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Rücktrittsforderung an Papst Franziskus

Zum Ende der Sommerpause

Mit der Veröffentlichung der sensationellen Erklärung von Erzbischof Vigano hat die Affäre um die systematische Vertuschung homosexueller Übergriffe des ehemaligen Kardinals McCarrick nun auch hochrangige Prälaten des Vatikans und Papst Franziskus selbst erreicht. Nicht, daß einem von ihnen selbst solche Übergriffe vorgeworfen würden. Aber wenn man Erzbischof Vigano glauben will – und als damaliger Nuntius in den USA hatte und hat er besten Zugriff auf alle einschlägigen Informationen – dann waren die Anschuldigungen gegen McCarrick seit vielen Jahren auch im Vatikan bekannt. Tatsächlich habe bereits Papst Benedikt vor fast 10 Jahren McCarrick den Rückzug aus allen öffentlichen Positionen und Auftritten auferlegt. Eine Maßregelung, die von dem damaligen Kardinal selbst mißachtet und von Benedikts Nachfolger Franziskus dann wieder aufgehoben worden sei. Jedenfalls machte Franziskus McCarrick zu einem seiner bevorzugten Berater, der maßgeblichen Einfluß auf Ernennungen und Beförderungen im amerikanischen Episkopat ausübte.

Unter rein säkularen Gesichtspunkten ist diese entgegenkommende Haltung von Franziskus und seinen Hintermännern und Höflingen durchaus nachvollziehbar. McCarrick (geb 1930) hat im Lauf seines langen Lebens nicht nur ein enormes Netzwerk von persönlichen Beziehungen aufgebaut. Seine wirkungsvollen Fernsehauftritte hatten ihn zu einem der bekanntesten Gesichter des amerikanischen Katholizismus mit Promi-Status gemacht. Als einer der größten Spendeneinwerber der us-amerikanischen Papal Foundation war er auch eine der mächtigen Figuren im Hintergrund der stets auf zusätzliche Unterstützung angewiesenen vatikanischen Finanzen. Ein Mann, mit dem es sich zu verderben der römische Nomenklatura nach Benedikt als ausgesprochen unklug erscheinen mußte. Tatsächlich erfolgte die überfällige Distanzierung erst vor wenigen Wochen im Juni, als verschiedene Berichte über sexuelle Übergriffe MacCarricks auch aus seiner Zeit als Bischof Beweise zu Tage förderten, die in Rom nicht mehr zurückgewiesen werden konnten.

Das jetzt als eidesstattliche Erklärung bezeichnete Dokument von Erzbischof Vigano wurde zweifellos nicht ohne Absicht zu einem Zeitpunkt veröffentlicht, der für Franziskus kaum ungünstiger sein konnte: Zum Abschluß der als großes Medienspektakel inszenierten Reise zum Weltfamilientag in Irland.

Der „Familientag“ war von seinem Vorbereitungskomitee nicht zuletzt auch mit der Zielsetzung angelegt worden, eine „zeitgerechtere kirchliche Haltung gegenüber der Homosexualität“ in die Wege zu leiten. In frühen Entwürfen für die Info-Broschüre war so unter anderem auch eine „Familie“ mit zwei Elternteilen des gleichen Geschlechts aufgetaucht. Das konnte durch den Widerspruch der Gläubigen abgewendet werden, zumal Franziskus selbst auch nach seinen öffentlichen Darlegungen kein Freud der Gendertheorien ist. Allerdings blieb es dabei, daß mit dem amerikanischen Jesuiten James Martin einer der elequentesten Befürworter besagter „zeitgerechterer“ Haltung als Leiter eines Arbeitskreises eingeladen wurde – der sich dann bei seinen Auftritten auch mächtig ins Zeug legte.

Franziskus selbst hatte bereits mit seinen öffentlichen Stellungnahme zur Causa Mccarrick Zweifel genährt, ob er wirklich Willens und im Stande sei, den Mißbräuchen bzw. deren Verschleierung mit der gebotenen Entschiedenheit entgegenzutreten. Er ließ es darin zwar an starken frommen Worten nicht fehlen – mied jedoch jeden Bezug zum offen zu Tage liegenden homosexuellen Hintergrund der Mißbräuche und prangerte statt dessen „Klerikalismus“ als Hauptursache an.  Auch die zentrale Ansprache des Papstes auf dem Welt-Familientag hatte Irritationen ausgelöst. Neben wohlfeilen Worten zur Familie als Keimzelle der Gesellschaft und Hauskirche erweiterte der Papst den Familienbegriff mit dem Aufruf zur Willkommenskultur auf die ganze Menschheitsfamilie und sämtliche Zeitfragen – und schwächte so seinen spezifischen Inhalt. (Hier der Text)

Sollten die Vorwürfe von Erzbischof Vigano sich als zutreffen erweisen, und vieles deutet darauf hin, wäre das ein weiterer Beleg dafür, daß der Papst selbst säkularen Motiven und Opportunitätsrücksichten in entscheidenden Punkten den Vorrang vor den Anforderungen des Evangeliums und der zu allen Zeiten vertretenen Lehre der Kirche einräumt. Ein überaus schwerer Vorwurf, den Erzbischof Vigano konsequenterweise mit der Forderung verbindet, der Papst solle sein Amt abgeben, um eine rückhaltlose Aufklärung der Umstände des Falles McCarrick und der anderen Mißbrauchsskandale zu ermöglichen.

Wie die Antworten von Franziskus auf entsprechende Journalistenfragen bei der Pressekonferenz auf dem Rückflug von Irland nach Rom zeigen, ist damit allerdings kaum zu rechnen. 

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Weitere Informationen zum Thema:

Edward Pentin im National Catholic Register  
Vaticanista Aldo Maria Valli in Rorate Caeli  
Rod Dreher (The Benedict Option) in The American Conservative
Michael Matt in The Remnant  
Steve Skojec auf Onepeterfive.
Stellungnahme von Kardinal Burke auf LifeSiteNews

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