Amazonas ist überall...
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- 10. September 2019
...und das in vielerlei Weise. Sandro Magister bringt heute einen längeren Beitrag zu einem Video mit Fr. Nicolini von der Diözese Bologna, das schon seit mehreren Tagen im Internet herumschwirrt: Angeblich, so heißt es da, feiern in Amazonien schon seit längerem verheiratete Diakone mit Erlaubnis ihres Bischofs die Hl. Messe, und angeblich ist auch der Papst über diese Praxis informiert und duldet sie. Originalton des Videos – hier in unserer Übersetzung aus der englischen Version:
Wir haben erfahren, daß eines Tages aus einer isolierten Pfarrei im Amazonasgebiet ein alter Diakon, in den 60ern und verheiratet, bei seinem Bischof anrief um ihm mitzuteilen, daß es am folgenden Sonntag keine hl. Messe geben könne: „Ich muß Ihnen sagen, daß wir morgen keine hl. Messe feiern können, weil kein Priester da ist. Daraufhin sagte ihm der Bischof: Dann gehen Sie hin und feiern die Messe“. (…) Davon hat man auch dem Papst berichtet, und der hat gesagt: „Derzeit können wir dazu nichts Schriftliches geben, aber machen Sie weiter“.
Die Leser von Summorum Pontificum werden das in dieser Form für unwahrscheinlich halten – weder der Papst noch irgendein Bischof, selbst keiner mit deutschen Wurzeln, wie das in Amazonien ja die Regel zu sein scheint, wird einem Diakon sagen, er solle die Messe feiern. Auch Fr. Nicolini, dem man getrost unterstellen kann, daß er es gerne sähe, wenn verheiratete Männer die Messe läsen, wird die Geschichte in dieser Version nicht ernst nehmen. In dem Telefongespräch – wenn es denn überhaupt stattgefunden hat - war in welcher Sprache auch immer natürlich von einer „Wort-Gottes-Feier“ die Rede, und nicht von einer „Eucharistiefeier“.
In einer Zeit, in der vielen Gläubigen das Geheimnis der Eucharistie – die reale Gegenwart Christi in den verwandelten Gaben – nicht mehr verständlich, vielleicht sogar unbekannt, ist, macht das freilich keinen großen Unterschied. Und – an dieser Stelle kommen dann doch die Bischöfe und auch der Papst ins Spiel – die liturgische Praxis der reformierten Liturgie hat viel dazu beigetragen, den wesensmäßigen Unterschied zwischen Wortgottesdienst und Messfeier zu verwischen. Am stärksten vielleicht durch die Unsitte, statt eines vorschriftmäßigen Messgewands eine Mantelalbe zu tragen – der Priester mit der gerade herabhängenden Stola darüber, der Diakon mit der seitlich getragenen Stola, und die Gemeindereferentin mit irgendwas, was irgendwie wie eine Stola aussieht.
Die Menschen glauben, was sie sehen, und was sie in vielen Kirchen bei Gottesdiensten (oder bei bischöflichen „Entsendungsfeiern“ für Laienbeauftragte) zu sehen bekommen, ist nicht geeignet, ihnen die Vorstellung zu vermitteln, daß es da unterschiedliche Ämter und unterschiedliche Abläufe geben könnte.
Man muß nicht nach Amazonien gehen, um nach dem Sonntagsgottesdienst in einer „katholischen“ Gemeinde Sätze zu hören wie: „Das war wieder eine schöne Messe, die unsere Frau Xypsilonz heute gefeiert hat.“ Diese Verwirrung ist nicht irgendwie eingetreten – sie wurde planmäßig herbeigeführt.