„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Der Katechismus im Messbuch
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- 05. März 2022
Die Missale Romanum des Verlages Pustet in Regensburg waren über ein halbes Jahrhundert lang, nämlich in den Jahren (ungefähr) von 1885 bis 1935, führend auf dem Weltmarkt für Messbücher. Nicht ohne Stolz stellte das Unternehmen bis zum I. Weltkrieg seine Firmensitze in Ratisbona (Regensburg), Novum Eboracum (New York) und Cincinnati heraus; in manchen Jahren war auch noch Rom dabei. Diese starke Stellung galt nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht und beruhte auch nicht in erster Linie auf der der druck- und bindetechnisch hervorragenden Machart. Ihren Ruf und ihren Umsatz verdankten die Missale von Pustet der überaus gediegenen grafischen Gestaltung sowohl in der Typographie als auch bei den gegenüber früherer Gewohnheit stark vermehrten grafischen Ausstattung mit Kapitelköpfen zum Beginn und Vignetten zum Abschluß der einzelnen Abschnitte. Ihr eigentliches Charakteristikum sind die in der Regel als Holzschnit ausgeführten Schwarz-Weiß-Illustrationen, die über die Jahre 1890 bis 1950 praktisch unverändert blieben und diesen Messbüchern einen hohen Wiedererkennungswert verleihen.
Bei diesen Bildern handelt es sich nicht nur wie in den vorhergehenden Jahrhunderten um „Illustrationen“, die mehr oder weniger glücklich den Festgedanken zum Ausdruck bringen: Die Krippe von Bethlehem an Weihnachten, die hl. Drei Könige an Erscheinung des Herrn; Maria und die Jünger im Obergemach von Jerusalem bei der Ausgießung des Geistes zu Pfingsten…
Die Festtags-Illustrationen von Pustet sind wie früher schon gelegentlich im Barock aufwendig eingerahmt, aber diese Rahmungen sind nicht nur dekorativ, sondern sie bilden inhaltlich ein „Framing“, indem sie den jeweiligen Festgedanken mit seinen „Typoi“ aus dem alten Testament umgeben.
Kampf um den Synodalen Irrweg
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- 04. März 2022
Nach dem von tiefer Sorge um die bedrohte Einheit gekennzeichneten Mahnbrief des Vorsitzenden der polnischen Bischöfe liegt nun ein weiteres Mahnschreiben mit hochrangigem Absender auf dem Tisch von Bischofskonferenz und ZK. Am Donnerstag veröffentlichte kath.net nun eine Analyse des deutschen Kurienkardinals Walter Brandmüller, in der er nichtnur vor einer bevorstehenden Spaltung warnt, sondern auch einen bereits vollzogenen Abfall großer Teile von Bischöfen und Funktionrsapparat der Kirche in in Deutschland konstatiert.
Gleich zu Beginn stellt der Kardinal nach kurzer Auflistung wesentlicher Beschlüsse der zweiten Vollversammlung die Kernfrage:
Haben denn die all dies mitbeschließenden Bischöfe wirklich nicht wahrgenommen, dass sie sich damit in offenem Widerspruch zu Glaubenswahrheiten begeben haben, deren treue Bewahrung und Verkündigung sie mehrfach mit heiligem Eid geschworen hatten? Diese Frage von letztem existenziellem Ernst muss in aller Härte gestellt – und von jedem Bischof beantwortet werden.“
In der dann folgenden Analyse geht Brandmüller dann schonungslos zu den Ursachen: dem tief in die Kirche eingedrungenen Modernismus: dessen Kritik und Zurückweisung insbesondere von der deutschen Theologie in den Kriegs- und Nachkriegszeiten der ersten Hälfte des 20. Jh. sträflich vernachlässigt wurde, so daß die Kirche sich in weiten Teilen nur noch mit weltlichen Dingen befasst, die übernatürlichen aber aus dem Blick verliert. Seine Analyse mündet dann in eine Frage, auf die Brandmüller eine erschütternde Antwort gibt:
Aschenkreuz und Memento mori
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- 02. März 2022
Das Aschenkreuz, das heute wieder in vielen Kirchen gespendet wird und dessen Empfang in einigen Ländern geradezu Kultstatus gewonnen hat, auch unter Nicht-Gläubigen, vereinigt in sich zwei Traditionen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Die eine geht zurück auf die aus dem Alten Testament belegte Sitte, wie sie auch im Evangelium des heutigen Tages angesprochen wird, sich als Zeichen der Buße klein und häßlich zu machen: Zerrissene Kleider zu tragen, das Gesicht mit Schmutz und Asche zu beschmieren. Seit der frühesten Zeit ist diese Sitte auch bei den Christen belegt.
