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Zur Lage der Liturgie in Afrika

Bild: Aus dem zitierten Artikel in La-crois, GUY PETERSON /AFPAm 4. Dezember begann in Dakar, der Hauptstadt von Senegal, der inzwischen beendete erste Kongress Afrikanischer Liturgiewissenschaftler. Thema des Kongresses war der 60. Jahrestag von „Sacrosanctum Concilium“ und die Auswirkungen dieses Dokuments auf die katholische Kirche im gegenwärtigen Afrika. Im Eröffnungsgottesdienst hielt der frühere Präfekt der Gottesdienstkongregation (schon vorher kaltgestellt und dann entlassen von Papst Franziskus 2021) eine Predigt, die sich im hohen Maße kritisch mit den von vielen Liturgikern und Bischöfen Afrikas vorangetriebenen „Afrikanisierung“ der Liturgie beschäftigte.

Aus der leider recht unzureichenden Berichterstattung über diesen Kongress in englisch- und französischsprachigen Quellen stellen wir hier einige Kernaussagen des Kardinals zusammen:

„Sechzig Jahre nach der Promulgation der Konstitution über die Heilige Liturgie organisieren afrikanische Liturgiker nun diesen ersten internationalen Kongress afrikanischer Liturgiewissenschaftler um ihre Gedanken über die liturgische Praxis und die liturgische Treue Afrikanischer Gemeinden zur christlichen Tradition und den authentischen Werten afrikanischer Kulturen miteinander auszutauschen.“

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60 Jahre „Sacrosanctum Concilium“

Bild: ArchivVor 60 Jahren – das genaue Datum ist der 4. Dezember 1963 – verabschiedete das ein Jahr vorher zusammengetretene II. Vatikanische Konzil als erstes Dokument die Konstitution „Sacrosanctum Concilium“ für eine geplante Reform der Liturgie. Seitdem steht diese Konstitution im Zentrum der Diskussionen über das II. Vatikanum – weniger wegen ihres in vielem noch der Tradition nahestehenden Inhaltes, sondern deshalb, weil die Auswirkungen der unter Berufung auf SC sechs Jahre später verkündeten Liturgiereform stärker als jede andere Konzilsfolge im Leben der Kirche unmittelbar sichtbar und erlebbar geworden sind.

Diese Auswirkungen waren durch die Bank verheerend. Zwar werden die Anhänger der Liturgiereform nicht müde zu behaupten, ohne diese zur Revolution ausgewucherte Reform sei die Lage der Kirche heute noch viel schlechter, als sie ohnehin schon ist – aber dafür gibt es nicht den geringsten Anhaltspunkt. Mit harten statistischen Zahlen ist dagegen belegbar, daß in den Jahren nach der Reform der sonntägliche Gottesdienstbesuch in Deutschland von etwa 12 Millionen – das waren damals etwa 50% der Katholiken – in den Jahren um 1960 auf etwa 1 Million in den letzten Jahren gefallen ist – das sind gerade noch 5%. Aus anderen europäischen Ländern kommen vergleichbare Zahlen.

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Was läuft da bei den Thomas-Christen?

Bild: India TimesSeit Jahren gibt es in der mit Rom verbundenen Syro-Malabarischen Kirche Südindiens heftige Auseinandersetzungen um eine – anscheinend – liturgische Frage. Besonders in der Großstadt Ernakulam hat diese Auseinandersetzung bizarre Formen angenommen: Da werden denn auch schon einmal auf öffentlichen Demonstrationen Bilder und Puppen von Vertretern der Gegenseite auf Scheiterhaufen verbrannt, und bei einem kürzlich stattgefundenen Besuch einer römischen Delegation wurde – von beiden Seiten – mehr oder weniger offen mit der Aufkündigung der Kirchengemeinschaft gedroht.

Nach dem wenigen, was darüber normalerweise im Westen verlautet, geht es vor allem um die Frage der Zelebrationsrichtung. Nach einer jahrhundertelangen Geschichte der „Romanisierung“ des möglicherweise bis auf die Thomaschristen zurückreichenden autochthonen Ritus hatten die Syro-Malabaren nach der Liturgiereform auch die „Wendung zum Volk hin“ mitgemacht. Nun hat allerdings in den letzten Jahrzehnten nach der politischen auch die geistige „Entkolonialisierung“ große Fortschritte gemacht, und in deren Zuge kehrten viele Gemeinden wieder zur ursprünglichen Zelebrationsrichtung „ad orientem“ zurück. In unterschiedlichem Maß scheinen aber auch andere frühere Traditionen wieder belebt worden zu sein – etwa hinsichtlich der liturgischen Sprache und auch der in der Liturgie verwendeten Musik. Auf der anderen Seite ging aber auch die „Modernisierung“ weiter – wie es heißt wurde, von den Texten selbst einmal abgesehen, das Erscheinungsbild der Gottesdienste in den „progressiven Gemeinden“ immer mehr dem einer Messfeier nach dem Novus ordo angeglichen.

