„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Wie lange noch, o Herr!
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- 15. Dezember 2021
Rorate Caeli hat vor wenigen Stunden gemeldet, daß die Gottesdienstkongregation noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest in der kommenden Woche Ausführungsbestimmungen zu Traditionis Custodes veröffentlichen wird, die nach dem Vorbild der Regelung in der römischen Diözese des Papstes die Feier sämtlicher Sakramente mit Ausnahme der Eucharistie in der überlieferten Liturgie verbieten soll.
Selbstverständlich wäre eine solche Regelung weltkirchlich ebenso widerrechtlich und unwirksam, wie sie das für Rom ist. Aber sie manifestiert erneut und auf nachdrücklichste Weise den Willen des gegenwärtigen Regimes, die Kirche von ihren apostolischen Grundlagen zu lösen und zu einer der Welt wohlgefälligen säkularen Einrichtung umzubauen. Dazu passen die gestern bei Sandro Magister (hier deutsch) veröffentlichten Maßnahmen von Franziskus, die in der Kirche faktisch eine "Ehescheidung bei Zerrüttung" einführen sollen. Der Furor der Abtrünnigen richtet sich nicht nur gegen die altehrwürdige Form, sondern auch gegen Inhalt und Wesen der Sakramente.
Wir zitieren aus Psalm 78 (79) mit der Klage Israels über die Zerstörung von Stadt und Tempel:
1 Gott, die Heiden sind eingedrungen in dein Erbe, / sie haben deinen heiligen Tempel entweiht / und Jerusalem in Trümmer gelegt.
2 Die Leichen deiner Knechte haben sie zum Fraß gegeben den Vögeln des Himmels, / dias Fleisch deiner Frommen den Tieren des Feldes.
3 Ihr Blut haben sie wie Wasser vergossen / rings um Jerusalem, / und niemand ist da, sie zu begraben.
4 Zum Schimpf sind wir geworden / in den Augen der Nachbarn, / zu Spott und Hohn bei allen, die rings um uns wohnen.
5 Wie lange noch, Herr? Willst du auf ewig zürnen? / Wie lange noch wird dein Eifer lodern wie Feuer?
6 Gieß deinen Zorn aus über die Heiden, / die dich nicht kennen, / über jedes Reich, das deinen Namen nicht anruft.
7 Denn sie haben Jakob aufgezehrt / und seine Felder verwüstet.
8 Rechne uns die Schuld der Vorfahren nicht an! / Mit deinem Erbarmen komm uns eilends entgegen! / Denn wir sind sehr erniedrigt.
9 Um der Ehre deines Namens willen / hilf uns, du Gott unsres Heils! / Um deines Namens willen reiß uns heraus und vergib uns die Sünden!
Als Weihnachten noch jung war
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- 14. Dezember 2021
An Hand der älteren Messformulare für die adventlichen Quatembertage versucht Fr. Hunwicke (hier und hier) in dieser Woche einen Blick zurück in die Zeit, als der Rhytmus der Jahreszeiten noch wie selbstverständlich zur Lebenswelt des Volkes gehörte – und Weihnachten als neues Fest erst mit pastoralem Bemühen in diesen Rhytmus eingepasst werden mußte.
Liturgische Erfindungen (1)
Ich möchte ganz ehrlich zu Ihnen sein: Ich weiß nicht, wann Weihnachten erfunden worden ist. Bis auf weiteres schl8eße ich mich der Vorstellung an, daß man die Kreuzigung des Herrn auf den 25. März datierte und deshalb seine Empfängnis für den gleichen Tag vermutete, so daß der 25. Dezember zu seinem Geburtstag wurde. Ich bin ganz entschieden nicht der Meinung, Weihnachten wäre eine christliche Übernahme des Festes von „Sol Invictus“, der unbesiegbaren Sonne. Wenn morgen oder übermorgen ein paar großsprecherische Journalisten uns das wieder weis machen wollen, erinnern Sie sich bitte daran, daß die Geschichtswissenschaft inzwischen zu der übereinstimmenden Ansicht gekommen ist, daß Sol Invictus eine späte heidnische Überformung von Weihnachten darstellt – und nicht umgekehrt.
