Zahlen und Tendenzen zur überlieferten Liturgie
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- 06. November 2020
Die Ergänzungen des Messbuchs von 1962 durch einige Präfationen und Heiligenmessen aus dem Missale 69 in diesem Frühjahr hatten nicht nur in Rom heftige Diskussionen (Pandemie-Pandämonium) über die Zukunft der überlieferten Liturgieausgelöst. Möglicherweise waren diese auch der Auslöser für eine von der Glaubenskongregation angeordnete Umfrage im Weltepiskopat. Sie sollte ermitteln, in welchem Umfang in den Diözesen Messfeiern und die Spendung der Sakramente im alten Ritus durchgeführt werden und welche Erfahrungen in den Bistümern in dieser Hinsicht gemacht worden sind. Bei den Anhängern der Tradition hatte die Anordnung dieser Umfrage einigen Argwohn ausgelöst – spätestens die Auflösung von Ecclesia Dei hat das während des Pontifikats von Benedikt XVI. aufgebaute Vertrauen vielfach erschüttert. Inzwischen liegen die Antworten aus den Bistümern bei der Glaubenskongregation vor. Offizielle Informationen zu Zahl und Inhalt dieser Berichte gibt es bisher nicht, aber im Umfeld der Ende Oktober in coronamäßig stark reduziertem Umfang durchgeführten Summorum-Pontificum-Konferenz in Rom konnten einige aufschlußreiche Gespräche geführt werden. Joseph Shaw, der Vorsitzende des englischen Zweigs der internationalen Una-Voce-Konföderation, der zusammen mit der deutschen Vorsitzenden von Pro Missa Tridentina, Monika Rheinschmitt, mit in Rom war, hat auf Rorate Cæli seinen dort gewonnen Eindruck mitgeteilt, daß die eingegangenen Berichte jedenfalls nicht generell negativ gewesen wären und daß nicht mit irgendwelchen unerfreulichen Auswirkungen zu rechnen sei.
Neben den Umfrageergebnissen aus den Bistümern liegt der Glaubenskongregation jetzt zusätzlich auch ein umfangreicher Bericht der Internationalen Una Voce vor, den die Vereinigung zeitgleich mit der vatikanischen Umfrage erstellt hat. Er enthält aus 368 Diözesen in 52 Ländern Erfahrungsberichte und Zahlenmaterial zur Erreichbarkeit von Zelebrationen im alten Ritus aus der Sicht der Gläubigen und einiger sie betreuender Priester. Die beträchtliche Arbeit, einen solchen Bericht zusammenzustellen, hatte die „Latin Mass Society of England and Wales“ übernommen, und in ihrem zweimal jährlich erscheinenden Mitteilungsblatt „Gregorius Magnus“ ist jetzt auch ein Überblicksartikel erschienen, der wichtige Informationen aus dem Bericht zusammenfasst. Die aktuelle Ausgabe von „Gregorius Magnus“ ist auch als PDF abrufbar.
Etwa gleichzeitig mit dieser Ausgabe der englischen Veröffentlichung hat die deutsche „Pro Missa Tridentina“ ihr ebenfalls zweimal jährlich erscheinendes Magazin herausgebracht - „Dominus Vobiscum“. Im Rahmen eines Artikels über die nunmehr 30-jährige Tätigkeit dieses deutschen Zweiges der Una-Voce-Vereinigung werden hier auch Zahlen über die Entwicklung der Meßorte für den überlieferten Ritus in den deutschsprachigen Ländern geboten. Unerwartetes Ergebnis einer ersten Durchsicht der gezeigten Zahlen: Den Spitzenplatz in diesem Jahr hat das Bistum Basel mit 17 Messorten; Schlußlichter in Deutschland sind u.a.Essen mit nur 1 und Fulda mit nur 2 Plätzen. Für Deutschland zeigt die Zahl der erfassten Meßorte nach einem deutlichen Anstieg nach Erlaß von Summorum Pontificum eine gewisse Stagnation, teilweise auch einen leichten Rückgang in den Jahren nach 2010. Die Zahl der Teilnehmer an den Meßfeiern wurde nicht ermittelt, sie ist nach hier vorliegenden Einzelinformationen jedoch generell auch weiterhin deutlich ansteigend.
Eine ins Einzelne gehende Tabelle der für Deutschland erfaßten Entwicklung bei den Meßorten, die zwischen Orten mit mindestens 1 Messfeier pro Monat und solchen mit überlieferter Liturgie an jedem Sonntag unterscheidet, steht auf der Website von PMT als PDF zum Download.
Die aktuelle Ausgabe von Dominus Vobiscum (Bild oben) enthält neben Informationen und Zahlen zu „30 Jahre Pro Missa Tridentina“ einen Auszug in Übersetzung aus dem 1. Kapitel des Buches von Peter Kwasniewski „Reclaiming Our Roman Catholic Birthright – The Genius and Timeliness of the Traditional Latin Mass (Angelico-Press 2020); einen Text über den „Norden in der Liturgie“ von Jeremy Holmes und einen Beitrag von Kanonikus Richard von Menshengen (Institut Christus König) zur 800-jährigen Geschichte des Klosters Maria Engelport (fast) an der Mosel. Bezugsmöglichkeiten für die aktuelle Ausgabe von „Dominus vobiscum“ werden auf der Website von Pro Missa Tridentina mitgeteilt; viele Artikel aus früheren Ausgaben sind dort auch als PDF verfügbar.