„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Heiliger Geist im Alten Bund
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- 20. Mai 2021
Die Kenntnis vom Heiligen Geist gilt gemeinhin als eine der großen Offenbarungen, die das Christentum gegenüber dem Judentum voraus hat. Im neuen Testament erscheint der Heilige Geist von Anfang an als vertraute Gestalt: Bei der Verkündigung Mariens, bei der Taufe Jesu im Jordan, in den Briefen der Apostel. Der Taufbefehl Christi schließt ihn anscheinend ohne besonderen Erklärungsbedarf in die Trinität ein: Tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Alle unsere Gebetshandlungen beginnen und enden mit dieser Anrufung. Daß der Heilige Geist zur hochheitligen Dreifaltigkeit gehört, wissen wahrscheinlich sogar viele „nichtpraktizierende“ Christen, die sonst aus ihren neun oder mehr Jahren Religionsunterricht wenig bis nichts mitbekommen haben.
Damit erschöpft sich aber auch schon für viele „praktizierende“ und gläubige Christen das Wissen um die Dritte Person. Als Geist, dargestellt in schwierigen Bildern wie der Taube vom Jordan oder den Flammenzungen von Pfingsten, erscheint er weitaus weniger zugänglich als der in Menschengestalt auf Erden wandelnde Gottessohn oder selbst als der – durchaus problematisch – in der Gestalt des auf dem höchsten Thron sitzenden Uralten imaginierte Vater. Was den wenigsten Christen bewußt und gegenwärtig ist: daß der Heilige Geist auch schon im Alten Testament eine große Rolle spielt, die freilich in ihrem ganzen Umfang erst aus der Sicht des Neuen Bundes zu erkennen ist. Tatsächlich spricht die heilige Schrift bereits ganz am Anfang, im zweiten Vers des ersten Buches Genesis vom „Geist Gottes“, der über der Tiefe der Finsternis schwebt, bevor dann im dritten Vers ebenfalls das Wort Gottes genannt wird: „Und Gott sprach: Es werde Licht.“ Aus der Heiligen Dreifaltigkeit nimmt alles seinen Anfang.
Warum diese in vielen Passagen des Alten Testaments durchschimmernde Ahnung von der Dreifaltigkeit und deren Person des „Geistes Gottes“ bei den Juden so undeutlich geblieben und später sogar erbittert zurückgewiesen worden ist, hat viele Gründe.
Die Sendung des Geistes
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- 18. Mai 2021
Der Heilige Geist erscheint in der Kirche des Westens als der große Unbekannte. Wie schwer man sich in der Deutschkirche mit dieser Person der Hochheiligen Dreifaltigkeit tut, springt unmittelbar ins Auge, wenn man auf katholisch.de die Suchfunktion mit dem Stichwort „Heiliger Geist“ startet: Da kommen zunächst 8 Videos, größtenteils mit mehr oder weniger traditionellen Hymnen und Liedern, und Erklärstücke der Art: Was der Heilige Geist für mich bedeutet – für mich, darauf kommt es an. Beim Blick in den Katechismus von 1993 wird kenntlich, daß das Problem weltkirchliche Dimension zu haben scheint: Das Kapitel über den Geist Gottes ist mit nur 60 Abschnitten (der Katechismus insgesamt hat an die 3000) nicht nur außerordentlich kurz, darin findet sich auch unter vielen Belegstellen aus der hl. Schrift und wenigen von den Kirchenvätern ungewöhnlicherweise keine einzige aus den Dokumenten des II. Vatikanums. Hat die Gegenwart zur Dritten Person der Trinität nichts mehr zu sagen.?
In einem gewissen Gegensatz zu dieser Vermutung steht der Umstand, daß die Liturgiereformer der 60er Jahre die Woche vor Pfingsten, in der traditionell vielerorts (außerliturgische) Novenen zum Heiligen Geist gebetet wurden, liturgisch besonders auszeichneten. Die Orationen und Lesungen der Werktage dieser Woche des Missales von 1979 sind überwiegend dem Heiligen Geist gewidmet, und im Stundenbuch haben zusätzlich auch die Väterlesungen den Parakleten zum Thema. Die Liturgie ist nach überliefertem Verständnis eine der Quellen des Glaubens und Ausdruck der Lehre – was ist aus den Orationen des Missales (das Stundenbluch bleibt hier außen vor) über den Glauben der Kirche vom Heiligen Geist zu erfahren?
Zwischen Novene und „Voroktav“
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- 14. Mai 2021
Seit unvordenklichen Zeiten wird an den Werktagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten in der Kirche die Novene zum heiligen Geist gebetet. „In“ der Kirche ist hier nicht gleichbedeutend mit „von“ der Kirche: Die Novenen waren nie Bestandteil der offiziellen Liturgie der Kirche in Missale und Offizium, sondern sind private Frömmigkeitsübungen, die zur Vorbereitung oder Einstímmung auf ein Fest dienen. Dieser „private“ Charakter as soll ihren Wert nicht mindern, den der Novene vor Pfingsten erst recht nicht, geht diese doch auf den Bericht der Apostelgeschichte (2, 1-14) zurück, nach dem die Apostel zusammen mit der Mutter des Herrn die Tage bis zur Herabkunft des Heiligen Geistes in betender Gemeinschaft in dem Saal verbrachten, in dem sie zuvor das letzte Abendmahl begangen hatten.