In „Sack und Asche“ zu gehen war ein dramatisches äußeres Zeichen für die innere Bußgesinnung, und wie alle äußeren Zeichen – Stichwort virtue signaling - unterliegt es der Gefahr der Entwertung und sogar Fälschung, nämlich dann, wenn das äußere Tun nur dazu dient, darüber hinweg zu täuschen, daß es an der inneren Einstellung und der Bereitschaft zu einer tatsächlichen Umkehr mangelt. Im Idealfall war (und ist) es jedoch Ausdruck echter Bußgesinnung und Zeichen dafür, daß ein Mensch bereit war, seine Fehler zu bereuen und die Gebote Gottes zu halten. Ausgangspunkt bei dieser Betrachtungsweise ist ganz eindeutig der Mensch und sein Handeln
Im Lauf der Jahrhunderte hat dieses äußere Zeichen allerdings seine Bedeutung etwas verschoben. Heute wird das Aschenkreuz – und das erklärt auch seine Popularität unter Nicht-Gläubigen – in der Hauptsache als memento mori verstanden: „Bedenke, daß Du Staub bist und zum Staube zurückkehrst“. Einmal im Jahr ist diese Erinnerung Vielen zum seelischen Ausgleich durchaus willkommen – solange das nicht auf die anderen 364 Tage übergreift.
Das Besprengen mit Asche hat jedoch noch eine zweite Traditionslinie, die ebenfalls bereits auf das Alte Testament zurückgeht. Wer durch Kontakt mit dem Tode nach dem Gesetz „Unrein“ geworden oder „in Sünde gefallenen“ war, konnte diese Unreinheit von einem Priester durch Besprengen mit der Asche einer roten Kuh aufheben lassen. (S. Hebr. 9,13).
Kirchen-Vater Abraham
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- 27. Februar 2022
In der Matutin der überlieferten Liturgie mutet die Kirche heute den Betern als Lesung das Kapitel 12 des ersten Buches Moses zu: Die Geschichte der Berufung des Stammvaters Abrahman und dessen Auszug in die Fremde, zu dem ihn Gott noch im hohen Alter aufgefordert hatte. Dom Gueranger bietet in seiner Auslegung dieses und der folgenden Kapitel der Genesis ein Musterbild des Bibelverständnisses der Kirche, das auch heute, 150 Jahre nach seiner Niederschrift, nichts von seinem Wert verloren hat. Im Gegenteil eher noch gewonnen, angesichts der seitdem unternommenen vielfältigen Versuche, dieses Verständnis zu verdunkeln.
Der Herr, welcher in seiner göttlichen Fürsehung vorher wußte, daß der Niedergang der Völker unter solchen Umständen unaufhaltsam sei, beschloß, ein Volk auszuwählen, das ihm besonders ergeben sei und in dessen Schoß die heiligen Wahrheiten erhalten würden, welche bei den Heiden zu Grunde gehen mußten. Dieses Volk sollte mit einem eigenen Stammvater beginnen, einem Vorbilde und Muster der Gläubigen. Abraham, ein Mann voll des Glaubens und des Gehorsams gegen den Herrn, war berufen, dieser Stammvater der Kinder Gottes zu werden, und zu seiner geistigen Nachkommenschaft, deren Stammesoberhaupt er ist, gehören alle Auserwählten sowohl des alten Bundes, wie auch der christlichen Kirche, bis ans Ende der Zeiten.
Nach der Wiedergabe des Textes von Kapitel 12, in dem diese Berufung beschrieben ist, fährt Gueranger fort:
Welch lebendigeres Bild eines Jüngers Christi läßt sich denken als dasjenige, welches der heilige Patriarch uns bietet.. Er grübelt nicht, er wägt nicht, wo es sich darum handelt, der Stimme Gottes zu folgen, die ihn ruft. Mit Recht sagen von ihm bewundernd die heiligen Väter: Welch wahrhaft christlicher Mann vor Christus! Welch evangelischer Mann vor dem Evangelium! Welch apostolischer Mann vor den Aposteln!" Auf den Ruf des Herrn verläßt er Alles: Heimath, Familie, Vaterhaus, und zieht in ein ihm unbekanntes Land. Ihm ist es genug, daß Gott sein Führer ist, und er überläßt sich voll Vertrauen , ohne umzublicken, seiner Leitung. Haben selbst die Apostel mehr getan? Aber auch welche Belohnung: In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde!".
