Fürsprecher die ersehnte Überfülle Deiner Gnade.
Die Überfülle zu verlangen, klingt reichlich anspruchsvoll, ist aber nur Ausdruck von Realismus, denn ohne Seine Gnade vermögen wir nichts. Diese Formulierung wird gerne den rebellischen Reformatoren der frühen Neuzeit in den Mund gelegt, ist aber wie alles, was an ihren Worten gut und richtig ist, viel älter:
„Sine tuo numine, nihil est in homine, nihil es innoxium“ weiß die Pfingstsequenz von Stephan
Langton aus dem 12. Jahrhundert:
Ohne das Wirken Deiner Gnade vermag der Mensch rein gar nichts, und alles wirkt zum Schaden.
Und weil das so ist, und weil die Kirche und ihre Gläubigen das (bis vor kurzem wenigstens) immer gewußt haben, folgt auf den Freudentag der Feier aller Heiligen der Buß- und Bittag von Allerseelen. Wir alle wissen aus tiefster eigener Erfahrung, dass wir ganz und gar nicht würdig sind an der Feier vor dem Thron Gottes teil zu haben und das noch allzuviel vom Erdenschmutz an unseren und der schon verstorbenen Angehörigen Seelen klebt, als daß sie dem Anblick dessen standhalten könnten, der das Licht und die Wahrheit selbst ist.
Wie unsere Seelen diesen Schmutz, sofern er uns nicht schon ganz hinabgezogen und erstickt hat, wieder los werden, wissen wir nicht so genau. Die Vorstellung, daß aller Dreck im Feuer schmerzhafter Selbsterkenntnis „verbrennt“ wie die Verunreinigungen von Metall im Läuterungsofen, hat vieles für sich, und die Verdrängung der hinter dem altertümlichen Sprachbild vom „Fegefeuer“ stehenden übernatürlichen Realität gehört zu den verhängnisvollsten Torheiten unseres ach so aufgeklärten Zeitalters.
Die Bitte darum, dass die Verstorben der eigenen Familie und letztlich auch man selbst gegenüber dieser Realität mit Gottes und seiner Kirche Gnadengaben bestehen können, ist der eigentliche Inhalt des auf Allerheiligen folgenden Allerseelentages.
Und so heißt es in der Postcommunio der dritten Messe zum Allerseelentage:
Wir bitten Dich, allmächtiger und barmherziger Gott: Laß die Seelen Deiner Diener und Dienerinnen, für die wir Deiner Majestät dieses Lobopfer dargebracht haben, durch die Kraft dieses Sakramentes von allen Sünden gereinigt werden und durch Deine Huld die Seligkeit des ewigen Lichtes erlangen.“
Jenes Lichtes der Allheiligkeit, das die Heiligen schon ohne zu verbrennen genießen und für das wir sie am Allerheiligentag gelobt und gefeiert haben.
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