„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Immer schlimmer und immer verlogener
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- 16. Februar 2022
Unter dieser Überschrift steht der gestrige Blogeintrag von Fr. Hunwicke, in dem es wieder einmal um das schon im Titel von Unaufrichtigkeit zeugende Traditionis Custodes geht. Das Beiboot Petri hat den Beitrag übersetzt, den wir hier wegen seines Interesses für die Anhänger des alten Ritus ganz übernehmen. Zuvor wollen wir jedoch nach Lektüre unseres alltäglichen Pressespiegels darauf hinweisen, daß The Remnant heute ein sehr ausführliches Interview mit dem amerikanischen Canonisten Fr. Gerald Murray gebracht hat, das einige der Fragen, die Fr. Hunwicke hier in gewohnt feuilletonistischem Ton anspricht, im strengen Licht des Kirchenrechtes beleuchtet - und dabei letztlich zu den gleichen Ergebnissen kommt: So geht es nicht, liebe Amateur-Gesetzgeber in Rom!
Doch nun zum Beitrag von Fr. Hunwicke:
Ed Pentin hat einen interessanten Text (Fr. Hunwicke meint wohl diesen)darüber geschrieben, was Kirchenrechtler über den aktuellen Stand der liturgischen Dinge in der Lateinischen Kirche sagen.
Ich werde einige Abschnitte noch einmal veröfffentlichen, die ich am 16. Dezember entworfen, up-gedatet und am 19. Dezember veröffentlicht habe.
Ich halte Ihnen das alles wieder unter die Nase, weil ich glaube, daß es für Christen wichtig ist, nicht zu lügen.
Das aktuelle Regime greift auf Lügen zurück, wann immer es paßt. Ein besonders schmachvolles Beispiel war im Juli PFs Beharren, daß sein Dekret Traditionis Custodes unmittelbar am Morgen nach seiner Veröffentlichung in Kraft treten sollte, im Dezember gefolgt von Roches Versicherung, daß die Bischöfe eine abweichende Version (Latein) ausführen sollten, als die der vorherigen 5 Monate.
Traditionis Custodes ist mit dem 16. Juli 2021 datiert, Roches Responsa ad Dubia mit dem 4. Dezember 2021, wirklich aber, denke ich, am 18. Dezember 2021.
Ich stelle nicht das Recht des Papstes in Frage, seine Meinung zu ändern und eine veränderte Version eines seiner eigenen Edikte zu verfassen, Das würde dann einen neuen legislativen Akt darstellen; einen Wechsel im Gesetz. Was ich als böse und skandalöse betrachte, ist daß Roche die Geschichte neu schreibt mit der Wirkung, daß jedem Bischof, der Traditionis Custodes am Morgen nach seinem Erscheinen im Juli umsetzte, im Dezember erklärt wurde, daß er ein sehr ungezogener Junge sei, weil er einem lateinischen Text nicht folgte, der zu diesem Zeitpunkt noch nicht formuliert worden war
Subdiakonatsweihe für die FSSP
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- 14. Februar 2022
Wie der Website der nordamerikanischen Petrusbruderschaft zu entnehmen ist, hat der emeritierte Bischof von Kansas City, Excellenz Robert Finn, am vergangenen Freitag (12. 2.) fünf Seminaristen der Petrusbruderschaft die Weihe zu Subdiakonen erteilt. Ort der Weihe war die den Aposteln Petrus und Paulus geweihte Kirche des Seminars ULF von Guadaloupe in Denton Nebraska. Die Weihehandlung war nicht öffentlich, es gibt bisher auch keine Bilder.
