Der große Verrat
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- 06. Dezember 2019
Sandro Magister macht heute auf ein Interview mit dem emeritierten Hongkonger Kardinal Zen aufmerksam, das am 3. Dezember in der taiwanesischen Zeitschrift New Bloom erschienen ist. Der Interviewer war Nicholas Haggerty. Wir übersetzen einen Abschnitt aus der englischsprachigen Version, in dem der Kardinal sich zu dem Geheimabkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und den chinesischen Kommunisten äußert.
Zen: Franziskus hat wenig Respekt für seine Vorgänger. Er macht Schluß mit allem, was Johannes Paul II. und Papst Benedikt getan haben. Sie sagen zwar immer „In Kontinuität mit...“, aber das sind nur Worte, das ist eine Beleidigung. Sie stehen nicht in der Kontinuität.
Im Jahr 2010 haben Parolin und Dias sich mit den Chinesen über einen Entwurf geeinigt, und dann hieß es überall: Oh, jetzt kommt eine Übereinkunft, sie kommt, sie kommt. Aber ganz plötzlich war dann nichts mehr davon zu hören.
Ich kann es nicht beweisen, aber ich glaube, daß es Papst Benedikt war, der damals „Nein“ gesagt hat. Und ich denke, die jetzt unterzeichnete Übereinkunft ist genau die, die zu unterzeichnen Papst Benedikt damals abgelehnt hat.
Haggerty: Sie haben diese Übereinkunft nicht gesehen, man hat sie Ihnen nicht gezeigt?
Nein! Ich frage Sie: ist das fair? Ich bin einer der zwei lebenden chinesischen Kardinäle, und ich darf dieses Übereinkommen nicht sehen – und dabei war ich dreimal (deswegen) in Rom.
Haggerty: Wie war ihr Verhältnis zu Franziuskus am Anfang seines Pontifikats.? War es immer so angespannt?
Zen: Zu Franziskus hatte ich eine wunderbare persönliche Beziehung. Auch jetzt noch. Anfang Juli dieses Jahres haben wir zusammen zu Abend gegessen. Aber er beantwortet meine Briefe nicht. Und alles, was geschieht, läuft meinen Vorschlägen zuwieder.
Da sind drei Dinge. Es gibt ein Geheimabkommen – es ist so geheim, daß man nichts darüber sagen kann. Wir wissen nicht, was darin steht. Dann ist da die Legitimierung der sieben exkommunizierten Bischöfe (der Staatskirche). Das ist unglaublich, einfach unglaublich. Aber noch unglaublicher ist der letzte Akt: Die Ermordung der Untergrundkirche.
Re-Import aus Afrika
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- 02. Dezember 2019
„An diesem 1. Adventssonntag hat Papst Franziskus mit der kongolesischen Gemeinde in Rom einen Gottesdienst im sogenannten „Zairischen Messritus“ gefeiert“. So wird es von Vatican News gemeldet und von zahllosen Webseiten, darunter auch schon Wikipedia wiederholt – und so ist es allem Anschein nach eine Falschmeldung, wie sie im Bilderbuch steht.
Und das ist durchaus erfreulich: Das 1988 von Rom approbierte Messbuch für die Diözesen von Zaire enthält einen Ritus mit höchst problematischen Elementen (unter anderem traditioneller Ahnenverehrung und Häuptlingsrollen), die immer wieder den Widerspruch katholischer Theologen herausgefordert haben: Es ist durchaus strittig, ob in diesem Missale der katholische Glaube in ein afrikanisches Gewand „inkulturiert“ - oder durch die Überwucherung mit heidnischen Elementen zur Unkenntlichkeit entstellt wurde. Inwieweit dieser „zairische Messritus“ gegenwärtig überhaupt irgendwo, so, wie er im Buche steht, praktiziert wird, war bei einer ersten Recherche nicht zu ermitteln.
Die – wegen diverser Sprachhürden für uns freilich nur bedingt aussagekräftige – Videoaufzeichnung vermittelte eher das Bild einer folklore-mäßig aufgepeppten Messfeier, wie sie auch anderswo im Rahmen der Flexibilität des Novus Ordo gefeiert werden könnte. Kostümierung und Prozessions-Dramaturgie, das haben wir bereits unter Marini I. gelernt, sind je nach den lokalen Vorlieben gestaltbar, und Gloria oder Credo kann man auch in Idar-Oberstein durch „ein anderes geeignetes Lied“ ersetzen.
Den wenig respektvollen Begriff „aufgepeppt“ sollte man übrigens nicht allzu wörtlich verstehen: die afrikanischen Gesänge und die Art ihres Vortrages in Rom entsprachen eher dem Bild, das sich seinerzeit Willy Moll aus Stommeln von afrikanischen Gesängen gemacht hat. In afrika-afrikanischen Gottesdiensten, hier zu Weihnachten in St. Alphonse Matete in Kinshasa geht es da schon etwas peppiger zu – neben der Musik haben uns besonders die Zeremonialspeere beeindruckt, die dort wohl etwa zur gleichen Zeit in die Liturgie eingeführt wurden, wie im Petersdom die Flabella verschwanden.