Das entstellte Konzil
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- 25. Februar 2022
Wo immer sich jemand auf das II. Vatikanum beruft, müssen wir mit drei Entstellungen rechnen:
- Die Behauptung, DAS KONZIL habe etwas angeordnet, das in Wirklichkeit dort gar nicht oder aber im entgegengesetzten Sinne entschieden worden ist. Beispiele dafür in der Liturgie sind der „Volksaltar“ oder die lateinische Liturgiesprache.
- Das zweite sind die vielen Unklarheiten, Doppeldeutigkeiten oder eindeutigen Widersprüche in den Konzilstexten, aus denen alles oder nichts abgeleitet werden kann - bestes Beispiel dafür ist die Forderung der Liturgiekonstitution,„Es sollen keine Neuerungen eingeführt werden, es sei denn, ein wirklicher und sicher zu erhoffender Nutzen der Kirche verlange es“ (n. 23).
- Das dritte ist der immer lautstärker widerholte Versuch, jede zeitgeistige Idee, die man aus einem Text DES KONZILS herauslesen kann, zum Maßstab zu machen, von dem aus alles was vorher gelehrt und angeordnet worden ist, in Frage gestellt werden kann. Aus der bescheiden als Pastoralkonzil angekündigten Kirchenverammlung des vorigen Jahrhunderts wird so ein Superdogma, das bedingungslosen Gehorsam verlangt.
Schwer zu sagen, welche dieser drei Entstellungen die verheerendsten Auswirkungen hat.
Als Neu- oder besser als Wiederentdeckung macht derzeit die Doktorabeit von Msgr. Florian Kolfhaus aus dem Jahr 2006 die Runde, in der der Autor untersucht hat, was das Selbstverständnis dieses Konzils als „Pastoralkonzil“ für den Stellenwert der dort verabschiedeten Dokumente bedeutet. „Wiederentdeckerin“ der Arbeit ist Maike Hicksonn mit einem Artikel auf LifeSiteNews, der leider von ihr oder der Redaktion unter der Überschrift veröffentlicht wurde: Wie diese Dissertation üder das 2. Vatikanum die römische Entscheidung beeinflusste, die Exkommunikation der Bischöfe der Piusbruderschaft aufzuheben. Auch das deutsche Referat von Maikes Artikel auf katholisches.info folgt diesem Vorbild und fördert so eine verengte Wahrnehmung der Bedeutung von Kolfhaus’ Arbeit: Nicht jeder interessiert sich für die Hintergründe der von Papst Benedikt 2009 erklärten Aufhebung der Pius-Bischöfe.
Wo ist die „Weisheit der Alten“ geblieben?
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- 23. Februar 2022
Am 22. Februar 1962 - also vor 60 Jahren und damit kurz vor DEM KONZIL veröffentlichte der KONZILSPAPST Johannes XXIII. als apostolische Konstitution - ein hochrangiges Gesetz also - Veterum Sapientia über den Gebrauch der lateinischen Sprache in der lateinischen Kirche. Von heute aus unvorstellbar: Der Schwerpunkt lag in der Verwendung des Lateinischen im Studium von Theologie und Wissenschaft. Die Professoren wurden unter anderem feierlich verpflichtet, ihre Vorlesungen in Latein zu halten.
Wir alle wissen, was daraus geworden ist: Niemand hat die übrigens zumindest teilweise auch im kanonischen Recht festgeschriebenen Forderungen ernst genommen, auch der Auftrag der Väter des II. Vatikanums, trotz begrenzter Einführung von Volkssprachen den „Gebrauch der lateinischen Sprache in der Liturgie zu erhalten“ (SC 36,1) blieb unbeachtet. In der praktischen Wirkung war die inzwischen vollständige Abwendung von der lateinischen Sprache mit einer Bücherverbrennung vergleichbar: Das Wissen und der Glaube der katholischen (und nicht nur der katholischen!) Tradition verschwand aus dem Bewußtsein des Klerus und der Schmalspurtheologie, die sich nun an den Fakultäten ungehemmt ausbreiten konnte. Kulturrevolution auf „katholisch“.
Eine ausführliche, aber durchaus auch kritische, Würdigung von Veterum Sapientia schrieb Gero P. Weishaupt aus Anlaß des 50. Jahrestags. Und hier präsentiert Weishaupt den Text der Konstitution.