Diese Weihe war unseres Wissens die erste, die nach dem Erlaß von Traditionis Custodes innerhalb einer der Ex-Ecclesia-Dei-Gemeinschaften vorgenommen worden ist. Bei der Bewertung des Vorganges ist zu beachten, daß der Subdiakonat nach aktuellem kirchenrechtlichen und theologischen Verständnis nicht Teil des Sakramentes der Priesterweihe ist. Es ist daher denkbar, zu argumentieren, daß die sakramentale Handlung vom vergangenen Freitag nicht vom „Verbot“ von Weihen nach dem überlieferten Ritus betroffen ist. Die Petrusbruderschaft selbst drückt ihre Wertung des Vorganges in der kurzen Pressemeldung mit dem Satz aus: „Bitte beten Sie für die fünf Männer, die zu dieser bedeutenden Stufe auf ihrem Weg zum Heiligen Priestertum erhoben werden.“
Der wegen seiner Unterstützung der Tradition von den „Progressiven“ in Gesellschaft und Kirche stark angefeindete Bischof Finn war 2015 zum Rücktritt gezwungen wurden, nachdem er von einem staatlichen Gericht der Behinderung der Aufklärung eines Missbrauchsfalles schuldig gesprochen war. Sein Vergehen: Er hatte die gegen einen Priester erhobenen Beschuldigungen erst dann an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet, nachdem er eigene Untersuchungen hatte anstellen lassen. (S. dazu unser Bericht von 2015 hier )
Abschied vom Alleluja
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- 13. Februar 2022
Mit dem heutigen Sonntag Septuagesima - in der Buchhalterliturgie Bugninis und Pauls VI. schlicht als Siebter Sonntag im Jahreskreis bezeichnet - beginnt nach dem überlieferten Kalender die Vorfastenzeit; Farbe violett. So gewichtig war für die Christen früherer Zeiten die 40-tägige Fastenzeit zur Vorbereitung auf die Tage der Passion und Auferstehung, daß sie dieser Vorbvereitung eine weitere Vorbereitungszeit voranstellten. Mit der eigentlichen Fastenzeiot haebn diese Wochen gemeinsam, daß der seit Weihnachten unentwegt erklingende Gesang des Halleluja in der Liturgie verstummt. Ein Wechsel in der Stimmlage, wenn man denn so sagen will, der eine tiefe Wirkung auf die Gemeinden der Christen hatte. Insbesondere in Frankreich und Deutschland entstand daraus der Brauch, vor der ersten Vesper zum Sonntag - also am Frühabend des vorhergehenden Samstag - feierlich Abschied vom Alleluja zu nehmen,die „depositio alleluia“. Belegt ist der anscheinend aus der Volksfrömmigkeit hervorgegangene und später in die öffentliche Feier der Non vieler Konvente und Stifte eingewanderte Brauch ab dem 10. Jahrhundert. Durandus schreibt dazu in seinem Rationale: „Wir verabschieden uns vom Alleluja wie von einem lieben Freund, den wir vielmals umarmen und auf Mund, Kopf und Hände küssen, bevor wir uns von ihm trennen“.
Die Feier dieser Trennung scheint schon früh an einigen Orten zu bedenklichen Formen ausgewuchert zu sein. In der Kathedrale von Auxerre wurde das Alleluja nach dem letzten „Benedicamus Domino“ nicht weniger als 28 mal wiederholt, und aus Toul wird - allerdings aus dem 15. Jahrhundert - eine regelrechte Beisetzungsparodie beschrieben. Danach versammelten sich zur festgesetzten Zeit alle Messdiener und Scholasänger in der Sakristei, um dann nach dem „Benedicamus“ mit Vortragekreuz, Bannern, Weihrauch und Weihwasser in Prozession unter Trauern und Klagen durch das Kirchenschiff zu ziehen. Dabei führten sie ganz wie bei einer Beerdigung einen Sarg mit sich, der schließlich auf dem Kirchhof feierlich begraben wurde.
Solche Erscheinungen mögen es gewesen sein, die Papst Alexander II. bereits im 12. Jahrhundert dazu bewogen haben, für den „Abschied vom Alleluja“ nur noch „in höchstem Maße nüchterne und schlichte“ Zeremonien zuzulassen - mit geringem Erfolg, wie man am Falle Toul sehen kann. Erst im 16. Jahrhundert kam der feierliche „Abschied vom Alleluja“ allmählich aus der Übung. Im Breviarium Romanum vor der Liturgiereform ist davon nur ein zweifaches „Alleluja“ nach dem „Benedicamus“ der 1. Vesper zu Septuagesima übrig geblieben, mit der Liturgiereform wurde dann die Vorfastenzeit mitsamt dem Sonntag Septuagesima „abgeschafft“.
Lateinischen Text und deutsche Übersetzung der Hymne Alleluia dulce carmen zum „Abschied vom Alleluja“ finden Sie auf dem Hymnarium. Eine gesungene Version von der Capella Antiqua München findet sich auf Youtube.
Das falsche Super-Dogma muß fallen!
