Bereichsnavigation Themen:

Amoris Laetitia - eine Wörterflut

Bild: victor zastol'sky, fotoliaDie Wörterflut von Amoris Laetitia (in der deutschen Fassung, hier als PDF, über 300 Seiten) hat weder ausgreifende Erwartungen zufriedenghestellt noch angespannte Befürchtungen bestätigt. Alles bleibt im Ungewissen - aber vieles kommt in Bewegung. Die großen Medien haben das Thema von den Titelseiten genommen und an ihre Fachabteilungen überwiesen - ob und in welcher Weise es von dort wieder zum Vorschein kommt, bleibt abzuwarten. Seriöse katholische Kommentatoren betonen des Doppelcharakter des langen Schriftstücks, das man wegen seiner alles durchdringenden Unklarheit und Unentschiedenheit sicher nicht als Dokument des Lehramtes ansprechen kann - sofern denn Lehre irgend etwas Bestimmtes bedeutet. Doppelcharakter - das heißt: Es wird kein bestehendes Gebot - wozu auch ein Papst nicht berechtigt wäre - aufgehoben, und es wird auch kein neues Recht gesetzt. Insofern bleibt alles beim Alten. Dahin zielt denn auch das Fazit der  im einzelnen überaus kritischen Behandlung des Schriftstücks bei dem amerikanischen Kanonisten Ed Peters und dem Vorsitzenden der Latin Mass Society von England und Wales, Joseph Shaw, beide in mehreren Beiträgen auf ihren Blogs. Die Gegenposition - auf der gleichen Grundlage - markiert Antonio Socci, wenn er schreibt: „Mit Worten sagt er, daß er die Doktrin nicht ändert. Aber mit Taten hat er heute den Weg für etwas geebnet, das bisher durch die Hl. Schrift und die Kirche verboten war.“ Seine Analyse ist hier im italienischen Original, in einger englischen Übersetzung auf Rorate Cæli und in einer Deutschen Version beim Beibot Petri nachzulesen.

Welche unerträglichen Spannungen diese von Franziskus in den pontifikalen Diskurs eingeführte und von höchsten Würdenträgern begeistert aufgenommene „Hermeneutik der kognitiven Dissonanz“ notwendig mit sich bringt, ist quasi am lebenden Objekt an einem Beitrag des österreichischen Moraltheologen Josef Spindelböck für kath.net zu studieren. Spindelböck wendet sich gegen die nicht grundlos vorgebrachten Einwände, die pastorale Diktion des Dokuments stelle die Notwendigkeit in Frage, zum Empfang der Kommunion frei von nicht bereuten und nachgelassenen schweren Sünden zu sein:

Im Übrigen weist auch Papst Franziskus auf einen möglicherweise unwürdigen Empfang der Eucharistie hin, den es unbeschadet von der Irregularität einer besonderen Situation jedenfalls zu vermeiden gilt: „Wenn diejenigen, die zur Kommunion gehen, sich dagegen sträuben, sich zu einem Einsatz für die Armen und Leidenden anregen zu lassen, oder verschiedene Formen der Trennung, der Verachtung und der Ungerechtigkeit gutheißen, werden sie die Eucharistie unwürdig empfangen.“ (Nr. 186)

Genau das bietet ein perfektes Beispiel für die von Antonio Socci beklagte Tendenz,  Vergehen gegen die klaren und von der Kirche seit jeher gelehrten Gebote Gottes - gegenüber „sozialen Sünden“ nach dem Verständnis des jeweiligen Zeitgeisten in den Hintergrund treten zu lassen - oder sie sogar ganz dagegen auszutauschen.

Zusätzliche Informationen