Als außerliturgische Feier gab es für diese (und andere) Novenen keine festgelegte Form, sie boten der Volksfrömmigkeit reiche Ausdrucksmöglichkeiten, die jahrhundertelang gerne genutzt wurden. Genau festgelegt war demgegenüber die Ordnung der liturgischen Feiern für die Oktav nach dem Pfingstfest. Fiel ein höheres Fest in diese Zeit, wurde dessen Messe beibehalten und lediglich durch die zweiten und dritten Orationen vom ersten Sonntag nach Ostern ergänzt. Bei einfacheren Festen mit Duplex- oder Semiduplex-Rang waren als zweite und dritte Orationen die von Pfingsten vorgesehen. Einfache Gedenktage wurden durch die Wiederholung der Messe vom Pfingssonntag „verdrängt“; als zweite Orationen nahm man dann die vom Tage, als dritte die vom ersten Sonntag nach Ostern. Für das Breviergebet galten vergleichbare Regeln.
Mit der Möglichkeit der Vervielfachung („Kommemoration“) der Orationen – die Obergrenze lag nach Trient bei 6 – konnten sich verschiedene Aspekte des Fest- und Heiligenkalenders quasi gegenseitig durchdringen, ohne daß niederrangige Feste oder das Gedächtnis lokaler Heiliger völlig verdrängt wurden. Nach der Ordnung von 1962 ist nur noch eine zweite Oration zulässig, in der neuen Ordnung, die in vielem wie von Rationalisierungsfachleuten ersonnen erscheint, ist auch das nicht mehr möglich. Hier gilt das Prinzip: Ganz oder gar nicht.
Es gehört zu den meist kritisierten Maßnahmen der Liturgiereform, daß sie mit der Pfingstoktav eine der ältesten und ehrwürdigsten Oktaven der lateinischen Kirche „abgeschafft“ hat. Tatsächlich werden nach der gegenwärtigen „Grundordnung des Kirchenjahres“ nur noch die beiden Hochfeste und Weihnachten jeweils acht Tage gelang gefeiert, wie es die Kirche nach jüdischem Brauch für ihre wichtigsten Feste übernommen hatte. Nun ist einzuräumen, daß die Auszeichnung von Festen mit einer Oktav im Lauf der Zeit überhand genommen hatte, es kam zu Überschneidungen, die den ursprünglichen Gedanken der besonderen Hervorhebung verdunkelten und trotz der vielfältigen Kommemorationsmöglichkeiten auch praktische Probleme mit sich brachten.
Die Reduzierung der Okatven auf nur noch zwei war jedoch von einschneidender und letztlich auch in der Sache keinesfalls zu begründender Radikalität. Vielleicht bewog das die Macher der Reform zu der bemerkenswerten Neuerung, für die Woche vor Pfingsten eine Art „Vor-Oktav“ einzuführen. Zwar konnten sie über die außerliturgische Novene nicht direkt verfügen – aber offenbar nahmen sie diese zum Anlaß, für die Tage dieser Woche Meßformulare mit Orationen zu entwickeln, die Bezug auf das bevorstehende Fest nehmen und die, wenn wir recht informiert sind, alle in diese Zeit fallenden Feste und Gedächtnisse verdrängen.
Die Texte der Orationen dieser „Woche des heiligen Geistes“ sind – zumindest in der Fassung des deutschen Messbuchs – nicht durch besondere Tiefgründigkeit ausgezeichnet. Für sich gesehen erscheinen sie kaum geeignet, den Heiligen Geist als den „großen Unbekannten“ der Hochheiligen Dreifaltigkeit etwas stärker ins Bewutsein zu rücken, als das in der Kirche des Westens normalhin der Fall ist. Dennoch oder gerade deshalb wollen wir sie zum Anlaß nehmen, in den kommenden Tagen bis Pfingsten den Geheimnissen der Dritten Person etwas näher nachzuspüren.
Christi Himmelfahrt 2021
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- 12. Mai 2021
Wer sich in den offiziellen katholischen Medien über das Festgeheimnis von Christi Himmelfahrt informieren will, hat es nicht leicht. Im letzten Jahr befassten wir uns ausführlich mit dem Artikel zum Tage von Thomas Jansen auf Katholisch.de (hier dieser Artikel und hier unsere Kritik). Für dieses Jahr erwarten wir nichts Substantielleres. Hofen wir, daß uns wenigstens etwas erspart bleibt wie diese Aufbereitung des Themas für Kinder ebenfalls von 2020, die anscheinend davon ausgeht, daß Kinder schwachsinnig geboren sind und unfähig, dazu zu lernen. Leider bringt auch der sonst meist hilfreiche Blick in den Katechismus von 1993 nur begrenzten Gewinn: Das Thema wird dort auf gerade einmal 2 Seiten (203-204) in einer Weise abgehandelt, die vermuten läßt, wie unwohl den Redakteuren bei diesem Kapitel zumute war.