In dieser Woche begehen wir im römischen Ritus die Advents-Quatember. Ursprünglich gab es nur drei solche Abschnitte… die Fasten-Quatember ist eine spätere Ergänzung. Jedenfalls haben wir die Quatembertage jetzt jeweils in der Woche nach Pfingsten – wobei viele von uns annehmen, daß es sich dabei um eine Weiterführung der heidnischen römischen Tage der Weizenernte handelt. Dann die Quatembertage im September, die die gleiche Stelle einnehmen wie die römischen Feiern der Weinlese, und dann eben die Quatember dieser Woche, die in die gleiche Zeit fällt wie die feriae sementinae (oder sementivae), die Tage der Aussaat. (Zum jüdischen Hintergrund vergl. Sach. 8:19).
Schlechte Nachrichten aus der Gerüchteküche
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- 11. Dezember 2021
Noch sind es nur Gerüchte, die Paix-Liturgique gestern mit entsprechendem Vorbehalt weitergegeben hat, aber der Inhalt liegt durchaus im Rahmen unserer Erwartungen bzw. Befürchtungen. Danach könnte die Gottesdienstkongregation unter dem englischen Erzbischof Roche noch vor Weihnachten einen Erlass herausgeben, der die Spendung der Diakons- und Priesterweihe im überlieferten Ritus verbietet. Ein solcher Erlaß wäre zweifellos ein geeignetes Mittel, den nach wie vor andauernden Zustrom von Bewerbern zu den Seminaren der altrituellen Gemeinschaften einzudämmen.
Peter Kwasniewski kommentiert dieses Gerücht auf Rorate Caeli u.E. durchaus zutreffend dahingehend, daß ein solches Verbot nicht in die Kompetenz der Glaubens- oder einer anderen Kongregation fallen würde und rechtlich wertlos und ungültig wäre. Er sieht darin – und wir folgen ihm dabei – einen Angriff auf das Allgemeine Wohl der Kirche, dem zu widerstehen ist, von wem auch immer er komme. Andererseits wäre ein solches Verbot ungeachtet seiner Rechtswidrigkeit und Ungültigkeit durchaus geeignet, Bischöfe an der Spendung von Priesterweihen zu hindern, insbesondere wenn es, wie das schon in der Vergangenheit geschehen ist, durch ein von anderer Stelle ausgesprochenes Verbot der Weihe von Seminaristen aus altgläubigen Seminaren ergänzt wird.
Sollten sich die hier angesprochenen Befürchtungen bewahrheiten, wäre das eine weitere Bestätigung dafür, daß das derzeitige Despotenregime in Rom jedes Recht und jede Vereinbarung zu brechen bereit ist, um die überlieferte Liturgie und Lehre (dieser zweite Aspekt wird immer wichtiger) aus der offiziellen und allgemein anerkannten Kirche herauszudrängen. Natürlich wissen auch die aktuellen Machthaber, daß sie weder den Ritus noch die Lehre „abschaffen“ noch nach ihren säkularistischen Plänen umformen und entkernen kennen. Aber sie können versuchen, sie unter die Alternative: „Geist des Konzils anerkennen – oder raus“ zu zwingen.
Schon seit Jahren vertreten einige Beobachter der Szene die These, das relative Entgegenkommen Roms gegenüber der Piusbruderschaft (Beichterlaubnis, Eheassistenz) diene allein dem Ziel, alle Kräfte, die sich nicht dem Konzilsgeist unterwerfen, in diese Bruderschaft und deren näheres Umfeld abzudrängen – und dann den ganzen Komplex mit einem öffentlichkeitswirksamen Paukenschlag als nicht mehr katholisch, nicht mehr der Kirche zugehörig zu brandmarken. Auch wenn das kirchenrechtlich keine Grundlage hätte, wäre die Öffentlichkeitswirkung doch verheerend. Bei der gegenwärtigen Anfälligkeit der Gesellschaften für Polarisationen jeder Art könnte ein solchen Vorgehen der Tradition jedes öffentliche Agieren unmöglich machen.