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Der Kahlschlag geht weiter

Bild:ArchivNun hat auch der Erzbischof von Detroit, Allen Vigneron, angekündigt, daß entsprechend dem Befehl aus Rom die überlieferte Liturgie in den Pfarrkirchen seines Bistums keinen Platz mehr haben darf: Sie muß in „Nicht-Pfarrkirchen“ ausweichen. Gleichzeitig hat der Bischof seinen Klerus daran erinnert, daß zur weiteren Zelebration nach dem Missale der hl. Päpste Pius V. und Johannes XXIII eine Audnahmegenehmigung in Rom erbeten werden muß.

Erzbischof Vigneron gehört zu der verhältnismäßig großen Zahl amerikanischer Bischöfe, die als traditionsfreundlich gelten. Bis jetzt gab es in seiner Diözese 14 Orte mit einer regelmäßigen Sonntagsmesse im überlieferten Ritus und 14 (weitere?) Orte, an denen eine solche Messe werktags öffentlich gefeiert wurde. Der Bischof hat auch wissen lassen, daß er alles in seiner Kraft stehende tun will, um die weitere Zelebration der überlieferten Liturgie in seinem Verantwortungsbereich zu unterstützen. Er will die Gemeinde bei der Suche nach „Ersatzkirchen“ unterstützen – die Voraussetzungen dafür sind relativ günstig, weil es in seinem von starken katholischen Traditionen geprägten Bistum viele geeignete Gotteshäuser gibt, die keine Pfarrkirchen sind. Für Gebiete, in denen das nicht so schnell möglich ist, will der Erzbischof zumindest einer Kirche eine weitere Fristverlängereung von zwei Jahren einräumen. Überdies hat er angekündigt, Diözesanpriestern erforderlichenfalls eine Binationserlaubnis zu geben, damit sie an einem Tag sowohl im alten als auch im neuen Ritus zelebrieren können.

Mehr kann Bischof Vigneron unter den obwaltenden Umständen wohl wirklich nicht tun, und man wird sehen, ob ihn seine römischen Vorgesetzten und insbesondere der stets nach Fleißkärtchen gierende Abteilungsleiter Roche damit durchkommen lassen.

Besonders schwierig dürfte sich der Fall der St. Josephs-Pfarrei am Bischofssitz Detroit selbst gestalten, die seitens der Diözese dem Institut Christus König und Hoher Priester zur Seelsorge anvertraut worden ist.

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Brot oder Steine

Don Qu, CC BY-SA 3.0; https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons'Bittage 2023

Seit unvordenklichen Zeiten werden die drei Tage vor der Feier der Himmelfahrt des Herrn als Bittage begangen, in der die Kirche mit ihren Gläubigen den Schutz des Herrn auch für die Zeit nach dem Ende seiner irdischen Wandels erfleht – seine Präsenz bleibt ja auch danach in der allerheiligsten Eucharistie erhalten. Der Novus Ordo hat diese Traditiion zwar nicht formell abgeschafft, sie aber weitgehend „vergessen“ – der „Schott online“ weiß nichts mehr von ihr.

Zu historischen Hintergründen und einzelnen liturgischen Elementen haben wir hier bereits mehrfach geschrieben. Aber erst in diesem Jahr ist uns der Bezug aufgefallen, den das Evangelium des Bittamtes nach dem Ordo authenticus zu einer Zeit hat, in der Papst und die Hirten der Kirche den Gläubigen das Brot jener Liturgie verweigern, die die Generationen vor ihnen im Glauben genährt und auf dem Weg zur Heiligung gestärkt hat.

Das Tagesevangelium bringt die Perikope nach Lukas 11, 5 – 13 mit dem Gleichnis vom Bittsteller, der seinen Nachbar mitten in der Nacht aus dem Bett scheucht, um ihn wegen eines unerwarteten Besuchers um Brot zu bitten, und es schließt mit den Worten:

Wenn einer von euch seinen Vater um Brot bittet, wird er ihm einen Stein geben? Oder um einen Fisch – wird er ihm stattdessen eine Schlange geben? Oder wenn er ihn um ein Ei bittet – wird er ihm einen Skorpion reichen? Wenn nun Ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird euer Vater den guten Geist denen vom Himmel geben, die ihn darum bitten?

Nun – der von uns assoziierte Vergleich der „Reformliturgie“ mit Schlange oder Skorpion stößt an Grenzen – nicht jede Sonntagsmesse in einer gewöhnlichen Pfarrei ist so durch liturgischen Mißbrauch oder häretische Predigt vergiftet, daß man diesen (Kurz-)Schluß ziehen dürfte. Der Vergleich von Brot und Stein paßt da schon besser: Nach 60-jähriger Erfahrung mit der Bugnini-Liturgie muß man schon total ideologisch verblendet sein, um nicht zu sehen, daß die übergroße Mehrheit derer, denen diese Liturgie den Zugang zu Gott erleichtern sollte, darin keine Nahrung ihres Glaubens erkennen kann und wegbleibt. Aber wenn der Herr selbst denen, „die ihr böse seid“, zugesteht, ihren Kindern nahrhaftes Brot zu reichen – was wird er dann erst von denen sagen, die ihnen unerbittlich abverlangen, mit Steinen vorlieb zu nehmen?

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