„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Die nächsten Schritte
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- 21. Dezember 2021
In dem bereits gestern hier verlinkten Kommentar von Regina Einig in der Tagespost steuert die Autorin ohne Umschweife einen entscheidenden Punkt an, der bisher wenig Aufmerksamkeit gefunden hat:
Die Antworten der Gottesdienstkongregation auf die Anfragen zur praktischen Auslegung des Motu proprio „Traditiones custodes“ verhärten die Front zwischen dem Vatikan und den Traditionalisten. Aus dem gesamten Duktus des Textes spricht eine gewisse Ungeduld, endlich einen Schlussstrich unter das Thema „alte Messe“ zu ziehen. Die für die Traditionalisten im deutschsprachigen Raum entscheidende Frage wird allerdings gar nicht gestellt: Wie verhalten sich die Bestimmungen der Gottesdienstkongregation zum Eigenrecht, das Gemeinschaften wie die Petrusbruderschaft für sich beanspruchen? Mit anderen Worten: Was ist dran an der Stellungnahme der Petrusbruderschaft, man sei von den Bestimmungen nicht direkt betroffen und werde das Dokument erst einmal studieren?
Dabei bezieht sich Regina Einig offenbar auf eine ungezeichnete Mitteilung der nordamerikanischen FSSP auf ihrer Website, die hier nachzulesen ist. Inzwischen hat auch die deutsche Petrusbruderschaft eine ähnliche Position bezogen. Nun, man muß das von den Amerikanern erwähnte „nicht direkt betroffen“ schon sehr wörtlich interpretieren, wenn es einen Sinn ergeben soll. Denn indirekt betroffen sind die Gemeinschaften und insbesondere die Petrusbruderschaft natürlich schon, wenn die Feier der überlieferten Liturgie in Pfarrkirchen und die Spendung der Sakramente im alten Ritus untersagt wird.
Die Petrusbruderschaft verfügt in Deutschland weder über nennenswerte eigene Kirchen oder Kapellen noch über eine regulär errichtete Personalpfarrei. Für alles, was außerhalb der Mauern der eigenen Häuser stattfindet, bedarf sie der ausdrücklichen Genehmigung der Bischöfe bzw. Roms - und hier lassen Traditionis Custodes bzw die Responsa keinen Zweifel daran, daß solche Genehmigungen, wenn überhaupt, nur äußerst restriktiv und womöglich auch noch zeitlich befristet erteilt werden sollen. Die einzelnen Bischöfe – auch wenn sie in ihrer Mehrheit in Deutschland und den meisten anderen Ländern gegenwärtig kein große Interesse an einem Konflikt mit den Anhängern der Tradition zu haben scheinen – verfügen hier nur über äußerst geringe Spielräume: Wer nicht pariert, muß damit rechcnen, nachdrücklichst auf Kurs gezwungen zu werden – bis hin zur Absetzung und Ernennung eines willfährigen Nachfolgers.
Es ist daher nur eine Frage der Zeit, bis die Bruderschaften vom Zugang zu ihren klassischen pastoralen Arbeitsfeldern abgeschnitten sind.
In Erwartung des Herrn: O-Antiphonen
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- 20. Dezember 2021
Der Amoklauf der römischen Feinde der Tradition gegen alles Katholische soll uns nicht daran hindern, an die Schätze zu erinnern, die eben diese Tradition dem gläubigen Sinn in diesen Tagen der Erwartung bietet. Die O-Antiphonen, die das Hymnarium im letzten Jahr an den Tagen vor Weihnachten präsentiert hat und auf die wir auch in diesem Jahr wieder gerne verweisen, gehören formal wie inhaltlich zu den großen Kostbarkeiten der lateinischen Liturgie. In ihrem heutigen Bestand richten sie sich alle an den erwarteten göttlichen Erlöser selbst, der unter verschiedenen Bezeichnungen und Aspekten angesprochen wird. Diese O-Antiphonen haben seit über 1000 Jahren ihren Platz in der Vesper der sieben Tage vor Weihnachten. In dem durchaus anerkennenswerten Versuch, diesen Schatz auch den Gläubigen zugänglich zu machen, die nicht am Stundengebet teilnehmen, haben die Liturgiereformer von 1969 die Antiphonen auch als „Ruf vor dem Evangelium“ in den Novus Ordo Missae übernommen. Dabei haben sie die Texte jedoch teilweise verstümmelt und im übrigen nicht bedacht, daß ihre „Reformen“ dazu führen könnten, die Bereitschaft zur täglichen Teilnahme an der Meßfeier nicht zu erhöhen, sondern enorm zu verringern.
