„Lex orandi - lex credendi“ - Nach Prosper von Aquitanien († 455) formulierter Kernsatz zur gegenseitigen Abhängigkeit von Glaube und Liturgie.
Themen und Meldungen:
Pilgerfahrt der Tradition 2019
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- 26. Oktober 2019
Seit gestern finden in Rom zahlreiche Veranstaltungen im Zusammenhang mit der 8. Pilgerfahrt des Populus Summorum Pontificum in Rom statt, auf die wir Anfang September hier hingewiesen hatten - dort finden Sie auch die Programme. Die Kollegen von MiL - Messa in Latino haben mit einer umfangreichen Bildberichterstattung begonnen, die Sie am besten über die hier angegebene Google-Suche verfolgen können.
Das Bild oben zeigt eine Aufnahme vom gestrigen Hochamt in der Kirche Santa Maria ad Martyres, das von Norbertiner-Kanonikern gefeiert wurde. Das Gebäude ist bekannter unter dem Namen Pantheon, da der um das Jahr 125 entstandene Bau möglicherweise in römischer Zeit der Verehrung zahlreicher antiker Götter diente, deren Statuen dort nach Cassius Dio aufgestellt waren. Der in Byzanz residierende Kaiser Flavius Phokas schenkte das Gebäude Anfang des 7. Jh. dem Papst in Rom, der es am 13. Mai 609 zur Kirche weihen ließ. Die Kirche wurde den größtenteils namenlosen Märtyrern geweiht, deren Gebeine aus den Grabstätten vor den Mauern der stark geschrumpften Stadt geborgen worden waren, weil deren Besuch in dem von Räuberbanden, Gotenhaufen und Sarazenentrupps heimgesuchten Umlands zu unsicher geworden war.
Eine Rituskirche für die Lateiner
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- 25. Oktober 2019
Die berechtigte Entrüstung über die heidnischen Praktiken auf der Amazonas-Synode soll nicht den Blick darauf verstellen, daß dort Positionen formuliert und Pläne entwickelt worden sind, die längerfristig erhebliche strukturelle und rechtliche Auswirkungen auf die ganze Kirche haben können. Neben den im Zentrum des allgemeinen Interesses stehenden Themen „Ämter für Frauen“ und „Lockerung des Zölibats“ fällt hier insbesondere das Plädoyer des einflußreichen Kurienerzbischofs Rino Fisichella für einen amazonisch-katholischen Ritus ins Auge, das dieser am 19. des Monats bei der Vorstellung der Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorgetragen hat. Zum einen wegen der verheerenden Auswirkungen auf die Liturgie nicht nur in Amazonien, die dabei nach dem Präzedenzfall der Pachamama-Auftritte zu befürchten wären. Zum anderen aber auch wegen weitreichender Vorschläge für die rechtliche Stellung einer künftigen Amazonischen Kirche, die der Erzbischof in diesem Zusammenhang vorgetragen hat.
Die Arbeitsgruppe Fisichellas hat sich nämlich nicht auf den Vorschlag eines lokalen Ritus beschränkt, sondern eine eigene Rituskirche nach dem Vorbild der mit Rom unierten Ostkirchen ins Gespräch gebracht. Solche Rituskirchen haben nicht nur ihre eigenen liturgischen Bücher, sondern auch eine eigene Synodalstruktur und vor allem – wie Fisichella ausdrücklich anführte – auch ein eigenes Kirchenrecht, nach dem z.B. in den Ostkirchen verheiratete Männer die Priesterweihe empfangen können. Sie stehen zwar hinsichtlich der Lehre in Einheit mit dem Papst, sind aber in allen inneren Angelegenheiten weitgehend selbständig, bis einschließlich ihrer Synoden und Bischofswahlen, die der Bestätigung durch den Papst bedürfen. Und sie sind für ihre Tätigkeit nicht auf die Erlaubnis der Bischöfe anderer Rituskirchen angewiesen.
Die Idee von der amazonischen Rituskirche hat sofort den begründeten Einwand des Münchener Liturgiewissenschaftlers Haunerland provoziert, daß eine Rituskirche eine bestehende Gemeinschaft mit eigener Tradition und eigenem Ritus voraussetzt und kein Werkzeug sein könne, einen solchen Ritus und eine solche Gemeinschaft zu schaffen. In der Wiedergabe von katholisch.de:
„Ein solcher Ritus könne nicht "einfach in Rom konzipiert und errichtet" werden, sondern es "bedürfte in vielen Bereichen des kirchlichen Lebens einer eigenständigen Aufbauarbeit und Entwicklung vor Ort". Denn trotz "aller Innovationen und partiellen Brüche entstehen liturgische Ordnungen immer auf der Basis älterer gottesdienstlicher Praxis".
