Statio in S. Clemente
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- 25. Februar 2013
Am Montag der zweiten Fastenwoche ist Statio in S. Clemente an der Via di San Giovanni in Laterano, die schnurgerade vom Kolosseum zum Lateran führt.
Anders als bei der Kirche zu den 12 Aposteln, von deren weit in die Vergangenheit zurückreichender Geschichte heute kaum etwas zu sehen ist, das älter als 500 Jahre wäre, präsentiert S. Clemente in wohlerhaltenen Schichten Einblicke in eine Baugeschichte, die über zweitausend Jahre zurückreicht. Die heutige Kirche stammt, von späteren Dekorationen abgesehen, im wesentlichen aus dem frühen 12. Jahrhundert. Damals war ein Neubau erforderlich geworden, weil der bereits 800 Jahre alte Vorgängerbau beim Einzug des Normannenfürsten Robert Guiscard, den Gregor VII. zur Unterstützung seiner Herrschaft nach Rom gerufen hatte, zerstört worden war – zusammen mit mehreren darum liegenden Stadtvierteln. Man füllte die Reste der Kirche und der umgebenden Häuser mit dem reichlich vorhandenen Schutt an und errichtete 4 oder 5 m über dem alten Niveau einen etwas kleineren Neubau – so blieb viel von der Ruine erhalten.
Dieser Vorgänger aus dem 4. Jahrhundert war jedoch bei weitem nicht der erste Bau an dieser Stelle. Wiederum darunter finden sich umfangreiche Reste eines großen römischen Stadthauses, das schon im 3. Jahrhundert in den Besitz der Christengemeinde gekommen war und in dem - wohl nach dem Besitzer und Stifter benannt – der Titulus Clementis eingerichtet worden war. Am Verlauf einiger Mauern ist erkennbar, daß die erste Kirche in den Räumen dieses Hauses eingerichtet worden war. Erst später wurde aufgrund der Namensgleichheit auch das Gedächtnis von Papst Clemens I, des 2. Nachfolgers Petri, auf Titulus und Kirche übertragen.
In und unter den Fundamenten dieses römischen Hauses – wir sind inzwischen um die 10 m unterhalb des heutigen Straßenniveaus – kam bei Ausgrabungsarbeiten ein Mithrasheiligtum zum Vorschein, das wohl gegen Ende des 2. Jahrhunderts angelegt worden war und das fast vollständig erhalten geblieben ist: Die christlichen Besitzer des Hauses hatten lediglich den Eingang zum Allerheiligsten des Mithräums vermauert und die anderen Räume mit neuen Aufgaben weiter genutzt. In einem der Gewölbe errichteten sie eine Statue des Guten Hirten – da waren die nur wenige Meter entfernt hinter der Mauer stehenden Mithrasstatue und dessen Altar wohl schon vergessen.
Wer dieser Clemens war, der sein großes Haus samt den Mithrasgewölben in den Dienst der Kirche stellte, ist unbekannt. Die Größe des Anwesens und weitere Fundamente aus vorchristlicher Zeit deuten darauf hin, daß es jemand aus einer alten und mächtigen Familie gewesen sein muß. Die liturgischen Texte des Tages lassen keinen besonderen Bezug zum Ort oder zu Papst Clemens erkennen.