„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Der hl. Joseph und seine Vorgestalt
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- 21. März 2022
Wegen technischer Probleme können wir das Bild zum Fest des hl. Joseph aus dem Pustet-Missale von 1884 erst heute zeigen und kommentieren.
Das zentrale Bild zeigt ein heute nur noch selten dargestelltes Motiv: Den Tod des hl. Joseph, umgeben von seiner ihm anvertrauten Braut Maria und dem göttlichen Pflegesohn. Die Szene ist nicht biblisch belegt, hat aber durchaus einige Wahrscheinlichkeit für sich. Bemerkenswert vielleicht noch aus heutiger Sicht: Der Heilige liegt nicht auf dem Totenbett, sondern gibt sein Leben aufrecht in einem Sessel sitzend in die Hand des Schöpfers zurück. Bis in die Mitte des 19. Jh. war das die bevorzugte Stellung des Sterbens bei denen, die die Gnade hatten, nicht aus schwerer Krankheit oder unter Krämpfen und -schmerhen den letzten Weg antreten zu können. Der Tod selbst war nicht eine tödliche Krankheit sondern gehörte als dessen Abschluß zum Leben dazu.
Die Typologie stellt, wie wir das auch schon aus der Litanei zum hl. Joseph kennen, vor allem den Bezug zu Joseph dem Sohn Jakobs heraus, dessen Geschichte in Genesis, Kapitel 37 und folgende, in großer Breite erzählt wird: Wie er von seinen Brüdern in die Sklaverei verkauft wurde, dort nach Leiden und Wirrungen zu großen Ehren aufstieg und schließlich seinen Brüder vergab und deren Volk in der Hungersnot beistand.
Das Mittelbild links zeigt die Szene aus Gen. 41,40, in der Pharao den Joseph zum Regenten einsetzt, der das Reich auf die prophezeite Hungersnot vorbereiten soll: „Tu eris super domum meam, et ad tui oris imperium (cunctus populus obediet)“. „Du sollst über mein ganzes Haus gesetzt sein und alles Volk soll dem Befehl deines Mundes gehorchen.“ Das Mittelbild rechts zeigt eine andere Szene aus der gleichen Geschichte, als das Volk sich nach Eintritt der Hungersnot hilfesuchend an Pharao wendet und der ihnen sagt: „Ite ad Joseph, et quidquid ipse vobis dicerit (facite)“. Wendet euch an Joseph und dann tut, was er euch sagt. (Gen 41,55)
Mit Feuer und Flamme für die Tradition?
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- 19. März 2022
Im südindischen Bundesstaat Kerala, wo mit der Syrisch-Malabarischen Kirche die größte und älteste christliche Minderheit des Subkontinents zuhause ist, ist es wegen einer Liturgiereform zu tumultarischen Protesten gekommen. Als makabrer Höhepunkt wurden sogar in Talar gekleidete Strohpuppen mit den Photo-Gesichtern der Kardinäle Leonardi Sandri und George Alencherry verbrannt. Ein Pressesprecher der in Einheit mit Rom stehenden Kirche äußerte sichauf höchste empört, sprach von einer „offenen Herausforderung von Kirche und Papst“ und kündigte „Maßnahmen gemäß den Bestimmungen des Kirchenrechtes“ gegen die Aufrührer an. Worum geht es?
Die Syro-Malabarische Kirche verfügt über eine sehr eigentümliche und vermutlich bis ins 7. Jahrhundert zurückreichende Liturgie, deren Hauptkennzeichen darin besteht, daß ihr Hochgebet, die Qurbana nach Addai und Mari, die Wandlungsworte in keiner der im Evangelium überlieferten Formen enthält, sondern in einer uns eher umständlich anmutenden Weise umschreibt oder besser noch umkreist. Diese Tatsache galt lange als Hindernis für die Anerkennung der Syro-Malabaren bzw. deren zur Union mit Rom bereiten Teile, die darin begründeten Auseinandersetzungen fanden erst unter dem Pontifikat von Johannes Paul II. einen Abschluß, als dessen Experten – darunter auch Joseph Ratzinger – die Gültigkeit der Qurbana bestätigten.