Die Hoffnung, daß die vom „Ungeist des Konzils“ (J.Ratzinger) befallenen Säkularisten an der Spitze der Kirche doch noch vor solchen selbstzerstörerischen Akten zurückschrecken würden, wird ständig schwächer.
Wie überleben IV?
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- 10. Dezember 2021
Aus einem Schreiben von P. Zabaleta vom Institut Bon Pasteur
Zum 15. Jahrestag der Errichtung des Instituts vom Guten Hirten (am 8. Dezember 2006) hat sich dessen Generaloberer Luis Gabriel Barrero Zabaleta mit einem Brief an die Freunde und Wohltäter des Instituts gewandt, um ihnen für ihre Unterstützung zu danken und einige Gedanken zur weiteren Entwicklung und Tätigkeit der Gemeinschaft vorzutragen. Da dieser Text (vollständig und im französischen Original hier) hervorragend in unsere Überleben-Reihe passt, haben wir die wesentlichen Abschnitte daraus übersetzt und hier zusammenghestellt.
Als Ausgangspunkt zitiert der Generalobere die Zielbeschreibung des Instituts inseiner Gründungsurkunde:
Der Hauptzweck des Instituts ist die Verherrlichung Gottes durch die Weiterführung (perpétuation) des katholischen Priestertums, das wir von Christus am Gründonnerstag erhalten haben und das uns bis auf den heutigen Tag im Erbe des Stuhles Petri als dessen Quelle überliefert ist (Est. II, 1).
Zabaleta fährt dann fort:
Den Schlüssel für die Antwort auf die Zeiten, in denen wir leben, finden wir in unseren Statuten. Tatsächlich zeigen sie uns, was die Kirche von uns will. Dort können wir sehen, daß der eigentliche Grund unserer Existenz als Priester des Instituts vom Guten Hirten darin besteht, „das von Christus empfangene katholische Priestertum weiterzuführen“. Das heißt, daß das Priestertum unseres Herrn Jesus Christus, an dem wir Anteil haben, erhalten bleiben und von uns im Geist Christi selbst zur Errichtung seines Königtums ausgeübt werden muß. Und das „ das uns bis auf den heutigen Tag im Erbe des Stuhles Petri als dessen Quelle überliefert ist“ bedeutet, daß wir dabei der römischen Tradition treu bleiben, auf die wir nicht verzichten können.
Im Folgenden bringt der Obere dann einen längeren Abschnitt aus den bislang unveröffentlichten Ausführungen, die er beim Treffen der Ex-Ecclesia-Dei-Oberen im August in Courtalain (hier das Kommunique) vorgetragen hat:
Ich denke, der Zweck dieses Treffens liegt darin, unsere Kräfte um die Gemeinsamkeiten unserer Institute zu verbinden; nämlich unter anderem die Verwendung der überlieferten Katholischen Liturgie in der Ausübung unseres Priestertums und im Leben unserer Gemeinschaften, die Erhaltung sowohl der überlieferten Lehre der Kirche als auch der herkömmlichen Römischen Theologie (d.h. der theologischen Schulen Roms) auf der Grundlage der Lehre der Heiligen Kirchenlehrer und die theologische Tradition, wie sie dem Schatz der überlieferten katholischen Spiritualität und des pastoralen Handelns zugewachsen ist.
Maria - demütig und hoch erhaben
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- 08. Dezember 2021
Nach dem traditionellen wie nach dem reformierten Kalendarium der römischen Kirche ist der 8. Dezember das Fest der Unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau Maria – Dupl. I. Class. Nach modernem Sprachgebrauch leichter verständlich, aber dogmatisch ebenfalls korrekt: das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“.