Von daher sei die angestoßene Debatte zumindest verfrüht.
Dem ist voll zuzustimmen. Bemerkenswert am Vorschlag der Gruppe Fisichellas und der Resonanz darauf ist jedoch, daß der Gedanke einer eigenen Rituskirche überhaupt ins Gespräch gebracht und nicht von vornherein als abwegig zurückgewiesen wurde. Daher wollen wir für die Errichtung einer neuen Rituskirche einen Kandidaten benennen, der alle von Haunerland genannten Bedingungen quasi aus dem Stand erfüllt: Die Gesamtheit der der überlieferten Lehre und Liturgie der katholischen Kirche verpflichteten Gemeinschaften von Pius über Petrus bis zu den kleineren Gruppierungen. Eine Kirche „sui iuris“ des Lateinsch-Katholischen Ritus in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom.
Eine gute Nachricht...
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- 24. Oktober 2019
...kommt in dieser Woche aus Waterbury in Connectitut, von dem wir zuvor nie gehört hatten: Dort wird am kommenden Sonntag, nach dem traditionellen Kalender am Fest Christus König, die Patrickskirche dem Apostolat des Instituts Christus König und Hoherprister übergeben. Erzbischof Leonard Blair, der die Diözese Hartford seit Oktober 2013 leitet, hat St. Patricks als Personalpfarrei nach Summorum-Pontificum errichtet und dem ICK anvertraut. Wie New Liturgical Movement mitteilt, wird der Generalvikar des Instituts, Msgr Michael Schmitz, in der neogotischen Kirche, die die Wirren der Kulturrevolution weitgehend unbeschädigt überstanden hat, am sonntag zur Eröffnung ein feierliches Hochamt zelebrieren.
Die Nachricht aus den Vereinigten Staaten erinnert uns wieder einmal schmerzlich daran, daß die deutsche Bischofskonferenz mit der Mehrheit ihrer Mitglieder das Kirchengesetz Summorum Pontificum nach wie vor ignoriert bzw. bekämpft. Damit hat sie bisher verhinder, daß einer der dem überlieferten Ritus wohlgesonnenen Bischöfe von der in diesem Gesetz gegebenen Möglichkeit zur Einrichtung einer regulären Personalpfarrei Gebrauch macht. Stattdessen brüstet der Deutschkatholizismus sich der rechtswidrigen Ernennung von Frauen zu Gemeindeleiterinnen. Keine der bisher in Deutschland eingeräumten Möglichkeiten zur Feier der Liturgie nach der überlieferten Lehre und Liturgie bietet einen vollwertigen Ersatz für ordentliche Personalpfarreien, weil alle anderen Einrichtungen vollständig vom guten Willen oder der Willkür des gerade amtierenden Bischofs abhängig sind.
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Hier erscheint hinsichtlich der Situation in Waterbury eine Präzisierung erforderlich. Wenn wir die Mitteilung der Erzdiözese genauer lesen, ergibt sich folgendes Bild: Der Erzbischof hat St. Patricks als Territorialpfarrei wiedererrichtet und dort gleichzeitig ein Oratorium für die überörtliche Seelsorge in der überlieferten Liturgie errichtet. Das Oratorium hat er dem Institut Christus König anvertraut und dessen Angehörigen Can. Joel Estrada auch zum Ortspfarrer eingesetzt. Damit bleibt St. Patricks von Waterbury eine Stufe unterhalb der Personalpfarrei. Praktisch wirkt das Oratorium überörtlich mit bischöflicher Rückendeckung im alten Ritus. Die Pfarrei kann jedoch nur Kirchenbücher für die eigene Wohnbevölkerung führen und muß z.B. für die Eintragung von Taufen oder Eheschließungen mit den jeweiligen Ursprungspfarreien zusammenwirken. Das verursacht zusätzlichen bürokratischen Aufwand, der jedoch zu bewältigen sein dürfte. Gravierender ist der Umstand, daß die rechtliche Bindungswirkung beider Maßnahmen für einen eventuellen Nachfolger im Bischofsamt deutlich geringer ist.
Wir haben die Nase voll!