Damit war der Konfliktstoff in der indischen Kirche, die ihren Ursprung bis auf die freilich sagenhafte Indienmission des hl. Thomas zurückführt, jedoch nicht ausgeräumt.
Röm'sches Tierleben: Präfekt Roche
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- 17. März 2022
Da liegt nun also auf dem Schreibtisch des Präfekten der Glaubenskongregation Kardinal Ladaria der Brief von Kardinal Pell, der – in Übereinstimmung mit den Bischofskonferenzen Polens und der nordischen Länder – darauf aufmerksam macht, daß der deutsche Synodale Weg im Begriff ist, zentrale Elemente der katholischen Morallehre und des Glaubens insgesamt „abzuschaffen“. Zu Recht fordert Pell den Präfekten auf, seines Amtes zu walten und zunächst einmal den beiden höchstrangigen Propagandisten des Unternehmens – Kardinal Hollerich als Vorsitzendem der Europäischen Bischofskonferenz und Bischof Bätzing als deutschem Bischofspräses – eine deutliche Ermahnung zukommen zu lassen.
Es ist also in Rom, wie man so schön sagt, Feuer am Dach - denn die Absicht der deutschen Zelebritäten, ihren Kurs unter allen Umständen durchzuhalten und einen neuen Glauben zu installieren, ist nicht zu übersehen. Was freilich den Glaubenspräfekt Ladaria nicht zu stören scheint, er hat bisher auf den Brandbrief von Kardinal Pell nicht reagiert.
Sein Kollege Roche von der Gottesdienstkongregation hat es mit der Installation des neuen Glaubens sogar noch eine Nummer eiliger. Um Raum für Neues zu schaffen - denn das ist per definitionem und in jedem Fall besser als Altes - erklärt er nun ausgerechnet die Katholiken zu gefährlichen Problemfällen, Abweichlern und Irrlehrern, die an dem, was die Kirche zu jeder Zeit und überall gelehrt hat, festhalten wollen. Höchste Priorität genießt für den Präfekten der Gottesdienstkongregation dabei der Kampf gegen die überlieferte Liturgie und deren Anhänger im frommen Volk und im Klerus gleicherweise.
Zwar hat der Papst unlängst der Petrusbruderschaft zugesichert, in der Pflege der überlieferten Liturgie weitgehend wie bisher fortfahren zu können, aber für Roche war das anscheinend nur so dahingeredet – was in diesem Pontifikat ja auch nicht auszuschließen ist. In einem Interview mit dem englischen Tablet hat er nun die in TC aufgestellte (und von Franziskus zumindest unterschriebene) These, der Römische Ritus kenne nur eine einzige lex orandi, und das sei die der Deformierung von 1969, dahingehend erweitert und verabsolutiert, DAS KONZIL habe die Lehre der Kirche so fundamental verändert, daß die anderthalb Jahrtausende gültige Liturgie nun „inkompatibel“ geworden sei und endlich überwunden werden müsse. Vermutlich sieht er das hinsichtlich des vom deutschen Synodalen Weg angegriffenen Katechismus genauso, aber das nur nebenher.
Jedenfalls bekräftigt der Gottesdienstpräfekt im Interview mit dem „Tablet“, das in Englands Kirche etwa die gleiche Rolle spielt wie katholisch.de in der deutschen, die These vom Bruch, den das zweite Vatikanum in die Kirchengeschichte eingeführt habe, in einer unerhörten Schärfe.
