Statio in S. Giovanni a Porta Latina

Blick auf Vorhalle und CampanileDie Statio am Samstag nach dem Passionssonntag gehört zu den jüngeren in der Fastenzeit. In den älteren Sakramentaren ist sie noch nicht erwähnt - sie wird erstmals im 9. Jahrhundert genannt. Um so älter ist die Kirche. Ihr Ort beruht auf einem von Hieronymus zitierten Bericht Tertullians aus dem 1. Jahrhundert, wonach der Evangelist Johannes in der domitianischen Verfolgung einen Versuch, ihn in siedendem Öl zu töten, unverletzt überstanden habe. Die Kirche geht baulich zumindest teilweise in das 5. Jahrhundert auf Papst Gelasius (492 - 496) zurück - dazu passend fanden sich im Dach Ziegel mit dem Steuersiegel Theoderichs des Großen, der seine Regierung 493 antrat. Einer dieser Ziegel bildet heute das Lesepult des Ambos. Die Frontseite des Ambos ist mit der Marmortafel der Weiheinschrift Papst Coelestins III. geschmückt, der die Kirche im 12. Jahrhundert renovieren ließ.

Bestandteil dieser Renovierung war ein großer Freskenzyklus, der Anfang des 19. Jahrhunderts unter vielfachen Übermalungen wiederentdeckt und in den folgenden Jahrzehnten restauriert wurde. Er zeigt im oberen Teil des Mittelschiffs in 50 Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament die Historia Mundi von der Erschaffung der Welt bis zur Wiederkunft des Neuen Jerusalem. Nachdem in den 40er Jahren die oberflächliche „Barockisierung“ der Kirche aus dem 16. und 17. Jahrhundert restlos entfernt worden ist, bietet sie heute - trotz vieler weiß gebliebener Stellen - ein eindrucksvolles Bild einer Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die ihrerseits die Bauform aus dem 5. Jahrhundert weitghend bewahrt hat. An ein ursprünglich vorgelagertes Atrium erinnert freilich nur noch der frei gebliebene Vorplatz und die später angebaute Vorhalle.

Die Liturgie des Tages bringt in der Lesung aus dem alten Testament die Prophetie des Jeremias, der hier als Vorgestalt Christi erscheint, wenn sich die Gottlosen seiner Zeit gegen ihn verschwören:

Kommt, wir wollen Anschläge ersinnen wider den Gerechten, denn das Gesetz lässt lässt den Priester nicht im Stich, noch der Rat den Weisen, noch das Wort den Propheten. Wohlan, laßt uns ihn mit der Zunge (=falschen Beschuldigungen) niederschlagen, auf keine seiner Reden wollen wir achten“.

Ds Evangelium nach Johannes greift bereits auf den Einzug Jesu in Jerusalem vor und beginnt mit den Worte:

In jener Zeit gingen die Hohen Priester mit dem Gedanken um, auch den Lazarus zu töten, weil viele Juden um seinetwillen hingingen und an Jesus glaubten.“

Denn die Auferweckung des Lazarus, so das Evangelium weiter, war das Zeichen, das das Volk Jerusalems dazu brachte, Jesus als den Messias anzuerkennen und ihn mit Palmzweigen bei seinem Weg in dei Stadt zu begrüßen.

Die Parallelführung der Prophetie aus dem Alten und des Berichts aus dem neuen Testament findet ihr abruptes Ende, wo Jeremias denen, die ihn verfolgen, buchstäblich die Pest an den Hals wünscht und Gott anfleht:

Darum gib ihre Söhne dem Hunger preis und überliefere sie der Gewalt des Schwertes. Ihre Frauen mögen kinderlos und Witwen werden, ihre Männer sollen getötet und ihre Jünglinge im Kampf vom Schwert erschlagen werden. Wehgeschrei ertöne aus ihren Häusern, wenn Du plötzlich die Mordschar über sie kommen läßt. Denn sie graben eine Grube, mich zu fangen, und legen meinen Füßen heimliche Schlingen.“

Christus dagegen belehrt seine Jünger über den Sinn des bevorstehenden Opfers:

Wahrlich, wahrlich, ich sage Euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht. Wer sein Leben liebt, wird es verlieren, wer aber sein Leben haßt in dieser Welt, wird es für das ewige Leben bewahren.“