Statio in S. Maria in Domnica

Maria, Königin des HimmelsDie Sonntage nach den Quatembern kannten in der frühen Zeit nach römischem Brauch keine andere Messe als die bei Tagesanbruch unmittelbar nach der samstäglichen Vigil gefeierte. In den frühen Lektionaren steht dann „Dominica vacat" - was wohl auch einen Hinweis darauf gibt, daß hier eine Lücke empfunden wurde. In Gallien, wo die römischen Gewohnheiten nicht so tief eingewurzelt waren, wurde deshalb schon früh eine eigene Sonntagsmesse gefeiert, deren Formular aus Bestandteilen der vorhergehenden Tage zusammengestellt wurde. Als sich auch in Rom der frühere Vigilgottesdienst auf den Samstagvormittag verlagerte, übernahm man dort – wie so manches andere – im 7. oder 8. Jahrhundert auch diese Messe. Als Stationskirche für den Sonntag nach der Fastenquatember wurde die wohl im 8. Jahrhundert neu eingerichtete Diakonie S. Maria in Dominica bestimmt. Sie steht auf dem Coelius in einem Gebiet, wo sich in der Antike Militärlager und Lager- oder Markthallen befanden.

Das steinerne Schiff

Die Diakonien sind eine Einrichtung der anhaltenden Notzeit im Rom nach den Stürmen der Völkerwanderungszeit, als die Bewohner der Stadt trotz der stark gesunkenen Einwohnerzahl nur durch staatliche – und das hieß in Rom kirchliche – Unterstützung vor dem Verhungern bewahrt werden konnten. Während die alten Tituli quasi die Funktion von Pfarrkirchen hatten, in denen der Gottesdienst, die Spendung der Sakramente und administrative Aufgaben größeres Gewicht hatten als die ebenfalls stark ausgebildete Caritas, waren die Diakonien vorrangig Stützpunkte der Armenhilfe mit Suppenküchen und Notunterkünften, an denen selbstverständlich auch eine Kirche eingerichtet war. Die heute bestehende Kirche S. Maria in Donica wird erstmals für die Zeit Papst Leos III. (795 – 816) genannt. Sein Nachfolger Paschalis I. ließ den zuvor möglicherweise nur als Provisorium errichteten Bau völlig erneuern, und in dieser Gestalt ist die Kirche fast unverändert bis auf den heutigen Tag erhalten. Das gilt auch für einen Teil der Innenausstattung: Die Mosaiken an der Stirnwand und in der Conche der Apsis sind noch die von Paschalis I. gestifteten; die Ausmalung des Chores und der Seitenwände stellen schonende Restaurierungen des 16. Jahrhunderts dar. Vor der Kirche steht ein etwa kleinwagengroßes steinernes Schiff aus vorchristlich-römischer Zeit – wahrscheinlich eine von Soldaten der umgebenden Militärlager, die eine Unternehmung zur See glücklich hinter sich gebracht hatten. Die Kirche wird deshalb auch als S. Maria alla navicella bezeichnet. Direkt gegenüber liegt S. Stefano Rotondo, die Statio für den Freitag vor Palmsonntag ist.