Weihe Russlands und der Ukraine an das Herz Mariens
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- 16. März 2022
In einem überraschenden Schritt hat Papst Franziskus gestern angekündigt, am 25. 3. zusammen mit weiteren Bischöfen die in einen brudermörderischen Krieg verstrickten Länder Russland und Ukraine dem unbefleckten Herzen der Gottesmutter Maria zu weihen.
An diesem Schritt ist zunächst bemerkenswert, daß der Papst damit die auch in der Kirche virulente Tendenz überschreitet, diesen Krieg im Wesentlichen als als eine politische und innerweltliche Erscheinung zu betrachten, der hauptsächlich mit politischen Appellen und karitativen Aktionen zu begegnen wäre. Die Zahlen der von kirchlichen Würdenträgern und Institutionen abgegebenen Solidaritätserklärungen und die in den Kirchen abgehalten Gebetsnächte stehen, soweit wir das für unser Land überblicken, in einem bedauerlichen Mißverhältnis.
Zum zweiten ist bemerkenswert, daß die Ankündigung, beide kämpfenden Seiten in die Weihe einzuschließen – übrigens auf Anregung der ukrainischen Bischöfe – aus dem bislang dominierenden Schema ausbricht, der einen Seite alles Recht und der anderen Seite alle Schuld zuzuweisen. Es geht offensichtlich nicht um ein Gebet „für den Sieg der gerechten Sache“ oder das, was man dafür ausgibt.
Bemerkenswert – und in einem gewissen Umstand auch bedenklich – ist der Umstand, daß diese Weihe in gewisser Weise als Grenzüberschreitung wahrgenommen werden kann: In beiden Ländern sind die Katholiken in der Minderheit, und die orthodoxe Mehrheit – sofern es überhaupt noch eine christliche Mehrheit gibt – ist nicht über den Verdacht erhaben, die von Rom angekündigte Aktion als übergriffig mißzuverstehen. Das ist freilich bei allen Friedensaktionen so zu befürchten, die sich nicht in einer schlichten Parteinahme erschöpfen.
Liturgierefom und Glaubensverfall
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- 14. März 2022
Während die Progressiven von gestern noch unverdrossen propagieren, daß Frauen zu „Priesterinnen“ geweiht werden oder zumindest der Zölibat aufgehoben wird, sind die Fortschrittler von heute schon einen Schritt weiter: „Christentum brauch keine Priester“ proklamiert (nach Luther und Calvin freilich nur begrenzt originell) Martin Ebner, der seinen Lebensunterhalt als Professor für neues Testament in Bonn verdient (oder sollte man eher sagen: erschlichen?) hat. Wenn viele (so viele sind es ja nicht mehr) junge Priester so sind, wie sie sind, und nicht wissen, wer sie sind und was sie tun, dann haben wir das Lehrpersonal wie Ebner zu verdanken – und ebenso glaubensschwachen wie charakterlosen Bischöfen, die derlei Personal als Professoren duldeten.
Zurück in die Vergangenheit zu Luther und Calvin als höchste Frucht der Modernität - 50 Jahre nach der Machtübernahme durch die Konzilsgeister und deren Liturgiereform ist der totale Zusammenbruch des aus dem Konzil abgeleiteten Fortschritts-Glaubens in Deutschland und Umfeld weder zu übersehen noch zu leugnen. Welche Rolle bei diesem Zusammenbruch die Liturgiereform gespielt hat, ist umstritten. Klar ist, daß Papst Paul VI. als Promulgator der Reform wiederholt ausdrücklich bekräftigt hat, daß diese Maßnahme den überlieferten Inhalt des Glaubens in keiner Weise verändern, sondern lediglich „leichter zugänglich“ machen sollte. Ebenso klar ist, daß diese päpstliche Vorgabe fast (der Vorbehalt ist wichtig) überall, wo die Liturgie „reformiert“ wurde, in keiner Weise eingehalten wurde. Mit zahllosen Worten und einer Fülle von Zeichen brachten die Zelebranten des Novus Ordo (und die Kirchenbauer!) zum Ausdruck, daß ab jetzt alles, was vorher galt, keine Geltung mehr beanspruchen dürfe, und daß sie – die „Vorsteher“ – und die „um den Altar versammelte Gemeinde“ dazu berufen seien, „eine neue Kirche ins Leben zu singen“. Und auch hier wieder: Praktisch kein Widerspruch seitens der Bischöfe – und Resignation seitens der Kurie und der Päpste.