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- 22. Oktober 2019
Die Versenkung der heidnischen Symbole im Tiber, die erst vor wenigen Tage von Bischöfen der heiligen katholischen Kirche auf ihren Schultern vom Petersplatz in die Synodenaula getragen worden waren, kann nur ein Anfang gewesen sein. Es gab Zeiten, da hätte das gläubige Volk von Rom auch die besagten Bischöfe gleich mit versenkt – aber gut, nicht alle Traditionen sind es wert, wieder aufgenommen zu werden, und ja: die im Lauf der Geschichte, auch der Kirchengeschichte, fortschreitende Humanisierung hat auch ihre anerkennenswerten Seiten: Bischöfe versenken, das tut man einfach nicht – selbst wenn es im gegenwärtigen Codex des Kirchenrechtes nicht ausdrücklich verboten wäre.
Was man dagegen Bischöfen viel eher zumuten sollte ist die Konfrontation mit der Stimme der Gläubigen, die sich zu Recht von ihnen verraten und verkauft sehen müssen – nicht etwa, weil man ihnen gegebene Wahlversprechen gebrochen hätte, denn gottlob müssen wir unsere Bischöfe nicht wählen, sondern die verraten und verkauft, beleidigt und ausgegrenzt werden, weil sie am katholischen Glauben festhalten wollen.
Ein großartiges Beispiel dafür, wie man seinen Bischöfen (und noch ein paar von den anderen üblichen Verdächtigen gleich mit) die Meinung sagen kann und sollte, lieferte gleich zu Beginn des Medienzeitalters die EWTN-Gründerin Mother Angelica mit ihrer von heiligem Zorn erfüllten – und in ihrem Fernsehsender ausgestrahlten – Rede zu einem blasphemischen Vorfall beim Weltjugendtag von 1993 in Denver. Die Veranstalter – schon damals hatte der Gleichstellungs- und Genderwahn so manches frömmlerische Hirn infiziert – hatten die glorreiche Idee, bei einer theatralischen Inszenierung der Stationen des Kreuzwegs die Rolle des am Kreuz sterbenden Gottessohnes mit einer Frau zu besetzen. Mother Angelica erkannte sofort die Tragweite dieser Provokation und lief bei ihrer wütenden Replik vor der Fernsehkamera zu nachgerade alttestamentarischer Prophetenform auf.
Wir verlinken das in zeitgemäß schlechter Technik aufgezeichnete Video, ab der 5. Minute geht es richtig los, und verweisen zusätzlich auf einen englischsprachigen Artikel, der einige Kernaussagen transkribiert hat. Youtube bietet (unter dem Zahnrad-Menü) auch die Möglichkeit, sich ein computergeneriertes Transskript anzeigen zu lassen – nicht fehlerfrei, aber eine wertvolle Verständnishilfe. Eine Vollfassung des Textes in Schriftform ist uns nicht bekannt geworden, noch viel weniger eine deutsche Übersetzung – zu deren Anfertigung uns derzeit die Zeit fehlt.
Nur ein paar Sätze als Kostprobe:
Ich habe die Nase voll von euren Machenschaften. Ich habe die Nase voll von euren Täuschungsmanövern. Ich habe die Nase voll davon, wie ihr ständig Lücken öffnet, und dann ist da sofort ein großes Loch, und wir alle fallen rein.
Ich habe die Nase voll von der progressiven Kirche in Amerika. Und alles, was ihr jemals getan habt, geschieht hintenrum. Nichts, aber auch gar nichts – von eurer Hexerei, euren Anagrammen, von euren ‚Gebeten zur Mitte‘, von eurer ‚Spiritualität der Erde‘, von der Ersetzung des Weihwassers durch Sand. Bis hin zur Zerstörung von Kirchen oder zur Schließung von Gemeinden, die noch lebensfähig wären.
Und all das ist kein Unfall. Wir haben das jetzt für 30 Jahre geschluckt, und ich habe die Nase voll. Wir haben genug geschluckt von euren Gotteskonzepten. Ihr habt in Wirklichkeit überhaupt keinen Gott. Ihr habt kein Dogma, keine Lehre, und auch keine Autorität, denn die einzige Autorität in der Katholischen Kirche ist unser Heiliger Vater (damals Johannes Paul II) und das Lehramt – und dem seid ihr untreu geworden.
Ihr glaubt nicht an die Eucharistie, ihr glaubt nicht an die unbefleckte Empfängnis, ihr glaubt nicht an die Jungfrauengeburt, ihr glaubt nicht an Marias mächtige Fürsprache, ihr glaubt nicht an das Ordensleben, ihr glaubt nicht daran, daß die Kirche Braut Christi ist.
