Hl. Erzengel Michael
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- 29. September 2016
Der 29. September ist seit alters her Festtag des hl. Erzengels Michael, der an diesem Tag im Jahre 493 den Bewohnern von Siponto erschienen sein soll. Fr. Zuhlsdorf berichtete dieser Tage über Versuche, die verschiedenen Orte von aus der Geschichte berichteten Erscheinungen des Erzengels mit einer geraden Linie zu verbinden und zeigt in diesem Zusammenhang eine erstaunliche Karte, ohne sich in Spekulationen über den tieferen Sinn der Sache einzulassen - woran er sicher gut tut.
Im vergangenen Jahr zitierte Summorum Pontificum zum Festtag aus einer Predigt des hl. Papstes Gregor über die Engel - einer eher nüchternn systematischen Ausführung. Daher als Gegengewicht im weiten Rahmen katholischer Spannweite in diesem Jahr eine Passage aus dem "Großen Leben Jesu" des Kapuziners Martin von Cochem, das in Wirklichkeit eine Universalgeschichte der Welt aus der frommen Perspektive der Barockzeit darstellt. Wir gehen mitten in die Erzählung von der Austreibung der gefallenen Engel durch St. Michael aus dem Himmel, die im zeittypischen Gewande des 17. Jahrhunderts vieles enthält, das auch heute von bestürzender Aktualität ist.
Luzifer mit seinen Engeln ließ es nicht dabei, daß er sich Gott nicht wollte unterwerfen, sondern da er sah, daß Gott höher und vortrefflicher war als er, da entstand in ihm eine Mißgunst gegen Gott, und eine Begierde, über ihm zu sein. Ist das nicht eine teufliche Mißgunst, die mit keinen Worten genugsam zu beschreiben ist? Gleichwohl folgen ihm hierin viele Menschen nach, wenn sie nicht können leiden, daß andere etwas mehr haben, oder daß es anderen besser geht als ihnen. Also folgen sie hierin dem Bösen Feind nach und werden auch des Lohnes, so er empfangen, teilhaftig werden.
Als nun der allmächtige Gott sah, daß der boshafte Luzifer schon den dritten Teil der Engel verführt hatte und daß er, falls er noch länger im Himmel bleiben sollte, vielleicht noch mehr fromme Geister verführen würde, da faßte er einen gerechten Zorn und sprach über diese meineidigen Engel das Urteil aus auf folgende Weise: Weil diese meineidigen Engel ungeachtet ich sie so edel erschaffen und mit sovielen Gnaden begabt, mir nicht allein keinen Dank erweisen wollen, sondern mir gleich, ja über mir sein wollen, also fälle ich dieses Urteil über sie, daß ihnen keine Zeit zur Buße vergönnt werde, sondern, daß sie alle ihrer Gaben beraubt, ohne alle Herrlichkeit aus dem Himmel verstoßen und in den Abgrund der Hölle gestürzt werden sollen.
Sobald nun das Urteil gesprochen war, da erhob sich ein großer Krieg im Himmel...
Dessen Einzelheiten, die Martin in Anlehnung an die geheime Offenbarung des hl. Johannes beschreibt, sollen hier ausgelassen bleiben; das Ende, in dem die gefallen Engel aus dem Himmel geworfen werden, liest sich so:
Es war so schrecklich, als der leidige Teufel vom Himmel fiel, wie wenn ein grausames Nachtgewitter in der Luft dahinführe, ja als wenn der Himmel allerorten voller Feuer wäre.Man sah und hörte nichts mehr als blitzen, donnern, knallen, sausen, brausen, heulen, klagen, jammern und aufschreien, als daß sich billig alle Kreaturen hierüber entsetzen mußten. Es meinen manche Lehrer, daß die Hölle nicht von Anfang gebrannt habe, weil dies Feuer vergeblich wäre erschaffen gewesen, sondern Gott habe eine große Höhle erschaffen, gefüllt mit Schwefel und Pech. Da nun Luzifer mit seinen Engeln gleichsam wie ein Blitz in diese Grube gefahren, habe er jäh den Ort in Brand gesteckt , und alsbald habe die Hölle angefangen zu brennen und werde brennen bis in Ewigkeit.
Als sich nun die armen Teufel in diesem elenden, rauchenden, dampfenden, finstern und abscheulichen Kerker befanden, was meinst du, daß sie werden gedacht oder getan haben? O, wie werden sie aufs neue angefangen haben zu heulen, zu brüllen und zu rasen. O wie werden sie in diesem höllischen Feuer angefangen haben zu brennen, zu braten und zu sieden. Die zuvor in dem allerhöchsten Himmel gewesen waren, die befanden sich jetzt in dem Abgrund der Hölle. Die zuvor die allergrößte Seligkeit gehabt hatten, die empfanden jetzt die schrecklichste Pein. Die zuvor die allerschönsten Engel gewesen, die waren jetzt die allerabscheulichsten Teufel. O Sünde, was für ein großes Übel bist Du. O Sünde, wieviel Böses verursachst du. Wer wollte dich nicht von ganzem Herzen hassen. Wer wollte nicht eher sterben, als eine Todsünde begehen. Denn tausendmal besser wäre es, leiblich zu sterben, als ewiglich in der Hölle verdammt sein.
Zum Abschluß dieses Kapitels mahnt Martin Hörer und Leser:
So soll denn hiebei ein frommer Christ bedenken, wie Gott so streng und gerecht ist. Darum fürchte dich, o elender Sünder, vor dem strengen Zorn des gerechten Richters, besonders wenn Du aus lauter Bosheit ohne schwere Anfechtung sündigst und zwar nicht nur einmal, wie die Teufel, sondern immer wieder und immer wieder.
Nein - im Sinne der modernen Pastoral ist diese Kapuzinerpredigt, der Name hat schon seinen Grund, sicher nicht. Und so alleine möchte man sie nicht stehenlassen, so wie auch Martin sie im Gesamt seines Werkes nicht alleine stehen läßt, sondern ebenso wortmächtig von der Güte und Barmherzigkeit Gottes zu sprechen weiß. Nie wäre er auf den Gedanken gekommen, die beiden Pole auseinanderzureißen.