Peter Kwasniewski hat letzte Woche auf OnePeterFive unter der Überschrift „The Sacrificial Nature of the Mass in the Usus Antiquior“ einen Artikel veröffentlicht, der einige wichtige Charakteristika der überlieferten Liturgie hervorhebt, die wesentlich dafür waren, daß die Mitfeiernden die Glaubenswahrheiten wahrnehmen und „ein-sehen“ konnten – und deren Verwässerung oder völlige Abwesenheit im Novus Ordo (teils schon in der Papierform, generell aber in der Praxis) dazu beigetragen hat, diese Glaubenswahrheiten aus dem Bewußtsein geraten zu lassen. Wir bringen hier stark geraffte Zusammenfassungen dieser Punkte und empfehlen im übrigen sehr die Lektüre des ausführlicheren Originaltextes.
Gregor der Große und die Pastoral
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- 12. März 2022
Nach dem überlieferten Kalender ist der 12. März der Festtag des hl. Papstes Gregor, Ordner der Liturgie und der Disziplin der Kirche sowie Verteidiger des Glaubens und der Stadt Rom. Seine in diesen Tage neu übersetzt und kommentiert erschienen Regula Pastoralis ist aktuell wie eh und je.
„In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche“. So der Titel eines neuen Dokumentes, das auf der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellt wurde. Auf der Homepage der DBK heißt es hierzu: „Die Kirche muss den Begriff der Seelsorge ständig den veränderten Bedingungen im Kontext ihres pastoralen Handelns anpassen.“ In der Pressekonferenz am vergangenen Dienstag war viel von dem erarbeiteten 61-seitigen „Papier“ die Rede, vom pulsierenden „Herz der Kirche“ war jedoch wenig zu spüren. Wie auch? Der moderne Pastoraljargon von „Seelsorge als ganzheitliches und mehrdimensionales Interaktionsgeschehen“ erscheint eher als Symptom akuter Herzinsuffizienz der DBK und ihrer zahlreichen Kommissionen denn als Ausdruck pastoraler Vitalität. Wer stattdessen nicht vermeintlich unumgängliche Anpassungen pastoralen Handelns sucht, sondern nach zeitlos gültigen Maßstäben fragt, findet verlässliche Orientierung beim heutigen Tagesheiligen. Von Papst Gregor I. (590-604) stammt bekanntlich das Wort, die Seelsorge sei „die Kunst aller Künste“, also die anspruchsvollste Aufgabe, die sich denken lässt und daher vom Seelsorger höchste Qualifikationen verlangt.
Um den bestehenden Missständen seiner Zeit entgegenzuwirken, die der gegenwärtigen Bischofskrise keineswegs unähnlich waren, verfasste Gregor gleich zu Pontifikatsbeginn die Regula pastoralis, ein Handbuch, um Seelsorgern, insbesondere Bischöfen, biblisch fundierte Leitlinien einer verantwortungsvollen Ausübung des pastoralen Dienstes zu bieten. Die „komplexe Lebenswirklichkeit“, auf die elf Generalvikare deutscher Diözesen in einem offenen Brief vom 12. Februar 2022 an den DBK-Vorsitzenden Bischof Bätzing verwiesen, um arbeitsrechtliche Sanktionen bei Fragen der persönlichen Lebensführung von sogenannten „Mitarbeitenden“ im kirchlichen Dienst auszusetzen, war auch einem Papst Gregor in der Spätantike keineswegs unbekannt.