Also greifen wir wohlgemut in den Schatz der Tradition – konkret und an erster Stelle zum kleinen grünen Schulkatechismus von 1955. Dort werden wir sogleich geholfen – hier der Erklärteil, der von weiteren Abschnitten zum Bezug auf weitere Passagen des Neue Testament und zur Relevanz für die „Lebenswirklichkeit“ ergänzt wird:
Am 40. Tage nach seiner Auferstehung ist Christus aus eigener Kraft in den Himmel aufgefahren. Er verließ „die Seinigen, die in der Welt waren“ (Joh. 13,1) und ging zu seinem Vater in die himmlische Herrlichkeit. Von dort wird er wiederkommen, um die Erlösung zu vollenden. Die Himmelfahrt Jesu war ein Triumphzug. Siegreich erhob er sich über all seine Feinde. Im Triumpfh führte er die Scharen der Erlösten mit sich, die er aus der Vorhölle befreit hatte.
Im Himmel bestieg Jesus den Thron zur Rechten des Vaters. Er nahm jetzt auch als Mensch Besitz von der Macht und Herrlichkeit, die er als Sohn des Vaters von Ewigkeit her besitzt. - Jesus war König von Geburt an, weil er der Sohn Gottes ist. Er hat sich sein Königtum aber auch verdient, indem er sein Leben für uns dahin gab. Jesus ist uns in den Himmel vorausgegangen. Er sagte: „Im Hause meines Vaters sind viele Wohnungen. Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten; dann komme ich wieder und nehme euch zu mir, damit auch ihr seid, wo ich bin“ (vgl. Joh. 14, 2 3)
Soweit der grüne Katechismus. Das war wohl auch schon in den 50er Jahren anspruchsvoll und wurde, wie die spätere Entwicklung erkennen läßt, nicht mehr wirklich gläubigen Herzens mitgeteilt und aufgenommen. Doch das ist weniger die Schuld des Textes als das Versäumnis der Katechese.
Bittage und -prozessionen
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- 11. Mai 2021
Seit dem 5. Jahrhundert begeht die Kirche in der Woche von Christi Himmelfahrt den Montag, Dienstag und Mittwoch als meist mit einer Prozession verbundene Bitttage, an denen die Gläubigen um Befreiung von gegenwärtigem Unheil und die Gewährung künftiger Wohlfahrt für Seele und Leib bitten. Erstmals genannt werden sie im Gallien der Völkerwanderungszeit, wo sie in einer Anordnung des Bischofs von Vienne, Mamertus, aus dem Jahr 469/470 erwähnt sind. Dom Gueranger schreibt dazu im 9. Band seines „Kirchenjahres“:
Unglücksfälle aller Art waren über die jüngst erst von den Burgundern wieder eroberte Provinz gekommen. Erdbeben, Feuersbrünste, erschreckende Naturerscheinungen regten die Bevölkerung auf, da man dieselben als Anzeichen göttlichen Zornes erachtete. Der heilige Bischof wollte den Muth seines Volkes dadurch wieder aufrichten, daß er ihm Anlaß gab, sich an Gott zu wenden, dessen Gerechtigkeit man versöhnen müsse. Er schrieb daher drei Sühnetage aus, während welcher die Gläubigen sich Bußwerken hingeben und unter Absingen von Psalmen Bittgänge veranstalten sollten.“
Die Synode von Orléans machte diese Bittage 511 für alle Kirchen Galliens verpflichtend. Erst dreihundert Jahre später wurden die Bitttage von Papst Leo III. auch in Rom und den gesamten Bereich der römischen Liturgie eingeführt – allerdings zunächst wohl ohne das in Gallien damit verbundene Fastengebot, da man in Rom das Gebot, während der österlichen Zeit vom Fasten abzusehen, sehr ernst nahm.
Abbé Paul Aulagnier R.I.P.
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- 10. Mai 2021
Am vergangenen Donnerstag, den 6. Mai 2021, verstarb im 78. Lebensjahr Abbé Paul Aulagnier, eine der prägenden Personen der katholischen Tradition in Frankreich. In Deutschland wurde P. Aulagnier vor allem als einer der Mitgründer des Instituts vom guten Hirten (2006) bekannt, das in seiner Satzung die Verwendung der überlieferten Liturgie als exklusivern Eigenritus verankert hat. Eine weitere satzungsgemäße Aufgabe des Instituts bildet die konstruktive theologische Kritik der Texte des 2. vatikanischen Konzils, von deren Ergebnissen allerdings bislang zumindest hierzulande wenig bekannt geworden ist.
Einen ausführlichen Nachruf auf Abbé Aulagnier von Clemens Viktor Oldendorf bringt kathnews. Unser Gebet gilt einem Mann der sich während seines ganzen Priesterlebens für die Erhaltung der katholischen Tradition und des darin begründeten Glaubens eingesetzt hat. Der Herr belohne ihn nach seinem Verdienst und gewähre ihm die ewige Gegenwart in der Wahrheit, gegen deren Verdunkelung auf Erden er immer angekämft hat.