Neben den sieben quasi kanonischen O-Antiphonen waren zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten alternative oder zusätzliche Versionen in Gebrauch – insgesamt sind derzeit 23 davon bekannt. René Strasser hat für das Hymnarium eine Reihe von ihnen zusammengetragen und übersetzt - Interessenten finden sie in den Scholien zu O virgo virginum, der einzigen, die wir in den regulären Text unserer Sammlung aufgenommen haben. Diese – zumindest die dort veröffentlichten – sind allerdings weder formal noch inhaltlich mit den Originalen aus der Liturgie des lateinischen Offiziums vergleichbar. Anders als diese richten sie sich in der Regel nicht an den als Messias erwarteten Erlöser und Weltenherrscher selbst, sondern an die Gottesmutter, den Erzengel Gabriel oder andere Instanzen der Heilsgeschichte, denen aber keine göttliche Stellung zukommt. In ihrem theologischen Gehalt bleiben sie weit hinter den Originalen zurück.
Kennzeichnend für diese Originale ist, daß sie in ihrem Wortlaut unverkennbar auf allgemeine Denkfiguren oder exakt identifizierbare Passagen aus dem Alten Testament zurückgreifen, diese Passagen aber aus der Perspektive des um seine künftige Erlösung flehenden Volkes Israel herauslösen und unter dem Blickwinkel des vollzogenen Erlösungswerkes neu interpretieren. Gleichzeitig wird die sehr stark auf irdische Verhältnisse gerichtete Erlösungshoffnung Israels ins Metaphysische gewendet: Nicht mehr die von babylonischer Versklavung und römischer Fremdherrschaft unterdrückten Juden der Zeit vor der Ankunft des Herrn, sondern das bereits befreite neue Volk Israel, das sich der nur durch eigenes, persönliches Verschulden fortdauernden Knechtschaft in der Beherrschung durch die Sünde bewußt geworden ist, erhebt in den O-Antiphonen seine Stimme. Ansatzpunkte für einen Vergleich dieser Perspektiven, der hier zunächst nicht angestellt werden kann, finden sich in dem erfreulicherweise recht ordentlichen Wikipedia-Artikel zu den O-Antiphonen.
Kommentare zu den "Responsa ad dubia"
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- 18. Dezember 2021
In zufälliger Reihenfolge hier Links zu ersten lesenswerten Reaktionen und Kommentaren, größtenteils aus dem englischsprachigen Internet:
- Traditionis custodes – Vatican further tightens restrictions on Traditional Latin Mass – Catholic World Report
- Pope of Mercy Restricts Traditional Sacraments, Bans Traditional Confirmations & Ordinations Without Exception - Michael Matt im 'Remnant'
- We Must Resist the Illegitimate Norms on the Traditional Rite - RORATE CÆLI- Father Claude Barthe
- A 'Revolution of Tenderness', or 'The Roche Christmas Massacre' – A Farce in Eleven Dubia – RORATE CÆLI
- An Open Letter to Every Priest – A Reed Shaken by the Wind - OnePeterFive
- und Deutsch: Vatikan veröffentlicht Klarstellung zum Gebrauch der Alten Messe - kath.net, hier die Leserzuschriften
- The spiritual Abuse Continues – Eric Sammons in 'Crisis Magazine'
- A Supreme Moment of Decision, Courtesy of “Divine Worship” – Peter Kwasniewski in OnePeterFive.