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- 11. Februar 2022
Martin Mosebach hat gestern in der NZZ einen überaus lesenswerten Artikel veröffentlicht, der geeignet ist, den Abwehrkampf gegen Traditionis Custodes sowie die Reformation 2.0 des synodalen Weges aus den Engführungen zu befreien, in die sie gelegentlich zu geraten drohen. Gegen die Anmaßung aus Rom, den seit anderthalb Jahrtausenden gültigen Ritus der Kirche des Westens „abschaffen“ zu wollen, helfen keine feingesponnenen rechtlichen Erwägungen, wenn Papst und Kurie das Recht so sehr verachten, daß sie sich noch nicht einmal die Mühe geben, es zu kennen. Und gegen den unter dem Deckmantel des „Kampfes gegen den Mißbrauch“ vorgetragenen Angriff der vom kirchlichen Apparat lebenden Funktionärskaste, eine ihren Interessen als Arbeitnehmer und Politiker besser entsprechende Pseudokirche zu schaffen, hilft keine mahnende Erinnerung an die Dogmen des Glaubens.
Das einzige, was weiterhelfen kann, ist die Einsicht in die Tiefe der Krise, die in beidem zum Ausdruck kommt, und die schonungslose Analyse der Gründe und Ursachen. Mosebach hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet, indem er sich über ein Tabu hinwegsetzt, das allzuvielen der für die Bewahrung von Kirche und Glauben eintretenden Katholiken bisher Zunge und Schreibhand lähmt: Die Übersteigerung des Konzils aus dem vergangenen Jahrhundert und seiner Texte, Geister und Gespenster zu einem Superdogma, vor dem alles, was in der Vergangenheit war, sein Recht verliert, und in der Gegenwart jeder Widerspruch verstummen muß.
Was für die Propheten des Konzilsgeistes besonders schmerzlich ist: Ausgerechnet das von ihnen so einträglich bewirtschaftete Phänomen des Mißbrauchs führt Mosebach nicht ausschließlich, aber doch in wesentlichem Umfang auf die irrlichternden Deklarationen des Konzils und deren Aufnahme und Umsetzung in weiten Bereichen der westlich geprägten Kirche zurück. Er schreibt:
Das Zweite Vatikanische Konzil, das vor sechzig Jahren beendet wurde, hat zwar die äussere Form der Hierarchie, die Leitung der Kirche durch den Papst und die Bischöfe, ebenso wie den überlieferten Glauben der Kirche bestätigt, es hat zugleich aber eine Entwicklung ins Rollen gebracht, die tatsächlich «keinen Stein auf dem andern liess» – das Gesicht der Kirche hat sich in diesen sechzig Jahren bis zur Unkenntlichkeit verändert. Und diese Veränderungen sind nicht abgeschlossen – es ist in Wahrheit so, dass dieser Prozess längst unbeherrschbar geworden ist, da die Gehorsamsstrukturen der nachkonziliären Kirche weitgehend zusammengebrochen sind.
Die Bischofskrise
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- 10. Februar 2022
Nicht Ursache, aber doch Ausdruck und verstärkendes Moment der Glaubens- und Kirchenkrise im 21. Jahrhundert ist die Krise der Bischöfe, die weltweit eine Mehrheit der Oberhirten erfaßt zu haben scheint. Zumindest diejenigen, von denen öffentlich zu hören und zu lesen ist. Es mag nach wie vor auch viele geben, die ihr Amt als Nachfolger der Apostel ohne Verbeugungen vor dem Zeitgeist oder gar aus eigenem Antrieb herrührende apostatische Regungen wahrnehmen – doch von denen hört man eher selten. Wie jetzt gerade wieder von Bischof Strickland von Tyler in Texas, der dem Treiben der Glaubensverderber in Gesellschaft und Kirche nicht nur still leidend zusieht, sondern die Mittel der Mediengesellschaft offensiv nutzt, um zu sagen, was gesagt werden muß. Wo bleibt denn – um nach Deutschland zu wechseln – der Aufschrei und erforderlichenfalls auch der Bannspruch der kläglichen knapp 20% der Bischöfe, die sich beim synodalen Irrweg von den Propagandisten einer neuen Kirche überstimmen ließen?
Für die Verkommenheit vieler Figuren, die sich in Mitteleuropa mit dem Titel eines Bischofs schmücken, gibt es zahlreiche Ursachen – ein wacher Sinn fürs Opportune bei Leuten, die sich eine Karriere in der Wirtschaft nicht zutrauen, gehören ebenso dazu gehören wie eine geistige Mittelmäßigkeit, die sich mit dem, was seit 60 Jahren als „Theologie“ gilt, bereitwillig arrangiert. Dazu kommen dann Hochschullehrende, die selbst nie über den Tellerrand der Mittelmäßigkeit hinausgeblickt haben, und später in Amt und Würden eine beißwütige Medienmeute, die jeden Versuch zur Verkündigung der Lehre Christi unter Wutgeheul und Hohngelächter zu ersticken sucht. Also eigentlich nichts, was einen „Nachfolger der Apostel“ erschrecken und von der Wahrnehmung seiner Pflichten abhalten sollte, wenn er nur selbst an diese Lehre glauben wollte.