Die Liturgie von Kinshasa ist von hier aus nicht zu be- oder gar zu verurteilen. Der Versuch, einzelne Elemente davon in den Petersdom zu re-inkulturieren, kann jedoch nur Kopfschütteln auslösen: Hier wird ein Mischmasch präsentiert, der sich bestenfalls als Demonstration von Weltoffenheit und Willkommens„kultur“ interpretieren läßt. Von wirklicher Kultur bleibt dabei aus beiden Traditionen nicht mehr viel übrig, und von Gottesdienst?
Aus Rom und aus Wisconsin
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- 11. November 2019
Die Woche beginnt mit einer erfreulichen und einer weniger erfreulichen Nachricht. Letztere kommt, daran haben wir uns ja inzwischen gewöhnt, aus Rom, wo die Messe des Bischofs von Rom zum Jahrestag der Einweihung seiner Kathedrale wieder einmal mit einigen liturgischen Eigenheiten daherkam. (Hier das Video) Natürlich gab es – wir sprechen von der Mutter aller Kirchen des Erdkreises – nur Italienisch, kein Latein, und es gab auch keine Kniebeugen des Papstes nach der Konsekration – aber das kennen wir schon. Neu war, daß es auf dem Altar auch keine Kerzenleuchter und kein Kruzifix gab. Die fehlenden Kerzen könnte man unter Hinweise auf die aktuelle Institutio Generalis erklären, die keine Kerzen auf der eigentlichen Mensa sehen will, sondern ihnen Plätze auf der Leuchterbank oder im Umfeld des Altares zuweist. Aber auch dort waren keine Kerzen zu sehen – will man nicht die Leuchter auf der Balustrade der Confessio zu Altarleuchtern erklären. Daß es sieben waren könnte dieses Verständnis andeuten.
Was es auch nicht gab, war das hier bislang übliche Kruzifix auf dem Altartisch. Stattdessen hatte man ein durchaus kostbares Kreuz unter dem Baldachin aufgehängt, bei dem allerdings zweifelhaft ist, ob es den Anforderungen an ein Kruzifix genügt, die ein Kreuz mit dem Korpus des leidenden Erlösers vorsehen. Vielleicht sind es ja nur „rigide Ritualisten“, denen solche Dinge auffallen – aber da solche Liturgien in Rom penibel geplant und durchgeführt werden – diesmal übrigens ohne sichtbare Anwesenheit des Zeremoniars Guido Marini – hat es schon Sinn, genauer hinzuschauen. Zumal auch andere Einzelheiten der Feier in Richtung Entsakralisierung zu deuten scheinen. Neben der betont schlichten Gewandung der Offizianten gab es da eine bemerkenswerte Evangelienprozession, zu der gleich drei Laien als Lektoren und Kantor im Bewegung gesetzt worden waren: Zwei Herren in allerdings vorbildlichen Anzügen und eine Dame betont sportlich mit Turnschuhen und Windstoßfrisur. Von einem aufmerksamen Beobachter wie Fr. Zuhlsdorf wurde auch vermerkt, daß Franziskus seine Predigt nicht von der Kathedra seiner Kathedrale hielt, sondern vom gleichen Ambo, an dem Epistel und Evangelium vorgetragen worden waren. Ist die Kathedra nur noch Thron, Zeichen der Machtstellung, aber nicht mehr Sitz des Lehramtes?
Die erfreulichere Nachricht zum Wochenanfang kommt aus den USA, genauer aus der 40 000-Einwohner-Stadt Wausau in Wisconsin, wo Ortsbischof Callahan die erste Niederlassung der Anbetungsschwestern des königlichen Herzens Jesu in den Vereinigten Staaten einweihte. Diese Schwesternschaft ist der weibliche Zweig des Instituts Christus König und hoher Priester und teilt mit dessen Spiritualität vor allem die Liebe zur traditionellen Liturgie als der irdischen Vorwegnahme der ewigen Liturgie im himmlischen Jerusalem. In Deutschland sind die Anbetungsschwestern im Kloster Maria Engelport im Moselland nahe Cochem vertreten. Dem neuen Konvent in Wausau, wo das ICKSP mit der Seelsorge in St. Mary‘s betraut ist, gehören zunächst 4 Ordensfrauen an, deren Hauptaufgabe – nach dem Gebet – in der Unterstützung der Priester des Instituts in der pastoralen Tätigkeit bestehen wird.