Beide Formulierungen besagen das Gleiche und sind auch – anderslautenden Gerüchten oder den betrüblichen Ergebnissen neuzeitlichen Religionsunterrichtes und Theologiestudiums (s. hierzu auch unseren Artikel zum Fest von 2017) zum Trotz – in der Kirche des Westens ebenso wie der des Ostens nie anders verstanden worden: Maria, die spät und wider alle Hoffnung und Erwartung natürlich gezeugte und geborene Tochter Joakims und Annas, war vom ersten Augenblick ihrer Existenz an frei von der Befleckung durch die Erbsünde, mit der die unglückliche Stammutter des Menschengeschlechts ihrer Nachkommenschaft den freien Zugang zum Schöpfergott verschlossen hatte. Und so gefiel es dem Allmächtigen, der Frau, die zur Stammutter des neuen Menschengeschlechts werden sollte, diese unselige Erbschaft zu ersparen. Nicht, um sie zur Gottesgebärerin vorherzubestimmen, sondern um sie wieder in den Stand des Menschen einzusetzen, den er erschaffen hatte, und der erneut in freiem Willen sich entscheiden konnte, für oder gegen den Plan Gottes zu leben.
Diese Aspekte sind in den Messtexten zum Tage sowie in zahllosen Traktaten und Predigten ausgebreitet und bedürfen hier keiner weiteren Erläuterung.
Weitaus seltener kommt die Rede auf einen anderen Gesichtspunkt, den Franz Michel Willam in seinem (leider nur in den ersten vier Auflagen) ganz hervorragenden Werk „Das Leben Marias der Mutter Jesu“ unter der Kapitelüberschrift „Die Einsamkeit der Gnadenvollen“ herausgearbeitet hat. Dort schreibt er:
Maria lebte in einer Einsamkeit, für die die Einsamkeit eines Kindes, das unter lauter Erwachsenen aufwächst, ein zwar schwaches, aber immerhin doch brauchbares Gleichnis darstellt. Maria, die Begnadete, lebte nämlich, um beim Bilde zu bleiben, als höchstes und vollkommenstes Kind Gottes unter lauter Menschen, die der Gotteskindschaft verlustig gegangen und mehr oder weniger der Sünde verfallen und den bösen Neigungen asgeliefert waren.
Hoffnung für Guadalajara
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- 07. Dezember 2021
Ob es wirklich gute Nachrichten sind, die Fr. Zuhlsdorf da aus Guadalajara zugekommen sind, wird sich noch herausstellen. Jedenfalls machen Sie Hoffnung, und das können wir derzeit dringend brauchen. Wie wir am 23. September berichteten, hat der Erzbischof von Guadalajara, Kardinal Robles-Ortega, per Edikt das traditionelle Leben in seinem Machtbereich rigoros eingeschränkt und die „Quasi-Personalpfarrei“ im alten Ritus San Pedro en Cadenas für aufgelöst erklärt.
Danach allerdings hatte sich der Kardinal durch die Bitten und Gebete der Gläubigen zu einer Reihe von Besuchen in San Pedro und in der Niederlassung der Petrusbruderschaft bewegen lassen. Was er dort sah und hörte entsprach offenbar so wenig seinem unter welchen Einflüssen auch immer zustande gekommenen Bild der dort angeblich versammelten finsteren Kirchenfeinde, daß er eine wohlwollende Revision seiner Erlasse versprach. Während seines Besuches in San Pedro weihte er nach dem überlieferten Zeremoniale die dort unlängst errichteten Kreuzwegstationen und eine Kapelle des Heiligsten Herzens Jesu und stellte für einen späteren Zeitpunkt in Aussicht, in der Pfarrei ein feierliches Pontifikalamt im alten Ritus zu zelebrieren.
Fr. Zuhlsdorf schließt seinem Bericht ein paar Überlegungen an, die auch für die Anhänger der überlieferten Lehre und Liturgie anderswo von Interesse sind:
Erstens: Nichts ist in Stein gemeißelt; was angeordnet wird, kann auch wieder aufgehoben werden.