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Annus Domini 2017

Bild: Wikimedia Commons, Gun Powder MaIn keinem Jahr hat summorum-potificum.de so viele Gegenstände behandelt, die – teilweise weit - außerhalb unseres eigentlichen Themengebietes liegen, wie im Jahr 2017. Und es waren regelmäßig diese Beiträge, die das größte Interesse der Leser gefunden haben. Hat sich also nach 10 Jahren die ursprüngliche Themensetzung dieses Projektes überholt? Lohnt es sich nicht mehr, von der überlieferten Liturgie zu sprechen, sich für ihre Zelebration einzusetzen, an ihr – oder überhaupt noch an irgendeiner Liturgie – teilzunehmen? Verlangt das neue Jahr ein neues Thema?

So nahe die Frage liegen mag – sie mit „ja“ zu beantworten würde bedeuten, sich dem Irrsinn der Gesellschaft zu unterwerfen und sich den Kräften innerhalb der Kirche anzuschließen, die diese Unterwerfung bereits vollzogen haben. Flüchtlingsboot statt Fronleichnamsaltar, Menschen- und Körperkult statt Anbetung des Gottessohnes in der Krippe, Hinnahme oder Förderung der Diktatur des Relativismus – von alledem haben wir bereits mehr als genug. Und sich in der Anprangerung und der Abwehr zu verausgaben, bedeutet ebenfalls, der anderen Seite – denn eine dezidiert ‚andere Seite‘ haben wir auch im Bereich der Kirche – die Setzung der Themen zu überlassen. Der tägliche Blick auf die missbräuchlich so genannte Website „katholisch.de“ kann verdeutlichen, wie groß die Distanz zu allem Katholischen dort schon geworden ist – und wie klein die Entfernung, die diese Form von Katholizismus noch von einer Staatskirche oder einer NGO wie allen anderen unterscheidet.

Zu den erfreulichen Entwicklungen des vergangenen Jahres gehört es, daß nun auch in Deutschland die Gegenstimmen zahlreicher oder besser hörbar geworden sind. Gegenstimmen, deren einzige Gemeinsamkeit darin besteht, daß sie sich dem links-illiberalen Meinungsdruck widersetzen, der danach strebt, seine Diktatur in immer mehr Bereiche von Gesellschaft und Kirche, Medien und Institutionen auszuweiten. Soweit diese Gegenstimmen sich primär zu allgemeingesellschaftlichen Themen artikulieren, tun sie das in der Regel nicht von einer christlichen Position aus, verfallen durchaus auch gerne in antireligiöse Klischees, die sie mit der Gegenseite teilen. Und soweit sie gegenüber Religion und der wirklichen Kirche offener sind oder sie mit Sympathie betrachten, orientieren sie sich nicht gerade am Katechismus.

Das ist auch gar nicht zu verlangen, soweit sie nicht ausdrücklich den Anspruch erheben, katholisch zu sein. Hier muß man sich nicht jedes mal penibel abgrenzen oder ein explizites „sed contra“ entgegensetzen. Und den eher wenigen, die glaubwürdig vertreten, katholisch zu sein, muß man kein Bekenntnis zum alten Ritus abverlangen – der Katechismus der Katholischen Kirche von 1997, gelesen im Licht der Tradition, reicht.

Alles in allem heißt das: Wir müssen insbesondere hinsichtlich des Zeitgeistes und dessen Ausgreifen auf die kirchlichen Institutionen nicht alles selbst sagen. Es gibt genug andere Stimmen, auf die man verweisen kann – auch wenn es nicht in allem unserer Meinung entspricht, oder wenn in der unmittelbaren Nachbarschaft Texte stehen, die wir uns lieber nicht zu eigen machen wollten. Das gibt zumindest in der Theorie die Chance, einerseits mehr Information und Analyse zu gesamtgesellschaftlichen Erscheinungen zugänglich zu machen, als bisher mit unzureichenden Kräften zu leisten - und es sollte andererseits Freiräume eröffnen, unser eigentliches Thema wieder mit mehr Nachdruck zu behandeln. Ob es gelingt, die dazu geeigneten Formen zu finden und eine tragfähige Balance zu erreichen, wird sich zeigen.

Fr. John Zuhlsdorf, einer der katholischen Blogger der ersten Stunde in den vereinigten Staaten, hat das Motto geprägt: „Save the Liturgy – save the World“. Ob diese Welt – zumindest in der vom christlichen Abendland geprägten Form, die wir kennen – noch zu retten ist, steht dahin. Aber für unsere Seelen, für unsere Familien, für unsere Gemeinden und die Kirche, die noch Kirche Christi sein will, hat diese Aussage unverändert Gültigkeit. Offenbar sogar noch mehr als vor 10, 15 Jahren. Wir wollen versuchen, dem besser zu entsprechen.

Allen Lesern und Freunden die besten Wünsche für das kommende Jahr.

Michael Charlier

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