Statio in S. Paolo

Blick auf die HauptfassadeAm Mittwoch in der 4. Fastenwoche ist die Statio in St. Paul vor den Mauern - mit St. Peter, der Lateran-Basilika und Maria Maggiore eine der vier traditionellen Patriarchalbasiliken. Zu Geschichte und Gestalt von St. Paul sind zu Recht ganze Bibliotheken vollgeschrieben worden, deshalb hier nur so viel: Die Enthauptung des Apostels Paulus erfolgte noch eine halbe Stunde weiter südlich an der Ostiensischen Straße, wo die Basilica di tre fontane an sein Martyrium erinnert, aber begraben wurde er hier - vermutlich besaß ein Mitglied der frühen Gemeinde dort eine Grabstelle. Sie liegt etwa 25 m von der Straße entfernt in einem alten Gräberfeld mit zahlreichen heidnischen Bestattungen. Im 3. Jahrhundert bestand über dieser Paulus-Gruft eine Memoria, die unter Kaiser Konstantin zu einer größeren Basilika umgebaut wurde. Im vierten Jahrhundert wurde dort dann die in den Grundzügen heute noch bestehende gewaltige Kirche errichtet, und zwar so, daß der Hauptalter über die alte Grabstelle zu liegen kam. Der Altar war bzw. ist hohl und durch einen Schacht mit der Grabstelle verbunden, so daß man Gegenstände auf das Grab herunterlassen und so zu Berührungsreliquien machen konnte.

Der Bau durchlief die übliche Geschichte von Katastrophen und Erneuerungen - die letzte war der durch die Unachtsamkeit eines Bauarbeiters verursachte große Brand von 1823, durch den die Basilika viel von ihrer alten Substanz verlor, auch wenn sie anschließend wieder weitgehend wie zuvor neu aufgebaut bzw. restauriert wurde. Zuvor allerdings hatte es eine erbitterte Auseinandersetzung darüber gegeben, ob die moderne Zeit nicht einen völligen Neubau nach neuen Plänen erfordere.

Die Statio dieses hervorgehobenen Mittwochs „in mediana quadragesimae“ fand von Beginn der Stationsfeiern an in St. Paul statt, wo bereits am Sonntag Sexagesima Statio gehalten worden war. Die Katechumenen wurden an diesem Tag einer weiteren großen Reinigungszeremonie zur Vorbereitung auf den Empfang der Taufgnade unterzogen. Das Messformular ist ganz von diesem Anlass bestimmt. Der Introitus zitiert den Propheten Ezechiel:

Ich will ausgießen reines Wasser über euch, dann werdet ihr rein sein von all eurem Schmutz, und einen neuen Geist will ich euch geben.“

Die erste Lesung bringt dann die große Ansprache Ezechiels (Kap 36) an das auserwählte Volk ganz bis einschließlich der Schlussworte:

Dann sollt Ihr im Lande wohnen, das Ich euren Vätern gegeben habe; und ihr sollt mein Volk sein, und ich werde euer Gott sein.“

Die zweite Lesung zitiert aus dem 1. Kapitels des Propheten Isaias die Predigt mit der ins Asperges unserer Sonntagsgottesdienste übernommenen Verheißung: Wenn eure Sünden rot wären wie Scharlach, sie sollen weiß werden wie Schnee, und wenn sie rot wären wie Purpur, sie wollen weiß werden wie Wolle.“

Das Evangelium nach Johannes berichtet über die Öffnung der Augen des wegen ererbter Sünden mit Blindheit gbeschlagenen Mannes und dessen anschließendes Bekenntnis vor den ungläubigen Häuptern der Gemeinde. Wenn es nach  dessen Worten „Herr ich glaube“ heißt, „und er fiel nieder und betete ihn an“ macht auch die versammelte Gemeinde eine Kniebeuge.