- The Last Stand of the Breshnev Papcy – Gregory Dipippo in New Liturgical Movement
Nachgereicht am Sonntag, der eigentlich Netz-freier Tag sein sollte:
- Rieducationis Custodes (Die Wächter der Umerziehung) – Messa in Latino
- Traditional Catholics: Exceptions to "Synodality" – Rorate Caeli aus Carminante Wanderer
- Traditionalisten Schachmatt ? – C.V. Oldendorf in Kathnews
- Opinion: Let a thousand rites bloom and flourish! – A.A. J. Deville in Catholic World Report
- Hin zur liturgischen Einheit, weg von der Alten Messe – Felix Neumann in katholisch.de - (informativ und weitgehend sachlich)
- Trying to make some sense of the responsa ad dubia – Christopher C. Altieri in CatholicWorldReport
- An Eastern Catholic Priest on the Recent Vatican Document – Rorate Caeli
Und am Montag, den 20. Dezember:
- The Cruel and Incoherent Further Restrictions on the Traditional Latin Mass – Fr. Gerald Murray in The Catholic Thing
- A small difficulty with the Responsa ad dubia – Joseph Shaw in LMS Chairman
- Die Antworten verhärten die Fronten – Regina einig in Die Tagespost
- Papal Authority's Abuse and the Diminution of Faith – The Skojec File
- Canceled Priests speak out against Vatican’s new restrictions on Latin Mass – LifeSite News
Die „Ausführungsbestimmungen“ sind da
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- 18. Dezember 2021
Die Gottesdienstkongregation unter der Leitung von A. Roche hat heute die erwarteten „Ausführungsbestimmungen“ zu TC veröffentlicht. Sie wählte dazu die Form einer „Antwort auf Dubia“, die an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen gerichtet ist. Das ist insofern erheiternd - entspricht aber dem Stil des Regimes - als vermutlich keine Bischofskonferenz entsprechende Dubia eingereicht hat, diese gefakten Dubia aber dann im Gegensatz zu den echten der vier Kardinäle von 2016 prompt „beantwortet“ wurden. Diese Form erlaubt es Roche&Co, ganz nach Gutdünken weitere Bestimmungen nachzuschieben. Die kirchliche Gesetzgebung - oder das, was das Regime dafür ausgibt - entsteht quasi „on the fly“. Auch das perfekt im Stil des Hauses.
Rorate Caeli faßt den Inhalt des Textes folgendermaßen zusammen:
Alle Sakramentenspendungen des Pontifikale Romanum sind verboten (Weihen, Firmung). Spendungen nach dem Rituale (Taufe, Eheschließungen und letzte Ölung) sind nur in Personalpfarreien erlaubt. "Bination" (also die Feier von zwei heiligen Messen in der überlieferten Form oder einmal in der modernen und einmal in der überlieferten Form an einem Tag) ist unzulässig.
Wir (R.C.) meinen: Es ist bezeichnend, daß der Vatikan inmitten der gewaltigen Krise, die die Kirche des Westens heimsucht und die jetzt noch durch die Krise des Kirchenbesuchs im Zeichen der Pandemie verstärkt wird, diesem Gewaltakt erste Priorität einräumt. Es ist bezeichnend für die vorgetäuschte Barmherzigkeit dieses Bösen Hirten, den verantwortungslose Kardinäle 2013 gewählt haben. Es ist bezeichnend für den Geist der Bosheit, der in diesem totalitären Pontifikat regiert. Das Ganze enthüllt die schreckliche Gegenwart Satans im Zentrum der Kirche.
Und dennoch: Das alles wird vorbei gehen. Dieses grotseka Schauspiel von Pontifikat wird ein Ende finden. Der überlieferte Ritus sieht sich nicht in seinem letzten Kapitel, ganz bestimmt nicht unter diesem falschen Regenten, der Karikatur eines südamerikanischen Caudillo aus dem Witzblatt! Nein. Wenn selbst Paul VI. in all seiner Macht und dem Rückhalt durch das Konzil in den 70er Jahren nicht imstande war, uns nierzuwerfen, so wird diese Bande greiser Beutemacher erst recht keinen Erfolg haben. Einfach abwarten - die Zeit ist auf unserer Seite.