Einen kurzen Bericht von der Einweihung der Kapelle und des Konventes in Wausau bringt Peter Kwasniewski auf New Liturgical Movement. Eine reiche Auswahl von Bildern gibt es bei Google Photos. Im 50. Jahr der Liturgiereform, die Nüchternheit und Schmucklosigkeit zum Markenzeichen der Liturgie erklären wollte, mögen Bilder aus dem ICKSP manchmal etwas „over the top“ erscheinen, bestenfalls akzeptabel als der Versuch, einen Kontrapunkt zur säkularistischen Anmutung vieler Bilder aus dem Novus Ordo zu setzen. Wenn man sich erst einmal klar macht, worum es bei jeder Liturgie geht oder gehen sollte – um den öffentlichen Gottesdienstes vor dem Herrn, der Himmel und Erde erschaffen hat – wird kenntlich, daß dieser Kontrapunkt dringend erforderlich ist. Nicht im Sinne der Aufrechterhaltung eines imaginären Gleichgewichts, sondern um überhaupt einen Weg in eine nicht-säkulare Zukunft offen zu halten.
Pilgerfahrt der Tradition 2019
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- 26. Oktober 2019
Seit gestern finden in Rom zahlreiche Veranstaltungen im Zusammenhang mit der 8. Pilgerfahrt des Populus Summorum Pontificum in Rom statt, auf die wir Anfang September hier hingewiesen hatten - dort finden Sie auch die Programme. Die Kollegen von MiL - Messa in Latino haben mit einer umfangreichen Bildberichterstattung begonnen, die Sie am besten über die hier angegebene Google-Suche verfolgen können.
Das Bild oben zeigt eine Aufnahme vom gestrigen Hochamt in der Kirche Santa Maria ad Martyres, das von Norbertiner-Kanonikern gefeiert wurde. Das Gebäude ist bekannter unter dem Namen Pantheon, da der um das Jahr 125 entstandene Bau möglicherweise in römischer Zeit der Verehrung zahlreicher antiker Götter diente, deren Statuen dort nach Cassius Dio aufgestellt waren. Der in Byzanz residierende Kaiser Flavius Phokas schenkte das Gebäude Anfang des 7. Jh. dem Papst in Rom, der es am 13. Mai 609 zur Kirche weihen ließ. Die Kirche wurde den größtenteils namenlosen Märtyrern geweiht, deren Gebeine aus den Grabstätten vor den Mauern der stark geschrumpften Stadt geborgen worden waren, weil deren Besuch in dem von Räuberbanden, Gotenhaufen und Sarazenentrupps heimgesuchten Umlands zu unsicher geworden war.
Und nun schwimmen sie, ganz ohne CO2
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- 21. Oktober 2019
Unbekannte „Aktivisten“ haben am frühen Morgen die hölzernen Amazonas-Idole, die in den letzten Tagen bei mehreren Zeremonien im Vatikan ihren großen Auftritt hatten, von ihrem Ehrenplatz in der Kirche Santa Maria in Transpontina entwendet und dem Wasser des Tibers übergeben. Im Video dokumentiert auf Youtube. Nun schwimmen die paganen Schnitzwerke in Richtung auf den großen, weltumspannenden Ozean des Wasserplaneten Erde. So sind sie, wie uns scheint, in einem weitaus passenderen Umfeld als in den Christus, dem eingeborenen Sohn des ewigen Vaters geweihten Kirchen des ewigen Rom.
Nun erwarten wir mit Gelassenheit - oder wäre klammheimliches Vergnügen angebrachter? - den Aufschrei all der lieben, aber lichtlosen Seelen, die in dieser Aktion einen Akt skandalöser Intoleranz, religiösen Hasses, kultureller Unsensibilität, imperialistischer Anmaßung, rassistischer Überheblichkeit - passendes bitte unterstreichen - erkennen wollen. Und mit Spannung warten wir darauf, wer alles in das Geschrei einstimmt, zu Lichterprozessionen aufruft und mit unaufgeforderten Schuldbekenntnissen oder Verzeihungsbitten um Aufmerksamkeit heischt.
Mit gelinder Schadenfreude - der Sünde müssen wir uns zweifellos selbst bezichtigen - stellen wir uns die Gesichter der jesuitischen Strategen und ihrer geistlichen Mittäter, Oberhaupt inklusive, vor, die glaubten, mit dem Auftritt der Idole ein wunderbar uneindeutiges Symbol für den Weg der Kirche in die Zukunft mit amazonischem (rheinischem, missisippischen, kongolesischen, jangtse-mäßgem usw. usf.) Gesicht gefunden zu haben - und denen nun Leute, die die Spielregeln der Mediengesellschaft noch einen Tick besser verstehen, erst das stumme Holz (vergl. Psalm 115) und dann die Show gestohlen haben.
Heiliger Bonifatius, bitte für uns.
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