Und so weiter – 20 Minuten lang. Anschuldigen, alle belegbar, und immer wieder unterbrochen durch Sätze aus dem Glaubensbekenntnis.
Doch auch ohne Transkript und selbst ohne Englischkenntnisse lohnt sich das Anschauen und Anhören: Mimik und Tonfall sind genau das, mit dem unsere Bischofsdarsteller des öfteren konfrontieret werden sollten – dafür wäre es sogar sinnvoll, Frauen wie Mother Angelica Rede- und Stimmrecht bei Bischofskonferenzen zu übertragen: Dann wären wenigstens ein paar mannhafte Gestalten dort vertreten. Doch woher nehmen ohne stehlen...
Mother Angelicas zuständiger Bischof hat damals die Rede sehr ungnädig aufgenommen und versucht, die wütende Nonne und ihren Sender zum Schweigen zu bringen. Einigen Anordnungen – etwa dem Verbot, auf EWTN die überlieferte Messe zu überrtragen – hat sie sich im Gehorsam gefügt. Von ihrer Meinung hat sie keine Abstriche gemacht, und als äußeres Zeichen des Protestes sind sie und ihre Gemeinschaft zum „vorkonziliaren“ Schwesternkleid zurückgekehrt.
Was den Bischof betrifft – das war Rembert Weakland OSB, renommiert und hoch geehrt wegen seiner Rolle bei Konzeption und Durchsetzung der Liturgiereform. Die war ihm allerdings nicht weit genug gegangen: Er hätte sich mehr moderne Musik und liturgischen Tanz gewünscht. Gleichzeitig mit seiner Pensionierung 2002 wurde dann bekannt, daß er Gelder der Diözese im Umfang von fast einer halben Million Dollar unterschlagen hatte, um Schweigegeld an einen verflossenen Loverboy zu zahlen. 2019 beschloss das Bistum Milwaukee, alle zu seinen Ehren benannten Einrichtungen und Gebäude umzubenennen. Heute lebt er zurückgezogen als Privatmann irgendwo in den USA. Sic transit...
Und nun schwimmen sie, ganz ohne CO2
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- 21. Oktober 2019
Unbekannte „Aktivisten“ haben am frühen Morgen die hölzernen Amazonas-Idole, die in den letzten Tagen bei mehreren Zeremonien im Vatikan ihren großen Auftritt hatten, von ihrem Ehrenplatz in der Kirche Santa Maria in Transpontina entwendet und dem Wasser des Tibers übergeben. Im Video dokumentiert auf Youtube. Nun schwimmen die paganen Schnitzwerke in Richtung auf den großen, weltumspannenden Ozean des Wasserplaneten Erde. So sind sie, wie uns scheint, in einem weitaus passenderen Umfeld als in den Christus, dem eingeborenen Sohn des ewigen Vaters geweihten Kirchen des ewigen Rom.
Nun erwarten wir mit Gelassenheit - oder wäre klammheimliches Vergnügen angebrachter? - den Aufschrei all der lieben, aber lichtlosen Seelen, die in dieser Aktion einen Akt skandalöser Intoleranz, religiösen Hasses, kultureller Unsensibilität, imperialistischer Anmaßung, rassistischer Überheblichkeit - passendes bitte unterstreichen - erkennen wollen. Und mit Spannung warten wir darauf, wer alles in das Geschrei einstimmt, zu Lichterprozessionen aufruft und mit unaufgeforderten Schuldbekenntnissen oder Verzeihungsbitten um Aufmerksamkeit heischt.
Mit gelinder Schadenfreude - der Sünde müssen wir uns zweifellos selbst bezichtigen - stellen wir uns die Gesichter der jesuitischen Strategen und ihrer geistlichen Mittäter, Oberhaupt inklusive, vor, die glaubten, mit dem Auftritt der Idole ein wunderbar uneindeutiges Symbol für den Weg der Kirche in die Zukunft mit amazonischem (rheinischem, missisippischen, kongolesischen, jangtse-mäßgem usw. usf.) Gesicht gefunden zu haben - und denen nun Leute, die die Spielregeln der Mediengesellschaft noch einen Tick besser verstehen, erst das stumme Holz (vergl. Psalm 115) und dann die Show gestohlen haben.
Heiliger Bonifatius, bitte für uns.
Erfreuliche Zahlen...