Tick-tack...
Rorate Caeli bringt anschließend den englischen Text der heutigen vatikanischen Veröffentlichung, deren Wiedergabe wir uns hier sparen Wer will, findet den in blumenreichem New-Church-Jargon verfaßten Text auch auf Deutsch hier. Wir wollen jedoch noch einige Punkte hervorheben, die über die oben von RC gegebene Inhaltsangabe hinausgehen:
Aus aktuellem Anlaß
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- 17. Dezember 2021
Gebet für den Papst, der heute 85 Jahre alt wird
Herr Jesus Christus,
gib Deinem Diener Franziskus Klugheit und Einsicht,
Deine Kirche auf rechte Weise zu regieren,
und schenke uns allen Demut und kirchliche Gesinnung,
vor einer Spaltung zurückzuschrecken.
Gib ihm die Gnade, deren er zur Erfüllung seines Amtes bedarf,
verleihe ihm Gesundheit des Körpers und des Geistes
und seinem Pontifikat einen glücklichen Ausgang.
Gewähre ihm - wie uns allen - die Kraft,
unsere Sünden zu erkennen und zu bereuen,
unsere Fehler zu berichtigen
und so am Ende den durch dein heiliges Kreuz eröffneten
Weg zum ewigen Heil nicht zu verfehlen.
Franziskus hat schon verloren
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- 16. Dezember 2021
Mit welchen Einzelmaßnahmen Franziskus das Ende der überlieferten Liturgie erzwingen will und wann diese Schritte erfolgen, ist in den Einzelheiten noch ungewiß – daran, daß er dieses Ziel mit aller Macht verfolgt, besteht kein Zweifel. Aber wir haben auch keinen Zweifel daran, daß er damit jämmerlich scheitern wird.
Gegenwärtig verfolgen Franziskus und seine Komplizen eine Art Umweg-Strategie: Sie versuchen (noch) kein Verbot der überlieferten Messe – das scheint ihnen angesichts der klaren Aussagen nicht nur von Benedikt XVI., daß ein solches Verbot unmöglich ist, gegenwärtig nicht angeraten. Statt dessen richten sie die ganze Wucht und Wut ihres Angriffs gegen die Gemeinden, die sich in den letzten Jahrzehnten um die überlieferte Liturgie und Lehre gebildet haben. Sie sollen aufgelöst und ihre Mitglieder in die vom Konzilsgeist beherrschten Strukturen gepresst werden – oder gezwungen, sich in öffentlichkeitswirksam als „schismatisch“ denunzierbare Positionen zu begeben.
Nächster logischer Schritt nach dem zu erwartenden Verbot der Sakramentenspendung im überlieferten Ritus wäre dann übrigens das Verbot von Sonntagsmessen. Da die traditionsorientierten Gläubigen zu den wenigen Katholiken gehören, die die nach wie vor bestehende Sonntagspflicht ernst nehmen, müßten sie dann zur sonntäglichen Gemeindemesse gehen, wo ihnen nicht nur vielerlei liturgische Mißbräuche serviert würden, sondern auch Predigten über religiöser Diversität und den hohen Rang gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften womöglich bei gleichwertiger Abwertung des Prinzips der Unauflöslichkeit der Ehe und anderer Grundsätze von Glauben und Sitte. Die großzügig eingeräumte Möglichkeit, weiterhin an jedem zweiten Mittwoch im Monat an einer Messe im überlieferten Ritus teilzunehmen, würde dann nur noch unterstreichen, daß es dabei um die Befriedigung eines vorwiegend ästhetischen Bedürfnisses ginge, das mit den Inhalten des Glaubens und der Lebensgestaltung wenig zu tun hätte.
Da freilich liegt eine entscheidende Schwäche des Versuchs, die „Altrituellen“ auf den Weg des Konzilsgeistes zu zwingen.