Dazu kommt ein weiterer Faktor, der merkwürdigerweise im allgemeinen Bewußtsein auch bei glaubenstreu eingestellten Beobachtern nur eine geringe Rolle spielt. Seit der Verkündung und Durchsetzung des päpstlichen Jurisdiktionsprimates nach dem 1. Vatikanum liegt die Ernennung von Bischöfen – von sehr wenigen regionalen Sonderregelungen abgesehen – voll und ganz in den Händen des Papstes bzw. der von ihm als Zuarbeiter eingesetzten Behörde, also der Bischofskongregation. Kein Mann erhält den Bischofshut, ohne daß die Kurialen dieser Kongregation Gutachten eingeholt, seine Akten studiert und seinen bisherigen Lebenswandel in Augenschein genommen hätten. Bei derzeit fast 6000 Bischöfen mit einem jährlichen „Ersatzbedarf“ von vielleicht 10% ist das keine leichte Aufgabe. Und kein Papst kann wirklich wissen, wen er da ernennt, wenn täglich zwei entsprechende „Vorgänge“ auf seinem Schreibtisch landen.
Organisches Wachstum und Reformeifer
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- 08. Februar 2022
Manchmal hilft es, einen weiter entfernten Standpunkt einzunehmen, um einen klareren Blick auf die Nähe zu gewinnen. Wie etwa bei dieser Geschichte, die vor einigen Tagen durch die japanische Presse ging. Im kleinen, aber durchaus gut frequentierten (buddhistischen) Tempel Hozen-ji aus dem Jahr 1637 mitten in Osaka hatte sich gegen Ende des zweiten Weltkriegs der Brauch entwickelt, daß Besucher die dort aufgestellten steinernen Statuen von Schutzgottheiten mit Wasserspenden ehrten – vulgo: Sie mit Wasser besprengten. Das ist kein allgemein üblicher, aber auch kein exzeptioneller Brauch, der von den Mönchen daher akzeptiert wurde.
In der Folge überzogen sich die Statuen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten mit einer dicken Moosschicht, die alle Einzelheiten der Skulpturen überdeckte, im übrigen aber dem Ruf des Tempels durchaus förderlich war. Kurz vor Weihnachten hat nun ein Mann aus der Nachbarschaft mit fehlgeleitetem Ordnungs- und Reinheits-Sinn – vielleicht wollte er die ursprüngliche Einfachheit und den schlichten Glanz der Figuren wiederherstellen – das Moos von den Köpfen zweier Statuen entfernt - s. Bild oben. Die Gesichtszüge der Figuren waren erstmalig wieder sichtbar – und ihre geheimnisvolle Aura verflogen.
Der Tempel fand das gar nicht gut und erstattete Anzeige, und die Polizei begann umgehend die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung und Enweihung eines gottesdienstlichen Ortes. Nun war der Vorfall im Dezember aber von einer Sicherheitskamera aufgezeichnet worden, und und als der Missetäter Ende Dezember den Tempel ein weiteres Mal besuchte, wurde er er von den Mitarbeitern erkannt, die die Polizei benachrichtigten. Da in Japans Großstädten Polizeistationen nie weiter als wenige Gehminuten entfernt sind, waren die Uniformierten denn auch sogleich zur Stelle und nahmen den Mann ins Gebet.
Der gestellte Verbrecher entschuldigte sich daraufhin bei der Polizei und den Mönchen mit der Erklärung, ein kleiner Teil des Mooses hätte sich von selbst gelöst gehabt und er habe daraufhin beschlossen, die Statuen zu reinigen.
Glaubhaft oder nicht: Der Tempel zog jedenfalls seine Anzeige zurück, und der stellvertretende Vorstand Shinei Kanda entließ den zerknirschten Übeltäter mit der Mahnung: „Wieviele Jahre hat es gebraucht, daß das Moos so anwachsen konnte? Wieviele Menschen haben die Statuen mit Wasser besprengt und für die Erfüllung ihrer Wünsche gebetet? Mache so etwas nie wieder!“