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Auf Synodalen Irrwegen nach Stuttgart

 

 

Bild: Screenshot einer Montage auf:https://www.katholisch.de/artikel/34115-glauben-auf-augenhoehe-jugendarbeit-gestern-und-heuteDem gestrigen Artikel von Fr. Hunwicke zu den Bittagen entnehmen wir, daß diese Tage im mittelalterlichen England oft und jedenfalls ganz gegen den Willen der kirchlichen Obrigkeit in karnevaleskem Unfug, Zechereien und immer wieder auch in handfesten Schlägereien endeten. Ob das die deutschen Verbandskatholiken, die es ja mit Beten und Buße nicht so am Hut haben, dazu bewogen hat, den diesjährigen „Katholikentag“ heute, am letzten Bittag, beginnen zu lassen? Der Vorbereitung des Events in den Publikationsorganen des deutschen Neokatholizismus nach zu urteilen, wird es karnevalesken Unfug reichlich geben, und eine Suche im Onlineprogramm nach dem Schlagwort Gender brachte allein für die drei Haupttage stolze 57 Veranstaltungen. Unsere Empfehlung: Von Mirjam bis Maria tanzen– Mitmachtänze zu Frauen und Männern der Bibel (am Donnerstag Nachmittag).

Wer sich davon nicht angesprochen fühlt, versucht es vielleicht mit einem Besuch in der Gaming-Lounge des Kirchentages, wo Pfarrer Hanno Rother über „Gaming mit Gott“ sprechen wird. Wenn das kein Grund für eine Fahrt nach Stuttgart ist…

Allerdings spielen Modethemen wie Gender oder Gaming in der medialen Vorbereitung der Stuttgarter Zusammenkunft noch nicht einmal eine besondere Rolle. Da ging es die Leier rauf und runter immer wieder um den Synodalen Weg und seine Pläne zum Totalumbau der katholischen Kirche in Deutschland. Für das freilich wenig aussichtsreiche Herzensthema Frauenweihe wird der altkatholische Schismatiker-Bischof Ring als Zeuge herangezogen; gebetsmühlenartig wiederholt wird auf allen Kanälen die Forderung nach „Willkommenskultur beim Abendmahl“. Der anscheinend wissenschaftstheoretisch besonders kompetente Katholisch.de-Redakteur Ch. P. Hartmann erklärt langatmig „Warum der Vatikan die Wissenschaft ignoriert“ – denn dort zögert man noch etwas, sich dem neuesten Trend des humanwissenschaftlichen Voodoos anzuschließen.

Wir lernen: Der Marsch in die glänzende Zukunft duldet kein Zögern, das Alte muß weichen, und wenn es dazu eine Revolution braucht, dann machen unsere Professoren halt eine: Hier geht es weiter Der Salzburger Dogmatiker Hans Joachim Sander – was heutzutage so alles Theologie lehrt – prognostiziert mit großer Hoffnung ein Scheitern des Synodalen Weges: Das werde die Nicht-Reformierbarkeit der Kirche umso deutlicher hervortreten lassen und einen Weg dazu öffnen, „den katholischen Glauben zu revoltieren“, denn die Voraussetzungen für eine Revolution in der Kirche seien längst gegeben. Zwei Artikel für eine These - man sieht, wo das Herz der Redaktion schlägt.

Auch anderswo liegt der Pulverdampf der Revolution, die allerdings angesichts des stetig abnehmenden Gewichts der Deutschkatholischen Kirche bestenfalls ein Revolutiönchen werden dürfte, in der Luft: ZDK-Präsidentin Stetter-Karp fordert die Verstetigung des Synodalen Weges in Form eines ständigen „Synodalen Rates“; die Vorsitzende des synodalen Macht-Forums und frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Claudia Lücking-Michel unterstützt die Idee begeistert: mit Gremienarbeit, Tagesordnungen, Unterkommissionen und Oberausschüssen kennt sie sich aus, und erst die Wonnen der Tagesordnungsmanipulation...

Putin mag derzeit keine gute Presse haben – aber Lenin und das von ihm kreierte Räte(Sowjet)-System erfreuen sich auch bei Kirchens zunehmender Beliebtheit. Der Jesuit Stephan Kessler, plädiert ganz folgerichtig für die Einführung einer Art „Volkseigenen Priestertums“ – liegt doch auf der Hand für einen Mann, der einige Jahre ein Priesterseminar (Frankfurt St. Georgen) geleitet hat und jetzt beim Synodalen Weg im Forum „Priesterliche Existenz heute“ mitredet. Wann der wohl bei den Altkatholiken aufpoppt?

Unter all dem unsäglichen Unsinn, der in der digitalisierten ehemaligen Kirchenpresse  im Vorfeld von Stuttgart veröffentlicht worden ist, ist uns in den letzten Tagen immerhin auch ein Text begegnet, der zentrale Punkte der Misere anspricht: Der Liturgiewissenschaftler Haunerland macht darauf aufmerksam, daß die vielerorts mit Fleiß betriebene Destruktion des Priestertums inzwischen ein Ausmaß erreicht hat, das die sakramentale Gestalt der Kirche insgesamt gefährdet. Als ein Beispiel führt er den Beschluss des Essener Bischofs an, laikale Taufspender, die nach Verständnis und Recht der Kirche nur in begründeten Not- und Einzelfällen handeln können, quasi für den Normalfall zu institutionalisieren. Er richtet einen dringenden Notruf an das Leitungsamt der Kirche, hier die notwendige Orientierung zu geben.

Natürlich hat er Recht, aber wir fürchten, daß er damit wenig Erfolg haben wird. Schließlich hat Rom mit der unlängst verfügten Öffnung von Leitungsfunktionen – auch gegenüber geweihten Amtsträgern – für Laien sowohl in der Kurie als auch in Ordensgemeinschaften gezeigt, daß man dort durchaus ähnlich denkt, selbst wenn man den sakramentalen Kernbereich bisher ausgespart hat. In Deutschland ist man da halt wieder mal ein Stück weiter – wie viel weiter, wird auf der einen oder anderen Veranstaltung in Stuttgart auf irritierend unbefangene Weise verkündet werden.  Wenn bloß das böse Rom nicht wäre, diese Reformblockierer und Spaßbremsen...

Unsere Prognose: Die Narreteien zum Abschluß der Bittage im englischen Mittelalter, wie Fr. Hunwicke sie beschreibt (leider stehen entsprechende Forschung hinsichtlich Deutschlands noch aus), werden dagegen als ein Kinderspiel erscheinen. Doch wir wissen je spätestens seit Erich Honecker: Den Fortschritt in seinem rasenden Lauf hält weder Ochs noch Esel auf.

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