Statio in S. XII Apostoli
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- 22. Februar 2013
Statio des Freitags in der Woche nach dem ersten Fastensonntag ist Santi XII Apostoli am Fuß des Quirinal zwischen Trajansforum und Fontana de Trevi. Diese Kirche ist eine der ältesten Stationskirchen der Stadt – als ihr Gründer ist Papst Julius I. (341 – 352) überliefert. Von dieser frühen Gründung ist freilich heute nichts mehr sichtbar, der heutige Bau stammt aus dem 14. und 15. Jahrhundert und ist in vielem noch wesentlich jünger. Außer am Freitag der ersten Fastenwoche ist S. Apostoli auch Statio am Ostzerdonnerstag und an den Quatember-Freitagen.
Das wechselvolle Schicksal der Kirche zu den 12 Aposteln gibt ein aussagekräftiges Beispiel dafür, wie es vielen Kirchengebäuden der Ewigen Stadt ergangen ist. Schon kurz nach der Errichtung Mitte des 4. Jahrhunderts wurde dort die Statio des ersten Freitags der Fastenzeit abgehalten. Von diesem ersten Bau konnten nur einige Säulenschäfte noch unter dem Fußboden der heutigen Krypta festgestellt werden, danach wasr er schon von beträchtlicher Größe. Bereits 200 Jahre später erfolgte unter Papst Pelagius I. ein ganzer oder teilweiser Neubau, wie es heißt anläßlich eines großen Sieges des in Konstantinopel residierenden Kaisers Justinian über die Ostgoten, die große Teile des Balkan überrannt hatten. In den bald darauf in Rom anbrechenden finsteren Zeiten verschwindet Zwölf Aposteln dann für länger aus unserem Blickfeld. Beim großen Erdbeben des Jahres 1348 in Friaul, dessen Erschütterungen bis nach Rom reichten, stürzte die Kirche ein und blieb Jahrzehnte als Ruine liegen – wie als Symbol für die Zeit des großen Schismas der lateinischen Kirche. Unmittelbar nach dessen Ende 1417 wurde sie dann durch Papst Martin V. aus der Familie Colonna wieder aufgebaut – als Zeichen der Wiederherstellung der Kirche, aber auch als Zeichen der Macht seiner Familie, grenzt doch der gewaltige Palazzo Colonna, in dem Martin geboren wurde, unmittelbar südlich an.
Die ständigen Fehden zwischen den großen Familien brachten den Palazzo übrigens gegen Ende dieses Jahrhunderts in den Besitz der Familie Della Rovere, und auch deren Päpste Sixtus IV. (1471 – 1484) und Julius II. (1503 – 1513) erwarben sich große Verdienste um Ausbau und Ausstattung des Gotteshauses, das sie ganz im Stil der Rennaisance gestalteten. Durch Heirat zwischen einer De Rovere, einer Nichte Julius II., und einem Colonna, kam der Palast dann wieder an die Colonna zurück, denen er noch heute gehört.
In ihrer Renaissance-Gestalt blieb die Kirche etwa 200 Jahre bestehen, dann veranlasste Papst Clemens XI. (1700 – 1721) einen grundlegenden Umbau nach dem Geschmack des Barock. Von der vorhergehenden Ausstattung blieb in der Kirche selbst fast nichts erhalten, lediglich einige Fresken wurden abgenommen und an andere Orte verbracht. Die Kirche Clemens XI. brannte im Jahr 1872 völlig aus und wurde dnach in einer Weise wiederhergestellt, die den Einfluss des Historismus nicht verleugnen kann. Erst bei diesem Wiederaufbau wurde die große Unterkirche gebaut, bei deren Anlage etwa 7 Meter unter dem Niveau des heutigen Fußbodens die Säulen des antiken Vorgängerbaus ans Tageslicht kamen.
So gab es also an diesem Ort sechs Kirchen aus verschiedenen Zeitaltern, an denen man – mit Ausnahme der Gotik – die ganze Geschichte des europäischen Kirchenbaus ablesen könnte, wenn diese Bauten nebeneinander und nicht in- und übereinander errichtet worden wären. Stationskirche war Santi Apostoli dabei, wie die meisten Stationskirchen, nur in den Jahrhunderten bis zum Exil der Päpste in Avignon. Nach dessen Ende wurde der alte Brauch nur für einige wenige Stationes wieder aufgenommen. Wenn heute zumindest in der Fastenzeit die Stationes wieder jeden Tag begangen werden – an den weitaus meisten Tagen allerdings nicht in Anwesenheit des Papstes – so ist das Ausdruck einer Wiederentdeckung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dabei hat sich die Gewohnheit ausgebildet, daß wenn irgend möglich der Kardinal, dessen Titelkirche Statio ist, an diesem Tag dort an der Prozession teilnimmt und ein feierliches Hochamt zelebriert.
Mit Ausnahme der päpstlichen Basiliken sind alle Stationskirchen heute Titelkirche eines Kardinals – auch diejenigen, an denen in der Antike niemals ein Titulus bestand. Zu den neuzeitlichen Titelkirchen gehört auch Zwölf Aposteln. Kardinalpriester dort ist gegenwärtig der Erzbischof von Mailand, Angelo Kardinal Scola.