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- 19. Oktober 2019
... hört man aus der Petrusbruderschaft zu wichtigen Bereichen Ihrer Arbeit im zu Ende gehenden Jahr 2019.Besonders wichtig ist natürlich die Entwicklung bei Priestern und Seminaristen. Nach den Angaben auf der (französischsprachigen) Website des Seminars in Wigratzbad gab es in diesem Jahr in Nordamerika und Europa bisher 26 Priesterweihen und 45 Neueintritte in eines der beiden Seminare Wigratzbad bzw. Denton/USA. Für die kommenden Jahre ist mit Zahlen in der gleichen Größenordnung, jedoch steigender Tendenz, zu rechnen. Spektakulär sind die Zahlen der Priesterweihen noch nicht – aber zusammengenommen mit den Weihen in den anderen Gemeinschaften wie Institut Bon Pasteur oder Christus König und Hoher Priester kommen die früher als „Ecclesia-Dei-Gemeinschaften“ bezeichneten traditions- und glaubenstreuen Vereinigungen mit an die 40 Weihen schon nahe an die Größenordnung eines Landes wie Deutschland, wo im vergangenen Jahr 61 Diakone zu Priestern geweiht wurden. Neupriester, für deren Glaubenstreue man angesichts der Verhältnisse an deutschen theologischen Fakultäten und der theologischen Gleichgültigkeit vieler deutscher Bischöfe nicht in jedem Fall die Hand ins Feuer legen möchte.
Spektakulär erscheint die Entwicklung bei den Zahlen der sonntäglichen Messteilnehmer, die aus einigen Gemeinden der Petrusbruderschaft in den USA gemeldet werden. Da kommen bereits neu eingerichtete Gemeinden oder Meßorte im ersten Jahr auf eine Zahl von 200 Besuchern, die sich dann im Lauf eines weiteren Jahres auch schon einmal verdoppelt. Los Angeles, wo die Bruderschaft erst 2018 eine eigene Kirche bekam, meldet inzwischen 500 Messteilnehmer, andere Neuerrichtungen wie Naples in Florida oder Philadelphia können ähnliche Zahlen aufweisen.
Schaut man nach Gründen und Voraussetzungen für diese positiven Entwicklungen, fallen insbesondere drei Faktoren ins Auge:
Eine wichtige Rolle spielt die Unterstützung oder zumindest wohlwollende Duldung durch den Diözesanbischof. Sie ist die Voraussetzung für die Einrichtung einer Personalgemeinde oder zumindest den Erwerb/Bau einer eigenen Kirche – und die eigene Kirche, möglichst mit Nebenräumen in Art eines Gemeindezentrums, ermöglicht es, eine zweite wichtige Voraussetzung zu erfüllen:
Angebot mehrerer Meßtermine am Wochenende, die auch Gläubigen mit längeren Anfahrtswegen oder Familien mit Kindern ermöglichen, den Meßbesuch mit ihren individuellen Bedürfnissen abzustimmen. Die Lebensumstände sind einfach zu vielfältig, als daß man ihnen mit einer Messe am Sonntagvormittag und der Ermahnung, nichts dem Gottesdienst vorzuziehen, gerecht werden könnte.
Schließlich noch die Ergänzung des Gottesdienstpans durch eine umfangreiche Palette von Angeboten mit (auch) sozialem Charakter. Das reicht vom unverbindlichen Miteinander beim niederschwelligen Angebot von „Doughnuts and Coffee“, wie es in fast jeder amerikanischen Gemeinder (welcher Denomination auch immer) selbstverständlich ist, über „social activities“ in der Art des katholischen Vereinslebens früherer Zeiten bis zu anspruchsvollen Glaubenskursen für Kinder (Kommunion- und Firmunterricht) und Erwachsene (Ehevorbereitung, Bibellektüre, Streitfragen).
Hierzulande herrscht in traditonsorientierten Kreisen in Sachen „social activities“ eher vornehme Zurückhaltung – nicht zuletzt gespeist aus dem in der Tat abschreckenden Beispiel von Novus-Ordo-Gemeinden, in denen sich das sozialen Gemeindeleben in säkularistischen Aktivitäten erschöpft, wie man sie in jeder Bürgerinitiative oder NGO auch vorfindet – oft sogar mit dezidiert antikirchlicher Stoßrichtung. In den USA geht man mit solchen Angeboten recht unbefangen um. Nicht nur wegen der von dort berichteten erfreulichen Zahlen der Gemeindeentwicklung dürfte es sich lohnen, da etwas genauer hinzuschauen.