Fest des hl. Erzengels Michael
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- 29. September 2015
Seit alters her feiert die Kirche den Tag der Einweihung der Michaelskirche in der römischen Via Salaria als Festtag des hl. Erzengels Michael. Das Breviarium Romanum und auch die Liturgia Horarum (zumindest die lateinische Ausgabe) bringen an diesem Tag als Lesung einen Auszug aus einer Predigt des hl. Papstes Gregor über die Engel:
Wir sprechen von neun Engelchören; denn aus dem Zeugnis der hl. Schrift wissen wir, daß es Engel, Erzengel, Kräfte, Mächte, Fürsten, Herrschaften, Thronen, Cherubim und Seraphim gibt. Daß es Engel und Erzengel gibt bezeugt fast jede Seite der heiligen Schrift. Von den Cherubim und Seraphim reden bekanntlich gar oft die Bücher der Propheten. Auch der Apostel Paulus zählt im Epheserbrief die Namen von vier Chören auf; er sagt: Über alle Fürsten, Mächte, Kräfte und Herrschaften. Und im Kolosserbrief sagt er: Seien es Thronen oder Herrschaften oder Fürsten oder Mächte. Fügt man also den vier Chören, die er im Brief an die Epheser erwähnt, noch die Thronen hinzu, so ergeben sich fünf Chöre; zählt man zu diesen noch die Engel und Erzengel, die Cherubim und Seraphim, so findet man zweifellos, daß es neun Chöre von Engeln gibt. (4. Lesung)
Man muß aber beachten, daß das Wort Engel ihr Amt, nicht ihr Wesen bezeichnet. Denn jene heiligen Geister im himmlischen Vaterland sind zwar stets Geister, können aber durchaus nicht immer als Engel bezeichnet werden; denn Engel sind sie nur dann, wenn durch sie irgendeine Botschaft verkündet wird. Darum heißt es im Psalm: Er macht seine Geister zu Engeln; als ob er offen sagen würde: Er macht die Geister, die er stets um sich hat, wenn er will, auch zu Engeln. Diejenigen, die weniger bedeutende Aufträge ausführen, heißen Engel, die aber wichtige Dinge melden, Erzengel. Darum wird zur Jungfrau Maria nicht ein beliebiger Engel gesandt, sondern der Erzengel Gabriel; denn für diesen Auftrag war nur der höchste Engel würdig; er sollte ja auch das Allerhöchste verkünden. Darum werden diese auch mit ihrem eigenen Namen angeführt; durch die Namen soll die Art ihrer Tätigkeit angedeutet werden. So bedeutet Michael: Wer ist wie Gott? Gabriel Kraft Gottes und Raphael Heilung durch Gott. (5. Lesung)
Sooft also etwas von staunenswerter Kraft geschieht, wird berichtet, daß Michael gesandt wird; es soll eben schon durch sein Eingreifen und seinen Namen zu erkennen gegeben werden, daß keiner tun kann, was nur Gott vermag. Darum heißt es auch von jenem alten Feind, der in seinem Stolz Gott gleich sein wollte und sprach: Zum Himmel werde ich emporsteigen, über die Sterne des Himmels meinen Thron erheben, dem Allerhöchsten werde ich gleich sein, während er in seiner Kraft aufbewahrt wird, um am Ende der Welt beim letzten Strafgericht vernichtet zu werden, daß er mit dem Erzengel Michael kämpfen wird. Denn bei Johannes heißt es: Es erhob sich ein Kampf mit dem Erzengel Michael. Zu Maria wird Gabriel gesandt; er heißt Kraft Gottes; denn er kam, den zu verkünden, der sich gewürdigt hat, in tiefster Erniedrigung zu erscheinen, um die Mächte der Luft niederzuringen. Raphael heißt, wie wir schon sagten, Heilung durch Gott; denn er nahm Tobias die Blindheit weg, da er in Ausübung seines Heilberufes seine Augen berührte. (5. Lesung)
(Übersetzung nach dem deutschen Brevier von Johann Schenk)